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„Nicht zeitgemäß“

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Die Regierung in Rom möchte Weihnachtstraditionen in den Schulen gesetzlich schützen. Gibt es dafür eine Notwendigkeit? Und: Wird mit der Verwendung weihnachtlicher Symbole auch Rücksicht auf andere Religionen genommen?

Tageszeitung: Frau Falkensteiner, die Regierungspartei Fratelli d’Italia hat einen Gesetzentwurf eingebracht, der weihnachtliche Traditionen in den Schulen schützen und auch verhindern soll, dass Weihnachtsfeiern „Winterfeste“ genannt werden. Was halten Sie von dieser Idee?

Sigrun Falkensteiner (Landesschuldirektorin): Für unsere Realität in Südtirol kann ich sagen, dass ich keinerlei Tendenzen wahrnehme, Weihnachtsferien oder -feiern nicht mehr als solche zu bezeichnen.

Welche weihnachtlichen Symbole werden in den Schulen Südtirols verwendet?

In den Kindergärten und Schulen finden dieser Tage viele Weihnachtsfeiern statt und dort werden alle Symbole verwendet, die bei uns in der Tradition verankert sind, wie Sterne, Krippe, weihnachtliche Figuren. Ich nehme nicht wahr, dass es hier Kritik geben würde oder dass solche Weihnachtsfeiern nicht gemeinsam getragen würden. Ich glaube, das ist in unserer Tradition verhaftet, auch wenn der eine vielleicht einen religiöseren Zugang hat als der andere.

Um die Kreuze in den Klassenzimmern gab es viele Diskussionen. Wird dieser Gesetzentwurf eine Neuauflage dieser Auseinandersetzungen heraufbeschwören?

Das wird sich zeigen. Aber ich finde es spannend, mit welchen Themen man sich mit dieser Priorität beschäftigt und somit ablenkt von Thematiken, die wesentlich wichtiger sind. Wenn man jetzt die Aufmerksamkeit auf dieses Thema richtet, dann kann im Gegenzug eine Welle losgetreten werden und man fängt überhaupt erst an, darüber nachzudenken, ob das für alle in Ordnung ist oder nicht. Bisher hat es aber keine Proteste, Klagen oder Rückmeldungen gegeben.

Wie sieht es mit Schülern anderer Religionen aus: wird mit diesem Vorhaben entsprechend Rücksicht auf sie genommen?

Den Frieden und die Liebe zu feiern und daran zu erinnern, was das Wesentliche im Leben ist, das ist unabhängig von jeder Religion. Alle Schüler nehmen an den Weihnachtsfeiern teil und es hat sich auch noch niemand daran gestört, wenn jetzt ein Adventskranz auf dem Lehrerpult steht oder ein Tannenbaum in der Aula.

Im Falle einer Nichtbeachtung dieser Vorgaben sind Sanktionen für den jeweiligen Schulleiter vorgesehen. Halten Sie dies für angebracht?

Hier mit Strafen zu drohen, ist absolut kontraproduktiv.

Die Regierung Meloni legt viel Wert auf Traditionen, Werte und die Familie. Aber wie viele Vorschriften sind hier angebracht und auch zeitgemäß?

Ich halte es nicht für zeitgemäß, vor allem wenn es darum geht, zu sagen, was in unserer Kultur und in unseren Traditionen verankert ist.

Welchen Umgang mit Traditionen in den Schulen würden Sie empfehlen?

Alle unsere Kindergärten und Schulen haben gute Wege gefunden und ich würde sie sehr ermutigen, diese Wege auch weiterzugehen. In den Rahmenrichtlinien ist verankert, dass Traditionen aus unserem Kulturkreis in den Unterricht einzubinden und die Hintergründe der Feste zu erklären sind. So hat auch Ostern einen religiösen und einen nicht religiösen Charakter. Viele Feste, die christlich gefeiert werden, haben einen nicht christlichen Hintergrund. Deswegen kann man den Bogen weit aufspannen.

Interview: Sandra Fresenius

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Kommentare (9)

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  • romy1988

    Was heißt hier zeitgemäß? Wir leben in einem katholischen Land, in dem Religion, Kultur und Tradition geschützt und gelebt werden will. Ausländer müssen sich anpassen, nicht umgekehrt.

    • falkao

      Es scheint wohl zur Südtiroler Tradition geworden zu sein, immer gegen Ausländern zu wettern.Ist dies gelebter Katholizismus?

      • 2xnachgedacht

        @falkao
        frage: was verstehen sie unter gelebten katholisismus? und oder wie weit ist der überhaupt noch vorhanden? und der rest ist in abschaffung begriffen. thema verfehlt würd ich sagen.

        • falkao

          Ich beziehe mich hier auf die Aussage „Wir leben in einem katholischen Land, in dem Religion, Kultur und Tradition geschützt und gelebt werden will.“ und habe daraus gelebten Katholizismus abgeleitet, da man laut @romy1988 in einem Land lebt, in dem Religion gelebt werden will. Passen sich Ausländer dem an, werden sie offenbar zu Inländern, könnte man weiter meinen.

  • nochasupergscheiter

    Findet ganz klar auch bei uns statt der Martins umzug wird zum lichterumzug und so weiter und so weiter…
    Ich kann in kein Land ziehen und verlangen dass sie die dortigen bräuche aus Rücksicht auf mich ändern, wenn es derartig gemassigte christliche Feste sind schon gar nicht…
    Dann sollte ich mich nach Hause zurück bewegen weil dann bin ich da nicht richtig wo ich hin bin, und die sog. Erzieherinnen die sich sowas ausdenken, sollten ihre befähigung überdenken…

  • brutus

    …welche Gruppierungen verlangen eine Gleichschaltung der Gesellschaft? …denkt mal darüber nach!

  • norbert234

    Und dann wundert sich noch jemand über den Rechtsruck in ganz Europa?
    Solchen Überlegungen wie Martinsumzug in Lichterfest, Weihnachtsmarkt in Wintermarkt umzubenennen, oder gar die Kreuze aus den Klassenzimmern zu entfernen ist sofort ein Riegel vorzuschieben.
    So können wir doch gleich alle christlichen Feste und Feiertage abschaffen, die Kreuze von den Berggipfeln entfernen.
    Und dann spricht die Linke Szene von Werten und verraten selber alle Traditionen. Aber was will man von Leuten erwarten die die Mutter als „gebärendes Elternteil“ bezeichnen.

  • meintag

    Allein dass sich Messebesucher kontrollieren lassen müssen so wie in Köln zeigt dass es für Europa bereits 5 nach 12 ist. Da werden in den kommenden Jahren Einige der linksdenkenden Europäer umdenken.

  • dn

    Italien, Beherberger des Vatikans, tut sich schwer mit der Trennung von Staat und Kirche. In der Schule haben solche Themen eigentlich nichts zu suchen. Dazu gibt es die religiöse Gemeinschaft. Ich möchte auch keinen Imam und keinen Rabbi in der Schule sehen. Ob und welche Religion ich wähle ist meine persönliche Entscheidung und in einer öffentlichen Schule haben solche intimen Bedürfnisse keinen Platz. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.

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