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„Kein Weltuntergang“

Michl Ebner (rechts im Bild) mit Heinz Peter Hager und René Benko (Archivbild)

Jetzt wird es auch für den Bozner Waltherpark ernst: René Benkos Signa Holding hat in Wien einen Insolvenzantrag gestellt. „Wir arbeiten mit Vollgas weiter“, sagt Waltherpark-Geschäftsführer Heinz Peter Hager.

von Thomas Vikoler

Die Nachricht verbreitete sich gestern Vormittag in Windeseile in den Online-Medien des deutschsprachigen Raums: René Benkos Signa Holding GmbH hat mitgeteilt, insolvent, also zahlungsunfähig, zu sein. Am Mittwoch sei beim Handelsgericht Wien ein Insolvenzantrag gestellt worden.

Es handelt sich einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, um eine „geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs“ zu erwirken. Signa hat 90 Tage Zeit, einen Sanierungsplan vorzulegen, dem die Gläubiger bzw. das Handelsgericht zustimmen müssen. Bei einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung muss den Gläubigern zumindest ein Anteil von 30 Prozent ihrer Forderungen geboten werden, der innerhalb von zwei Jahren zu bezahlen ist. Eine Sanierung in Eigenverwaltung zielt darauf, diese ohne einen gerichtlich bestellten Konkursverwalter durchzuziehen, vergleichbar mit einem Ausgleichsverfahren im italienischen Recht.

Insider gehen laut deutschen Medien davon aus, dass weitere Insolvenzen von Signa-Gesellschaften folgen werden. Die Rede ist von der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection AG.

Und hier kommt das Bozner Projekt Waltherpark ins Spiel, das laut Firmenorganigramm Signa Prime zugeordnet ist.

Spätestens bei einer Insolvenz dieses Tochterunternehmens würde das Vermögen des Waltherpark zu einer (potenziellen) Konkursmasse, in die beispielsweise auch von der Waltherpark AG erworbene Büroflächen, die grundbücherlich nicht übertragen worden sind, hineinfielen. Am vergangenen Samstag warb Signa in der „Süddeutschen Zeitung“ mit einer Anzeige für „Exklusives Wohnen in Südtirol“, in der Wohnungen im Waltherpark angepriesen wurden.

Waltherpark-Geschäftsführer Heinz Peter Hager hat Anfang November auf einer Pressekonferenz betont, dass das Projekt Waltherpark „unabhängig“ von den finanziellen Turbulenzen des Mutterkonzerns tätig und das Projekt „durchfinanziert“ sei. Gestern sagte er zur TAGESZEITUNG: „Wir arbeiten mit Vollgas weiter“. Und: Sollte auch Signa Prime einen Insolvenzantrag stellen müssen, wäre das „kein Weltuntergang“ für den Waltherpark. Es sei im Interesse der Gläubiger, dass das Projekt abgeschlossen wird.

Nachvollziehbare Durchhalteparolen, die aber nicht darüber hinwegtäuschen können, dass auch der Waltherpark AG ernsthaft droht, in den Insolvenzstrudel hineinzugeraten.

Und dann gibt es die Klausel in der Programmatischen Vereinbarung aus dem Jahre 2016, auf die am Dienstag Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi hinwies: Sollte der Projektträger nicht in der Lage sein, die Arbeiten im Ex-Busbahnhofareal fortzuführen bzw. abzuschließen, ginge sein gesamtes Eigentum auf die Gemeinde Bozen über. Formale Voraussetzung dafür ist, dass eine entsprechende Aufforderung innerhalb von drei Monaten nicht befolgt wird.

Signa-Gründer René Benko gerät nach dem Insolvenzantrag offenbar auch konzernintern unter Beschuss: Teilhaber der Holding würden Strafanzeigen vorbereiten.

Benko war am Montag wegen einer luxuriösen Shopping-Reise im Privatflugzeug nach Barcelona in die Schlagzeilen geraten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (14)

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  • nobodyistperfect

    Logisch ist es für die Beteiligten kein Weltuntergang, die haben ihre Millionen bereits im sicheren Hafen deponiert – aber der kleine Handwerker und Zulieferer wird auf der Strecke bleiben.

  • andreas

    Es haften ja größtenteils nur deutsche und österreichische Steuerzahler, also was solls.

    UniCredit ist zwar über die Bank Austria mit 2 Milliarden dabei, ich hoffe aber mal, dass sie sich gut abgesichert haben.
    Lustig wird die Wertberichtigung der Gebäude in den Bilanzen, da Benko dort teilweise recht optimistische Werte stehen hat.
    So wie ich es verstanden habe, hat bis jetzt noch keiner eine Ahnung, wie das Firmenkonstrukt aufgebaut ist und wer eigentlich für wen haftet.
    Theoretisch muss jedes der über 1.000 Unternehmen einzeln in Insolvenz gehen, was für Anwälte und Insolvenzverwalter ein recht gutes Geschäft ist.

    Hager ist erfahren genug, um das Bestmögliche aus der Situation zu machen und seine Kumpels sind recht solvent.

    • pingoballino1955

      Andres schau mal gelegentlich n das deutsche: Handelsblatt,den Spiegel und schau mal beim Kurier rein bevor du hier fachsimpelst!,dann wirst du schlauer. Wenn Signa PRIMEin Insolvenz geht dann trifft es auch Bozen,denn dann fällt der Waltherpark rückwirkend in die Konkursmasse,dann ????

      • andreas

        Wie geschrieben, keiner weiß momentan so genau, wie das alles gehandhabt wird und nebenbei ist noch nicht klar, ob sie den Laden abwickeln oder sanieren.

        • pingoballino1955

          Andreas,ob sie ihn abwickeln oder sanieren? Was willst du in diesem Kartenhaus SIGNA noch sanieren? So blöd sind die Investoren und Geldgeber sicher nicht.Geld verloren,aber nicht in die Marode neu investieren.Diese Signa geht laut Bausch und Bogen mit all ihren schlauen Geflechten in TILT! Nur meine persönliche Meinung!

  • enjoy

    In Südtirol ist auch Insolvenz kein Problem. In 10 Tagen steht die Baustelle still und das Land springt mit zigtausend Millionen ein unter dem Motto „Wir holen den Waltherpark heim“

  • sukram

    Die Insolvenzverwalter werden versuchen, den Portfoliowert in der Gruppe im Rahmen der Fortführung so hoch wie möglich zu halten, um Vieles möglichst gut zu veräußern. Normalerweise haften die Tochterfirma für das Mutterhaus und viele Tochterfirmen werden wohl in die Insolvenz geschickt werden, aber wahrscheinlich nicht alle. Ein Stillstand der Bauarbeiten für Projekte, die schon recht weit fortgechritten sind, ist sicher das, was sie eher versuchen werden, zu verhindern und diese Tochtergesellschaften nicht in die Insolvenz schicken. Wenn ein Investor auftaucht, der das Projekt übernehmen möchte, haben sie sicher offene Ohren.

  • dn

    Der Schönredner andreas. Passt gut zum Rest der Schönredner und Schönfärber. Immer schön Sand in die Augen streuen und Nebelkerzen einsetzen.

  • andreas

    @dn
    Man kann immer noch heulen, wenn es soweit wäre.
    Ich kenne weder die Verträge, noch die genauen Besitzverhältnisse, weiß aber, dass welche schon dran sind, der BM aber recht eigenartig agiert.

  • dn

    Für mich wäre die Moral von der Geschichte, Hände weg von Raubtierkapitalisten.

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