Du befindest dich hier: Home » Kultur » Filme, die Mut machen

Filme, die Mut machen

Wim Wenders erzählt in „Perfect Days“ von weniger ist mehr

Damit sind auch wir hier im Kinojahr 2024 angekommen. Es beginnt sehr gut. Das Programmkino bietet Auserlesenes, die Plexe bleiben bei der üblichen Kost.

von Renate Mumelter

Perfect Days

So positiv wie Wim Wenders‘ neuer Film fühlt sich das neue Kinojahr an. „Perfect Days“ geht nach Japan und stellt einen Kloputzer in den Mittelpunkt, der sich für ganz persönliche perfekte Tage entschieden hat. Für Hirayama ist nämlich weniger mehr. Das könnte ganz allgemein ein gutes Motto für 2024 sein.

Wenders erzählt, dass sein Film aus und in der Pandemie entstanden ist, in dieser Zeit der unfreiwilligen Einschränkung, die auch ein neues Gefühl für gute freiwillige Einschränkung weckte. Nur dass letzteres schnell wieder abhanden kam. In „Perfect Days“ ist es noch da, und das Publikum kann über Hirayamas Augen darin eintauchen.

Begleitet werden die überzeugenden Bilder von Musik, wie sie zu Wim Wenders passt, sehr treffend, ohne großes Trara, einnehmend wie Lou Reeds „Just a Perfect Day“. Sehen konnte ich den Film aus organisatorischen Gründen noch nicht, aber das, was da steht, trau ich mich auch ohne Sichtung zu schreiben.

Perfekte Cortellesi

Bis inklusive Sonntag besteht eine letzte Möglichkeit, die Kino-Überraschung des Jahresausklangs doch noch im Kino zu sehen, Paola Cortellesis „C’è ancora domani“. Der Film machte in den Sälen mehr als deutlich, dass das Gemeinschaftserlebnis Kino Freude bereiten und gesellschaftlich wirksam sein kann. Was da von der Nachkriegszeit und den Frauen damals erzählt wird, trifft zu, wirkt nach und lässt besser verstehen, warum es das Patriarchat nach wie vor gibt. Dieser Film macht Frauen Mut zur Selbstermächtigung. Das klingt jetzt zwar eher abtörnend theoretisch und kämpferisch, aber „C’è ancora domani“ ist auch ein Kinogenuss und eine emotionale Reise.

Perfekter Kaurismäki

Sein neuer „Fallen Leaves“ ist im neuen Jahr noch zu sehen, eine Liebesgeschichte mit klaren Bildern und wenig Dialog, ein Muss wie gesagt. „Dass in meinen Filmen so wenig gesprochen wird, ist kein Stilmittel oder Kommentar, sondern mir ist oftmals einfach nichts eingefallen. Mir geht es wie Kafkas Hungerkünstler, der in seinem Metier der größte Meister ist, aus dem einfachen Grund, weil es kein Essen gibt, das er mag. Es war jedoch interessant im Laufe der Zeit zu bemerken, dass man eigentlich überhaupt keinen Dialog braucht. Der Film ist wirklich ein Spiel von Licht und Schatten“, sagt Kaurismäki.

Polish Prayers

ist nur am kommenden Donnerstag zu sehen. Es ist der vierte Film in der hoch interessanten Reihe „Doc Day“, die von der FAS in Zusammenarbeit mit dem Filmclub, mit ZeLIG und diesmal mit dem Film Frauen Roundtable veranstaltet wird.

Die polnische Dokumentarfilmerin Hanna Nobis begleitete 4 Jahre lang den Jugendlichen Antek, der als traditioneller Katholik erzkonservative Werte vertrat und sich dafür auch agitierend und betend lauthals stark machte. Im Lauf der Jahre allerdings gesellte sich die Liebe zu ihm, und die bewirkte einige Veränderungen. Eine spannende Geschichte, die Hoffnung darauf machen könnte, dass Änderung zum Positiven möglich ist.

Was es sonst noch gibt:

„The Dreamers – I Sognatori“ von Bernardo Bertolucci in 4k-restaurierter Fassung (Mo/Di), „Joan Baez – I am a noise“ von Karen O’Connor, Miri Navasky, M.O’Boyle und „Maestro“ von und mit Bradley Cooper.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen