Freiheitliche Kopie
Die Liste JWA hat einen Beschlussantrag zur Abschaffung der Gendersprache eingereicht. Damit bringt sie die Koalitionspartner der SVP in eine Zwickmühle.
von Markus Rufin
Für Ulli Mair weht jetzt ein anderer Wind. Seit ihrem erstmaligen Einzug in den Landtag saß sie immer auf der Oppositionsbank. In dieser Rolle hat sie eine Vielzahl von Beschlussanträgen eingereicht, von denen ein Großteil von der Mehrheit abgeschmettert wurde.
Eines ihrer Lieblingsthemen als Oppositionelle war das Gendern. In Vergangenheit sprach sich Mair stets vehement gegen die Gendersprache in Behörden. So auch im Juli 2021, als sie dazu einen Beschlussantrag einreichte, der die Abschaffung von Sonderzeichen wie dem Binnen-I, dem Gendersternchen oder dem Doppelpunkt vorsah. Der Landtag hat den Beschlussantrag mehrheitlich abgelehnt. Mair ärgerte sich im Nachhinein sehr darüber: „Die Genderideologie hat es geschafft, die Gesellschaft in Gruppen zu spalten. Die gendergerechte Sprache wird von großen Teilen im deutschen Sprachraum abgelehnt. Ich finde das als Frau übergriffig.“
Trotz dieser klaren Positionierung fand die Gendersprache nicht den Weg ins Koalitionsprogramm. Allerdings heißt das nicht, dass sich die neue Landesregierung damit nicht befassen muss. Dafür sorgen nämlich die neuen Oppositionsparteien. Die Liste JWA hat nun nämlich einen Beschlussantrag eingereicht, der erneut die Abschaffung von Sonderzeichen im Sinne der Gendersprache fordert.
Erstunterzeichner Jürgen Wirth Anderlan greift dabei zu einem besonderen Trick. Nicht nur, dass der Antrag sinngemäß der Position von Ulli Mair entspricht, er greift sogar teilweise das gleiche Vokabular auf und zitiert dieselben Studien, die auch schon Mair in ihrem Beschlussantrag 2021 verwendet hatte. Der Beschlussantrag könnte so eins zu eins aus der Feder von Ulli Mair stammen.
Sowohl Mair als auch Wirth Anderlan wollen in ihren Beschlussanträgen aufzeigen, dass die Gendersprache uneinheitlich ist und verweisen dazu auf den Vorschlag, Suffixe und Pronomen mit „x“ auszutauschen. Beide bringen sogar dasselbe Beispiel („Professx“ statt Professor). Beide verweisen auch auf den deutschen Rechtsschreibrat, der Genderzeichen ablehnt. Nicht zuletzt berufen sich Mair und Wirth Anderlan in ihren Beschlussanträgen jeweils auf Umfragen, die belegen, dass die Mehrheit die Gendersprache ablehnt.
Noch deutlicher werden die Parallelen, wenn man die jeweiligen Pressemitteilungen der Parteien anschaut. Während Anderlan von einer „Vergewaltigung“ der deutschen Sprache spricht, heißt es bei Mair „Verschandelung“. Beide glauben, dass die Gendersprache „ideologisch“ motiviert sei.
Inhaltlich stimmen Mair und Wirth Anderlan also zu hundert Prozent überein. Trotzdem bringt die Liste JWA die Freiheitlichen aber auch Fratelli d’Italia und Lega, die sich ebenso gegen das Gendern aussprechen, in eine Zwickmühle.
Die SVP hat die Gendersprache in Vergangenheit nämlich vehement verteidigt. Vor allem Landeshauptmann Arno Kompatscher liegt eine inklusive Sprache am Herzen. Zwar kann die SVP bei der Abstimmung auf die Mithilfe von anderen Parteien wie den Grünen setzen, wenn aber schon bei einer der ersten Abstimmungen im Landtag sich Teile der Landesregierung spalten, wirft das kein gutes Licht auf die Koalition.
Wer die Abläufe im Landtag kennt, weiß außerdem, dass es nicht gerade üblich ist, dass Anträge von Oppositionsparteien ohne weiteres von der Mehrheit angenommen werden. Vielfach wird darauf verwiesen, dass bereits Gesetze in Ausarbeitung sind oder ein eigener Beschlussantrag wird eingereicht oder stattdessen genehmigt.
Mairs Position zum Thema ist jedenfalls dieselbe. Auf die Frage, ob sie gedenkt, für den Beschlussantrag zu stimmen, verweist sie auf eine Umfrage der TAGESZEITUNG vor einem Monat, zum Genderverbot in Bayern, and er auch sie teilgenommen hat. Darin sagt sie klar und deutlich: „Der bayrische Ministerpräsident Söder schlägt den richtigen Weg ein, wenn er das Gendern an Schulen und in der Verwaltung unterbinden will. Südtirol sollte sich daran ein Beispiel nehmen.“
Auch darin sind sich Mair und Wirth Anderlan offenbar einig, denn der Kalterer Landtagsabgeordnete schreibt in seiner Aussendung: „Bayern zeigt vor, dass ein striktes Gender-Verbot in Behörden machbar ist. Ministerpräsident Markus Söder hat ein solches erst vor einem Monat beschlossen. An dieser Entscheidung kann – und soll – sich Südtirol ein Beispiel nehmen.“
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