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Einheitsbrei (fast)

„Moriyama-San“ eröffnet die interessante Reihe mit Filmen von Bêka & Lemoine (DI)

Derzeit sind die Kinos voller Einheitskost vom Winehouse-Biopic über „Challengers“ bis „Confidenza“. Große Ausnahme die Reihe ‚A‘ on Stage immer dienstags im Filmclub

von Renate Mumelter

Amy

„Back to Black“ nennt sich das Biopic über Amy Winehouse, das jetzt alle Leinwände füllt. Ein spekulativer Spielfilm ohne echte Amy. Die ist seit 2011 tot.

2015 erschien „Amy – The Girl Behind the Name“, ein Dokumentarfilm von Asif Kapadia über und mit Amy Winehouse, der es wert wäre, wieder gezeigt zu werden. Der erzählt anhand von Filmmaterial die Erfolgs- und Leidensgeschichte der legendären Sängerin, die eigentlich als Mensch ernst genommen werden wollte. Ein Film, der Unbehagen bereitet, richtigerweise. Und der zeigt, wie die Medien bereitwillig bedienten, was die Welt mit krankhafter Neugier verfolgte, Amys menschliche Tragödie. Fazit: Gern noch einmal den oscarprämierten Dokumentarfilm von 2015. Das Biopic braucht’s nicht.

Bedrohliche Frauen

bespielen gleich zwei Mal die Leinwand, in „Challengers“ und „Confidenza“. Erzählt werden beide Geschichten von Männern. Mag Zufall sein.

In „Challengers“ bringt uns Luca Guadagnino in die Tenniswelt und in die Beziehung von drei Spielenden. Die zwei Männer sind schon seit eh und je Freunde, jetzt sind sie doppelt Gegner auf dem Spielfeld nämlich und beim Buhlen um Tashi. Alle drei sind sehr wohl geformt, und sie bekommen Gelegenheit, diese Formen in allen Versionen zu zeigen und das Publikum mit ein paar Minderwertigkeitskomplexen mehr heimzuschicken. Wie ein verirrter Tennisball springt der Film durch verschiedene Zeitebenen, durch Gefühlsebenen auch, und was bleibt, ist eine hübsche junge Frau, die zwei junge Männer an der kurzen Leine hält.

Auch in Daniele Lucchettis „Confidenza“ geht es um eine Frau, die immer wieder bedrohlich ins Spiel kommt, weil sie um ein Geheimnis weiß, das nie gelüftet werden darf. Es wird auch nie gelüftet – ein McGuffin, der durch einen Film schleust, in dem es um Vertrauen und Verrat, um Liebe und Angst geht, weil anscheinend Liebe und Angst miteinander zu tun haben.

Wegen dieser Story muss der Film nicht gesehen werden, sehr wohl aber wegen Elio Germano, der in diesen 136 Minuten alles spielt, alt, jung, lustig, traurig undundund, definitiv einer der besten in Italien.

Bêka & Lemoine

Ganz anders und richtig spannend hingegen verspricht eine Filmreihe zu werden, die an 4  Dienstagen in den Filmclub kommt, und dies in Begleitung der Architekturstiftung Südtirol und der Fakultät für Design und Künste der Unibz. Gezeigt werden die Arbeiten von Bêka & Lemoine. Sie untersuchen in ihren Filmen, wie Menschen mit Raum umgehen, wie sie ihn bewohnen und gestalten, wie Raum Menschen beeinflusst.

Bêka & Lemoine sind ein Künstlerpaar, das aus Italien und Frankreich kommt. Ila Bêka wurde in Latisana geboren und studierte Architektur, unter anderem in Venedig, die Videokünstlerin Louise Lemoine stammt aus Bordeaux, studierte Kunstgeschichte an der Sorbonne. Gerade ist ein neuer Film von ihnen erschienen „Rehab“, in dem es um ein besonderes Rehazentrum in Basel geht.

Kommenden Dienstag geht es in Bozen um  „Wohnen – aus der Nähe betrachtet“ mit dem Film „Moriyama-San“, der macht mit Mr. Moriyama in Japan bekannt macht. Der wohnt und lebt anders und erinnert ein bisschen an Wenders‘ Hirayama.

Ah ja, Bêka & Lemoine spielen in der obersten Liga. Das MoMa in NY kaufte 2016 ihr Gesamtwerk für seine Dauerausstellung an.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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