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Falsches Spiel

Das Team K

Das Team K hat einen Verdacht: Wurde es von LH Arno Kompatscher in den Sondierungsgesprächen nur „benutzt“, um sich jetzt als Opfer böser Kreise in der SVP zu stilisieren?

von Matthias Kofler

Paul Köllensperger und Maria Elisabeth Rieder wollen den Vorwurf, in den Sondierungsgesprächen einen Schlingerkurs gefahren und sich damit selbst aus einer möglichen Koalition mit der SVP hinausmanövriert zu haben, nicht auf sich sitzen lassen. „Wir sind immer bei unserer Position geblieben“, sagen die beiden Spitzenexponenten des Teams K. „Und wir haben uns nie angebiedert. Wenn wir in so eine Regierung gewollt hätten, hätten wir uns auch anders verhalten. Wir hingegen wollten eine Koalition der Mitte – so etwas geht ohne das Team K nicht, eine Regierung mit einer rechts-nationalisitschen Partei hingegen geht mit dem Team K nicht.“

Aus dem Umkreis des Landeshauptmanns verlautet, dieser habe bis zum Schluss für eine Koalition mit den Gelben gekämpft. Diesen Eindruck hatte man beim Team K nicht. In der ersten Gesprächsrunde ging es ausschließlich darum, ob die Gelben grundsätzlich bereit wären, sich mit der SVP an einen Tisch zu setzen, was diese bejahten. Erst bei einem gemeinsamen Mittagessen in der vorletzten Novemberwoche gewährte Kompatscher einen (kleinen) Blick in seine Karten, indem er eine Koalition mit den Fratelli d’Italia als die von ihm angestrebte Variante bezeichnete. Dass er auch Paul Köllensperger und Co. mit ins Boot nehmen will, war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Das Team K, dass mit einem Facebook-Posting eine Koalition mit der italienischen Rechten kategorisch ausschloss, wollte dem LH nicht völlig die Tür zuschlagen und spielte bis zum Schluss mit: Ein Erstgespräch Ja, alles andere werde man sehen. Das Kalkül von Köllensperger und Co.: Man sollte es dem SVP-Ausschuss nicht zu einfach machen, sich für die Rechts-Rechs-Variante auszusprechen. Und dem LH die Möglichkeit geben, für eine Koalition der Mitte zu kämpfen. Zumindest die Alternative sollte auf dem Tisch bleiben. „Wir wollten über Inhalte reden: über ein massives Wohnbauprogramm und höhere Löhne, aber auch über ein Nein zum Verkauf der Dolomiten, einen Naturpark Langkofel, die IDM-Aufteilung usw.“, so Köllensperger. „Wobei alles andere als klar ist, ob wir uns überhaupt mit der SVP geeinigt hätten.“

In der Sitzung des Parteiausschusses verabsäumte es der LH, sich klar für seine vermeintliche „Wunschvariante“ ins Zeug zu legen. Von Kampf war keine Spur. Entgegen der Ankündigung an die Mitglieder und den üblichen internationalen Gepflogenheiten bei einer Regierungsbildung wurde vom SVP-Spitzenkandidaten und dem Obmann kein Vorschlag für eine Koalition vorgelegt. Man ließ die Mitglieder hingegen geheim über alle möglichen Varianten abstimmen.

Im Team K stellt man sich deshalb die Frage, ob der LH sie nur benutzt haben könnte, um sich jetzt als Opfer böser Kreise in der SVP zu stilisieren. Kompatscher sagte im Anschluss an die Sitzung des Parteiausschusses, dass er über den Ausgang der Abstimmung „nicht glücklich“ sei und sich ein „anderes Ergebnis“ gewünscht hätte. „Ich weiß nicht, wer wie abgestimmt hat“, sagt Köllensperger. „Die schlimmste Aussage für mich ist aber jene, dass man in der SVP Angst hatte, das Team K in die Regierung zu lassen, weil wir so bei einer guten Arbeit noch stärker würden. Geht es der SVP also mehr um sich als um das Wohl des Landes?“

Was der Regierungschef genau wollte und will, bleibt eine Frage des Glaubens. Auf der Pressekonferenz im Anschluss an die gestrige Sitzung der Landesregierung hatte Kompatscher hierfür eine kryptische Stellungnahme auf Lager: „Werte und Pragmatismus dürfen nicht gegenseitig ausgespielt werden. Ziel ist es, auf dem pragmatischen Weg unsere Ziele zu erreichen, ohne unsere Werte aufzugeben. Wenn wir dies schaffen, dann gut – ansonsten sind die Verhandlungen in diesem historischen Moment für Südtirol gescheitert.“

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