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„Vorbildhaftes Projekt“

Das Haus der Solidarität feiert das einjährige Jubiläum seines erfolgreichen Wohnprojekts im Fischerhaus in Vintl. Acht Personen in prekären Situationen leben dort zu günstigen Mietverhältnissen. Kommen bald weitere Projekte dazu?

von Markus Rufin

Ein Jahr ist vergangen, seit das Haus der Solidarität (HdS) gemeinsam mit der Gemeinde Vintl im Fischerhaus ein wegweisendes Wohnprojekt eröffnete.  Das Fischerhaus, das als Unterkunft für Menschen in prekären Situationen diente, wurde wiederbelebt und erfüllt seit einem Jahr erfolgreich seine Rolle als Übergangsunterkunft in Zeiten eines angespannten Wohnungsmarktes.

Die Gemeinde Vintl hat das Fischerhaus für acht Jahre dem Haus der Solidarität übertragen. Das HdS fungiert als eine Art Zwischenmieter. Die Bewohner des Hauses zahlen die Miete, die leicht unter dem Marktpreis liegt, an das HdS, das wiederum Geld an die Gemeinde abgibt. In den vier Wohneinheiten haben acht Personen eine vorübergehende Bleibe gefunden, von denen die meisten im Pustertal arbeiten und lange Zeit vergeblich nach einer eigenen Wohnung gesucht hatten. Es handelt sich bei den Bewohnern um alleinstehende Migranten, die seit über fünf Jahren in Südtirol ansässig sind.

„Die Personen verfügen zwar über ein geregeltes Einkommen, aufgrund von Ressentiments und des fehlenden sozialen Netzwerkes tun sie sich sehr schwer, Wohnungen zu finden“, berichtet Sabine Bachmann vom Haus der Solidarität.

Neben den Vorurteilen machen vor allem die hohen Mietpreise und das knappe Wohnangebot den Bewohnern zu schaffen. „Eine Wohnung als Ausländer zu finden“, erzählt M. A., Bewohner des Fischerhaus, „ist sehr schwierig, auch mit einem guten Arbeitsvertrag. Deswegen sind wir sehr froh, hier ein Zuhause gefunden zu haben.“

Die meisten von ihnen haben seit Jahren nach Wohnungen gesucht, berichtet Bachmann. Erst im fischerhaus haben sie aber eine feste Bleibe gefunden: „Es ist für sie ein Platz, an dem sie sich zuhause fühlen können. Vor allem gibt es ihnen aber die Möglichkeit Wurzeln zu schlagen.“

Auch die Gemeinde zeigt sich mit dem Projekt überaus zufrieden. Die Bewohner werden als ruhig und angenehm wahrgenommen. Gemeindereferentin Maria-Luise Fink würdigt vor allem die Zusammenarbeit mit dem HdS: „Mit dem Haus der Solidarität hat die Gemeinde einen verlässlichen und vertrauenswürdigen Partner gefunden, um das Haus wieder mit Leben zu füllen.“

Das Haus der Solidarität sieht sich in den letzten Jahren mit einer erheblichen Zunahme von Anfragen von Wohnungssuchenden konfrontiert. Die gestiegene Anzahl unterstreicht die anhaltende Herausforderung auf dem Wohnungsmarkt und die steigende Notwendigkeit für bezahlbare Unterkünfte. Das HdS setzt sich engagiert für die Bewältigung dieser Herausforderungen ein und sucht nach innovativen Lösungen, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.

„Die Wohnungsnot betrifft nicht nur Migranten“, betont Bachmann. „Ich glaube, die Zeit des Eigentums ist vorbei. Politik und Gesellschaft sind dazu aufgefordert, Lösungen zu finden und neue Modelle auszuprobieren.“

Das Fischerhaus-Projekt zeige, dass die Vermietung leerstehender Wohnungen eine nachhaltige Möglichkeit darstellt, bezahlbaren Wohnraum nutzbar zu machen und einen Beitrag zur Lösung der Wohnungskrise zu leisten.

Alessandra Degli Esposti, Mitglied der Hausleitung des HdS, teilt ihre Freude über das bisher Erreichte: „Wir hoffen, dass weitere Gemeinden dem Vorbild Vintls folgen und ähnliche Projekte entwickeln, um leistbares Wohnen für alle zu ermöglichen.“

Das HdS ist bereits in Austausch mit anderen Gemeinden und Privatpersonen, die ebenso Bereitschaft gezeigt haben, Wohnungen billig zu vermieten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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