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Popstar Sven K.

Sven Knoll

Bereits im Wahlkampf kam die Süd-Tiroler Freiheit bei der Jugend überraschend gut an. Der Trend scheint auch nach dem Urnengang anzuhalten. In der STF-Hochburg Passeier wurde Sven Knoll jüngst gefeiert wie ein Star. Wie kommt das?

von Karin Gamper

Es sind Bilder, die man von Sven Knoll so bisher nicht kannte.

Der meist kühl und etwas unnahbar wirkende Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit wird von Jugendlichen umringt. Man klopft sich gegenseitig auf die Schultern, macht Selfies, diskutiert. Knoll wirkt gelassen und fröhlich – aber auch etwas überrascht über das viele Aufhebens, das da plötzlich um seine Person gemacht wird.

Der Schenner ist trotz seines relativ jungen Alters ein alter Hase in der Politik. Diese Begeisterung, die ihm da entgegenschlägt, ist für ihn allerdings neu.

Die Bilder, von denen hier die Rede ist, stammen vom Lederhosenball in St. Martin in Passeier am vergangenen Freitag. Es war eine der ersten Stationen der Südtiroltour der STF, die die Partei durch das ganze Land führen soll. „Die Tour machen wir, um uns bei den Wählern und Wählerinnen zu bedanken, aber auch um mit ihnen im Dialog zu bleiben“, sagt Sven Knoll dazu. Auf dem Programm stehen Bälle, aber auch Kulturreisen und ähnliches, um die ältere Wählerschaft anzusprechen.

Das Passeiertal ist eine Hochburg der STF. In einigen Gemeinden hat Knoll hier trotz Konkurrenz aus dem patriotischen und rechten Lager mehr Stimmen als Landeshauptmann Arno Kompatscher erhalten. Knolls Partei kam teilweise auf über 30 Prozent.

Die Süd-Tiroler Freiheit hat die Fotos mit dem gefeierten Sven in den sozialen Medien veröffentlicht. „Es ist nur ein kleiner Ausschnitt, wir haben über 1.000 Bilder, auf denen immer dasselbe zu sehen ist“, behauptet Knoll. Will sagen: Jugendliche, die kein Hehl daraus machen, dass sie ihn und die STF cool finden.

Ein Trend, der sich auf die STF-Hochburgen in den Tälern und auf die Landgemeinden beschränkt? „Nein“, kontert Sven Knoll. Die Sympathie-Welle seitens der Jugendlichen habe er bereits im Wahlkampf und vor allem bei den vielen Diskussionsrunden in den Oberschulen gespürt. In Meran beispielsweise, wo er laut beklatscht wurde. Oder in Brixen, wo ihm die Jugendlichen offen ihre Sorgen vorgetragen hätten.

Hier geht es zum VIDEO der Süd-Tiroler Freiheit.

Worauf führt er den plötzlichen Hype um seine Person zurück? Und wie geht er damit um? Wiegelt er die Jugend auf? Die TAGESZEITUNG hat mit Sven Knoll darüber gesprochen.

TAGESZEITUNG: Herr Knoll, Sympathiekundgebungen wie jüngst in Passeier dürften für Sie neu sein?

Sven Knoll: Ja, diese Situationen sind für mich als Politiker komplett neu. Es ist aber ein schönes Gefühl und ich freue mich über diese Rückmeldungen. Für mich schließt sich ein Kreis. Ich selbst bin als Jugendlicher in die Politik gegangen und es war immer meine Motivation, junge Menschen für die Politik zu begeistern.

Die Süd-Tiroler Freiheit war im Wahlkampf vor allem auf sozialen Kanälen stark präsent, die vorwiegend von Jugendlichen genutzt werden. Punkten Sie deshalb so stark?

Nicht nur. Wenn sich ein mittelalterlicher Politiker wie ich auf TikTok begibt und herumblödelt, ist das nur peinlich. Nur einen sozialen Kanal zu bedienen ist zu wenig. Es geht um die Inhalte. Jugendliche sind sehr kritisch. Ich habe noch nie eine so informierte Jugend getroffen wie in diesem Wahlkampf.

Sie sind seit mittlerweile Jahrzehnten mit patriotischen Themen unterwegs, die bei der Jugend bislang nur begrenzt Anklang fanden. Worauf führen Sie nun Ihre plötzliche Beliebtheit zurück?

Ganz einfach. Wir sprechen die Themen an, die die Jugendlichen beschäftigen. Bereits im Wahlkampf haben wir bemerkt, dass wir gut ankommen. Die Jugendlichen haben bei uns das Gefühl, dass sie ernst genommen werden. Sie sind mit den verschiedensten Fragen an uns herangetreten wie Studientitelanerkennung oder die Legalisierung von Cannabis. Außerdem haben wir einige Dinge, die im Argen liegen, klar benannt.

Sie meinen damit Ihre „Kriminelle Ausländer abschieben“-Plakate?

Das Thema Gewalt wird stark gefühlt. Die Jugendlichen bekommen mit, wenn in der eigenen Schulklasse junge Leute bedroht worden sind. Jugendliche aus Meran und Umgebung trauen sich teilweise gar nicht mehr auszugehen. Sie besuchen Veranstaltungen in Passeier oder in den Tälern, weil sie wissen, dass ihnen dort nichts passiert und dass es dort halbwegs ruhig zugeht. Das ist eigentlich traurig und das sprechen wir auch an. Da nutzt es nichts zu sagen, das sei populistisch oder dass das schon nicht so tragisch sein wird. Genau das ist es, was die Jugendlichen nicht wollen.

Wiegeln Sie die Jugend auf?

Wieso aufwiegeln? Im Wahlkampf war ich als Vertreter der Süd-Tiroler Freiheit zu mehreren Diskussionsrunden an Oberschulen geladen. In vielen Klassen saßen auch Schüler mit Migrationshintergrund. Die haben klarerweise kritische Fragen gestellt. Es war ihnen sehr wichtig, dass – wie wir es tun –  differenziert wird zwischen kriminellen Ausländern und allen anderen, die hier leben und arbeiten und sich nichts zu Schulden kommen lassen. Denn sie wollten nicht, dass alle in einen Topf geworfen werden.

Vorbild für die Jugend zu sein ist auch Verantwortung. Wie gehen Sie damit um?

Dieser sozialen Verantwortung bin ich mir sehr wohl bewusst. Für Sauforgien bin ich nicht zu haben. Mir geht es um die konkreten politischen Inhalte und mir ist wichtig, diese jungen Menschen ernst zu nehmen, sonst sind sie schnell wieder weg.

Interview: Karin Gamper

 

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