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„An Vernunft appellieren“

Foto: BRD Ratschings

Vergangene Woche haben zwei junge Skifahrer in Ratschings einen Lawinenabgang ausgelöst, als sie außerhalb der Piste unterwegs waren.  Josef Schölzhorn, Präsident der Liftgesellschaft, über die Folgen und die Verantwortlichkeiten.

Tageszeitung: Herr Schölzhorn, gleich mehrmals ist Ihr Skigebiet wegen Ereignisse in die Schlagzeilen geraten, die zum Glück glimpflich ausgegangen sind. Sind Sie mittlerweile täglich wie auf Nadeln?

Natürlich wird man sofort nervös, wenn die Meldung von einem Lawinenabgang eingeht.

Da ich Mitglied der örtlichen Feuerwehr bin, habe ich den Lawinenabgang sofort vernommen und bin dann sofort zum Ort des Unglückes geeilt. Glücklicherweise waren die Buben bereits unverletzt von einem vorbeikommenden Skifahrer, ein Einheimischer aus dem Tal, aus den Schneemassen befreit worden. Die Rettungskette hat wiederum perfekt funktioniert, innerhalb kürzester Zeit waren zahlreiche Bergrettungskräfte mittels Hubschrauber und Skidoo vor Ort. Die Buben konnten unverletzt den Eltern übergeben werden.

Lawinenabgänge nahe den Pisten: Wie groß ist die Gefahr und haben Sie mittlerweile das Gefühl, mit einem Fuß im Gefängnis zu stehen?

Nein. Wir halten uns an alle gesetzlichen Regeln. Wir aktualisieren die Schilder und haben heuer einen neuen Pistenchef angestellt, der täglich vor Start und während des Liftbetriebs Kontrollfahrten durchführt und alle Zäune kontrolliert. Zudem haben wir eine WhatsApp-Gruppe, in der sofort vermeintliche Gefahren vermeldet werden. Es wird dann sofort interveniert und bisher ist noch nichts passiert. Auch, weil das Gelände hier nicht steil und daher nicht gefährlich ist. Bei uns sind keine Sprengungen erforderlich.

Aber eine 100-prozentige Sicherheit kann man nicht garantieren. Und gerade an solchen Tagen muss an die Vernunft der Skifahrer appelliert werden. Denn bei solchen Ereignissen, auch wenn sie glimpflich ausgehen, erschrickt man immer: Diese Ereignisse sind für die Betroffenen, das Skigebiet und auch für die Retter äußerst unangenehm. Ich habe den Rettern am Sonntag auch gesagt: Ich sehe euch gerne privat alsbald wieder, aber nicht in derartigen Situationen.

Welche Folgen hat dies für den Variantenfahrer, wenn er abseits der Piste eine Lawine auslöst?

Welche Konsequenzen dies für die Variantenfahrer hat, weiß ich nicht. Wir haben keine Anzeige erstattet und es ist laut meines Wissens von der Staatsanwaltschaft auch keine Ermittlung eingeleitet worden. Als Skigebiet haben wir jedenfalls alle Vorsichts– und gesetzlichen Maßnahmen getroffen: Überall waren die Lawinenwarnschilder und die Pistenbegrenzungen aufgestellt. Aber wie in jedem anderen Skigebiet auch, kann man auch bei uns abseits der Piste Varianten fahren. Diese beiden jungen Buben haben sicherlich nicht mit diesem Schneebrett gerechnet. Dass an dieser Stelle eine Lawine abrutscht, war nicht vorhersehbar.

Kann man das Variantenfahren unterbinden?

Nein. In jedem Skigebiet gibt es viele Variantenfahrer. Will man dies unterbinden, müssten alle Pisten vollständig eingezäunt werden und dies ist schlicht und einfach nicht machbar.

Interview: Erna Egger

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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