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Das Duell

Daniel Gasser oder Manfred Vallazza? Vor der Klausur-Tagung des Bauernbundes scheint die Frage nach dem neuen Obmann offen. Eine kleine Tendenz gibt es trotzdem.

von Markus Rufin

Nach 15 Jahren erhält der Südtiroler Bauernbund, nach wie vor einer der mächtigsten Verbände im Land, einen neuen Obmann. Leo Tiefenthaler darf aufgrund der Mandatsbeschränkung nicht mehr kandidieren.

Am Samstag entscheiden die Ortsobleute bei der Klausurtagung am heutigen Samstag, wer dessen Nachfolger wird. Wie bereits berichtet, gibt es zwei Kandidaten: der bisherige Stellvertreter und Feldthurner Viehbauer Daniel Gasser sowie der ehemalige Gadertaler Landtagsabgeordnete Manfred Vallazza, ebenso als Viehbauer tätig.

Während Gassers Interesse an einer Kandidatur schon seit langem bekannt ist, kam Manfred Vallazzas Bewerbung durchaus überraschend. Er verpasste im Herbst den Wiedereinzug in den Landtag nur knapp. Das wurmte ihn, aber auch seine Unterstützer. Sie hatten ihn zunächst um die Kandidatur als Bezirksobmann gebeten. Bereits damals hatte er Interesse an einer Kandidatur als Landesobmann bekundet – unter einer Prämisse: Nur wenn kein Obstbauer antritt, wird auch er sich aufstellen lassen.

Bekanntlich haben die Obstbauern keinen eigenen Kandidaten erkoren. Es habe sich einfach kein Kandidat herauskristallisiert. Weil es im Bauernbund aber auch kein starkes Konkurrenzdenken zwischen Obst- und Viehbauern gibt, erachtete man dies nicht unbedingt als nötig.

So kommt es nun also zum Duell zwischen Gasser und Vallazza. Unterschiede gibt es zwischen den beiden kaum. Inhaltlich vertreten sie ähnliche Positionen, sie verfügen auch über einen ähnlich großen Bekanntheitsgrad. Bevor Vallazza sein Interesse bekundete, galt Gasser in einigen kreisen sogar als designierter Nachfolger. Auch Tiefenthlaer war, bevor er 2009 zum Obmann gewählt wurde, Stellvertreter. Doch mit der Kandidatur Vallazzas änderte sich das. Der Gadertaler setzte sich im Landtag mit Herzblut für bäuerliche Belange ein und befand sich mit Bauern im ganzen Land im Austausch. Beide verfügen dementsprechend über Erfahrungen und haben Kontakte zu den Entscheidungsträgern im Land.

Auf die Frage, wer vor der Klausurtagung die besseren Karten in der Hand hat, lässt sich keine einfache Antwort finden. Gewählt wird der neue Obmann durch die Ortsobleute. Je größer die Ortsgruppe, desto mehr Stimmrechte gibt es. Der stimmenstärkste Bezirk ist dabei Bozen, gefolgt von Meran. Alle anderen Bezirke haben in etwa gleich viele Stimmrechte.

Gasser kann wohl auf die Stimmen aus dem Eisack- und Wipptal rechnen, Vallazza dafür mit den Stimmen aus dem Pustertal. Der Rest? Völlig offen. Wahlkampf gibt es so gut wie keinen. Bei der Tagung selbst haben beide Kandidaten nochmal die Möglichkeit, sich und ihre Punkte zu präsentieren, die meisten Ortsgruppen haben sich bereits im Vorhinein auf einen Kandidaten geeinigt. Sowohl die Bezirksobleute als auch die Landesfunktionäre lassen ihren Ortsgruppen bei der Wahl freie Hand.

Die TAGESZEITUNG hat sich bei verschiedenen hochrangigen Bauernvertretern um ein aktuelles Stimmungsbild bemüht, doch selbst diese tun sich schwer, die Lage zuverlässig einzuschätzen. Aus den Rückmeldungen geht hervor, dass es sowohl Unterstützer für Vallazza als auch Unterstützer für Gasser gibt. Eine eindeutige Mehrheit lässt sich nicht feststellen. Viele rechnen daher auch mit einer knappen Wahl am Sonntag.

Aber immerhin gibt es eine leichte Tendenz. Weil kein Obstbauer kandidiert, diese aber am meisten Stimmrechte haben, werden sie das Rennen um die Obmannschaft entscheiden. Zwar gibt es auch unter den Obstbauern keinen klaren Favoriten, allerdings sind die Bauern mit der bisher geleisteten Arbeit des Landesbauernrates zufrieden. Die Verfehlungen der letzten Jahre werden viel mehr Landesrat Arnold Schuler angelastet. Nur eine kleine Gruppe von konservativen Landwirten hätte sich ein härteres Auftreten des Bauernbundes vor allem in der Pestizid-Diskussion gewünscht. Die große Mehrheit bevorzugt aber eine Weiterführung des bisherigen Weges. Wie bereits beschrieben, unterscheidet die beiden Kandidaten nicht viel, einige Bauern sehen aber bei Gasser als Obmann Kontinuität garantiert. Sie wissen bereits, wie er als Stellvertreter arbeitete und geben sich damit zufrieden.

Doch wenn überhaupt, hat Gasser dadurch nur einen kleinen Vorsprung. Vieles deutet auf ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen am Samstag hin. Einen eindeutigen Favoriten gibt es im Vorfeld nicht.

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