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Ballade

MM Contemporary Dance Company: Mauro Bigonzetti choreographiert seine „Ballade“ zu den musikalischen Erinnerungen der Punk-Generation der 1970er/1980er Jahre. (Foto: Tiziano Ghidorsi)

Tanz im Spiel zwischen Identitätsverlusten und Neuanfängen: Die MM Contemporary Dance Company ist heute mit Choreographien von Enrico Morelli und Mauro Bigonzetti im Stadttheater Bozen zu Gast – der Abend trägt den Titel „Ballade“.

 „Elegia“ von Enrico Morelli, mehrfacher Gastchoreograph der MMCCD, schildert das aktuelle Zeitgeschehen – ein Zeitalter der Einsamkeit und Verwirrung; „Ballade“ von Mauro Bigonzetti gibt dem gesamten Abend seinen Titel und thematisiert die problematischen 1970er Jahre bis hinauf in die frühen 1980er.

„Elegia“ von Enrico Morelli entwickelt sich rund um Frédéric Chopin: eine Mazurka und ein Prélude dominiert die Choreographie zum zweiten Satz des Klavierkonzerts Nr. 1 in e-Moll. Zwischen liebevoller Melancholie und nostalgischer Erinnerung und geprägt von sentimentalen Ausbrüchen, lässt der Titel keinen Spielraum für Interpretationen in Bezug auf die literarische und instrumentale Vorlage. Die elektronische Partitur von Giuseppe Villarosa, die „Elegia“ eröffnet, findet einen musikalischen Gegenpunkt, der frei von romantischer Patina ist und viel Platz für die Tanzsprache von Enrico Morelli lässt. In und im Gegensatz zur Musik scheinen sich die acht Körper selbst überwinden zu wollen – in einer Explosion, die von ständig wechselnden Gruppen geteilt wird und ab und ab in zartere und ruhigere Duette übergeht. Wie aus einer primären, bis zum Schwindel getriebenen Verwirrung erreicht der Körper eine Stille, das Preludium einer Wiedergeburt. Fragmente von Gedichten von Mariangela Gualtieri führen in diese zerbrechliche und zögernde Menschlichkeit ein und nähern sich ihr an – voll mit seelischen Impulsen.

Mauro Bigonzetti, einer der gefragtesten italienischen Choreografen, vertont seine „Ballade“ zu den musikalischen Erinnerungen der Punk-Generation der 1970er/1980er Jahre. Die Rückkehr nach Reggio Emilia, der Stadt die seine beruflichen Anfänge in den Reihen von Aterballetto als Tänzer und später als Regisseur und Chefchoreograf darstellt, ist für Bigonzetti ein Sprung in die Vergangenheit: „Als ich als 21-Jähriger in den frühen achtziger Jahren nach Reggio Emilia kam, wimmelte es in der Stadt von einer Welt, einem Geschmack, einer einzigartigen Energie. Der Autor Pier Vittorio Tondelli war das Aushängeschild für all dies“.

Die heute Abend gezeigte Choreografie inspiriert sich an der Kurzgeschichtensammlung „Altri libertini“ von Pier Vittorio Tondelli, und den drei darauffolgenden Romanen. Skandal und Zensur verbinden die gemeinsamen Erfahrungen der jungen Leute in der Emilia – verwickelt in studentische Kämpfe, gefangen in gegenläufigen Lektüren, Rockmusik und den Balladen von Leonard Cohen, Frank Zappa, Nick Cave auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Musik hat Mauro Bigonzetti schon immer inspiriert und es ist kein Zufall, dass diese Choreografie den Titel „Ballade“ trägt. Zwischen einem veröffentlichten Werk von Prince und den zeitlosen Liedern der emilianischen Band von Giovanni Lindo Ferretti, CCCP – mit den Kultsongs „Annarella“ und „Amandoti“ findet Bigonzetti einen Weg, die Sensationen einer Generation, die Düfte der Vitalität, die ausgelöschte Euphorie zu erzählen.

Termin: 28. November um 20.30 Uhr im Stadttheater Bozen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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