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Haydn & Ligeti

Kent Nagano (Foto: FHS)

Von der Londoner Sinfonie von Joseph Haydn bis zum mechanischen Metronom-Ensemble von György Ligeti: Kent Nagano leitet das Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen.

Am 5. Dezember um 20 Uhr steht der Ausnahmedirigent Kent Nagano im Konzerthaus Bozen wieder am Pult des Haydn Orchesters – und präsentiert an diesem Abend mit dem regionalen Klangkörper zwei herausragende Komponisten, die sowohl zeitlich wie auch stilistisch weit voneinander entfernt sind: Joseph Haydn und György Ligeti, der in diesem Jahr anlässlich seines 100. Geburtstags weltweit gefeiert und geehrt wird.

Kent Nagano eröffnet das Konzert mit Haydns 1795 in London uraufgeführter 102. Sinfonie. Darauf folgen legendäre Ligeti-Stücke: das „Poème Symphonique für 100 Metronome“ sowie das Konzert für Klavier und Orchester mit der Solistin Mari Kodama, die das Programm mit dem 11. Stück aus György Ligetis „Musica ricercata“ (Hommage an Girolamo Frescobaldi) und Haydns Sonate in C-Dur (Hob. xvi: 48) abschließt.

György Ligeti gehört zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und hat für unterschiedlichste Ensembles Musik geschrieben. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das 1962 für die Künstlergruppe Fluxus konzipierte „Poème symphonique für 100 Metronome“, mit dem er die Musik dieser Zeit und vor allem die konservativsten Positionen kritisierte, indem er auf die üblichen Interpretinnen und Interpreten verzichtete und die Aufführung seiner Musik ausschließlich 100 mechanischen Taktgebern anvertraute. Der öffentlichen „Suche“‘ der Haydn-Stiftung nach den für Ligetis ironische Auseinandersetzung mit dem Phänomen von Tempo und Zeit benötigten „Instrumenten“ sind übrigens viele Menschen gefolgt. So wurden mehr als 100 Metronome gesammelt, die zum Teil ein Jahrhundert alt sind – und im Musikbetrieb des 21. Jahrhunderts durch digitale Geräte ersetzt werden. Die beiden übrigen Stücke des österreich-ungarischen Komponisten scheinen konventioneller angelegt zu sein: Das Klavierkonzert entstand in den 1980er Jahren und enthält viele Bezüge zur afrikanischen Polyrhythmik. Die Hommage an Girolamo Frescobaldi aus der „Musica ricercata“ gehört zu Ligetis bekanntesten Werken – auch weil das Stück in den Soundtrack für Stanley Kubricks Film „Eyes Wide Shut“ aufgenommen wurde.

Mari Kodama wurde in Osaka geboren und wuchs in Düsseldorf und Paris auf, wo sie am Conservatoire National studierte. Von der Kritik wird sie wird für ihre Virtuosität in einem breiten Repertoirespektrum gelobt, das Orchester- und Kammermusik sowie Solowerke von Komponisten aller Epochen umfasst. Zudem ist sie für ihre natürliche Musikalität, ihre klangliche Ausdrucksstärke mit einer klaren Form und auch als maßstabsetzende Beethoven-Interpretin bekannt. 1988 wurde sie beim Busoni-Wettbewerb in Bozen ausgezeichnet, dessen Juryvorsitz sie später übernahm.

Kent Nagano gilt als einer der herausragenden Dirigenten weltweit, sowohl für das Opern- als auch für das Konzertrepertoire. Seit der Spielzeit 2015/16 ist er Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper und Hamburgischer Generalmusikdirektor des Philharmonischen Staatsorchesters. Zudem war er von 2006 bis 2020 Music Director des Orchestre symphonique de Montréal und wurde im Februar 2021 zu dessen Ehrendirigent ernannt. Seit 2006 ist er Ehrendirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin sowie seit 2019 Ehrendirigent des auf historische Aufführungspraxis spezialisierten Orchesters Concerto Köln. 2021 erschienen eine 3-CD-Box mit Werken von Olivier Messiaen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter seiner Leitung sowie im Berlin-Verlag das Buch „10 Lessons of my Life – Was wirklich zählt“, in dem sich der prominente Dirigent an zehn entscheidende Begegnungen in seinem Leben erinnert.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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