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Das weiße Dorf

Laura Masten und Markus Westphal: Unisono Stöhnen im Jammertal. (Foto: Gert Reinstadler)

Der Theaterverein Praxenknecht EO geht mit dem Stück „Das weiße Dorf“ von Teresa Dopler auf Tournee. Unter der Regie von Alexandra Wilke stehen Laura Masten und Markus Westphal auf dem Deck eines Kreuzfahrtschiffs.

 Von Toni Haller Pixner

Die junge Autorin Teresa Dopler zeigt in ihrem Stück „Das weiße Dorf“ ein Dilemma auf, bzw. eine Katastrophe: sind Liebes-Beziehungen ein Auslaufmodell, heute nicht mehr lebbar, Schnee von gestern, gerostetes Eisen? Laura Masten und Markus Westphal spielen ein ehemaliges Liebespaar, das sich per Zufall auf einer Amazonas-Kreuzfahrt trifft: Die Überraschung ist groß, die Irritation noch größer, am größten die Angst, neu anzuknüpfen, eine gemeinsame Basis zu finden…, doch beiden schwimmen die Felle davon, in ständigen banal-grotesk-absurden Anläufen versuchen sie, anzuknüpfen, schrauben sie an einer Initialzündung, die ausbleibt, genauso, wie sie an der Tontechnik schrauben.

Zu viel ist inzwischen passiert (privat-beruflich), zu viel Wasser den Amazonas hinuntergeflossen (hat man sich verändert?), beide fühlen noch die Feuerfunken einer einstigen Liebe, knisternde Erotik…, doch selbst das kompliziert arrangierte nächtliche Stelldichein kommt nicht zustande, erstickt symbolträchtig unterm Nylon, wohl die stärkste Szene auf den Brettern.

Beide reisen ja nicht alleine, nein, mit neuen Partnern, die vage im Hintergrund bleiben, in ihren Kajüten verschanzt, bedeutungslose Statisten, Not-Lösungen, denn Alleinsein ist ein noch größerer Horror. Man arrangiert sich halt im Leben, man sucht Erfolg, findet ihn, brüstet sich damit, in Liebesdingen aber Bruchlandung, eine Kluft, gähnende Leere – ein Abgrund!? Die Autorin tappt nicht in die Falle eines polarisierenden (militanten) Feminismus, in dem das Männliche gegeißelt wird, in ihrem Stück stöhnen beide, unisono, beide im Jammertal bzw. auf der Reling des Kreuzfahrt-Dampfers.

Auch der Südtiroler Dialekt passt gut zur pseudo-idyllischen Szenerie, verstärkt sogar das Dilemma der Sprache, den klaffenden Beziehungs-Abgrund zu überbrücken.

Weitere Aufführungstermine: Donnerstag, 30. November um 20 Uhr, in Wolkenstein – Tublà da Nives und Februar 2024. www.praxenknecht.com

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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