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„Einprägsame Tage“

Bischof Ivo Muser nimmt Allerheiligen und Allerseelen zum Anlass, um auf die zentrale Bedeutung einer lebendigen christlichen Begräbniskultur hinzuweisen.

„Der Umgang mit unseren Verstorbenen sagt viel über unsere Einstellung zum Leben aus“, sagt der Bischof. In seiner Botschaft spricht sich Muser u.a. für die öffentliche kirchliche Begräbnisfeier aus, die sich als Gebet für die Verstorbenen und letzter Liebesdienst der christlichen Gemeinschaft verstehe. Der Bischof macht auch deutlich, dass das anonyme Verstreuen von Asche nicht im Einklang mit einer christlichen Begräbniskultur stehe.

Bischof Ivo Muser feiert heuer das Allerheiligenfest (Mittwoch, 1. November 2023) mit einem Gottesdienst in Bruneck (9 Uhr) und segnet anschließend den erweiterten Friedhof der Rienzstadt. Am Nachmittag leitet der Bischof wie jedes Jahr die Feier am Friedhof von Bozen/Oberau (Beginn: 14.30 Uhr). Am Allerseelentag, 2. November,feiert Bischof Muser um 19 Uhr in Gais ein Requiem und besucht anschließend den Friedhof seines Heimatortes.

Die Botschaft von Bischof Muser für eine christliche Begräbniskultur im Wortlaut:

„Wir alle werden sein, was unsere Verstorbenen jetzt sind. Vor uns liegen die einprägsamen Tage von Allerheiligen und Allerseelen. Ich nehme sie zum Anlass, um unsere Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit unserer christlichen Begräbniskultur zu lenken.

Unsere Friedhöfe sind uns wichtig und heilig als Orte der Erinnerung, der Trauer, der Versöhnung, des Gedenkens und des Gebetes. Die Pflege der Gräber, das Entzünden der Kerzen, der Besuch des Friedhofs, das persönliche und gemeinschaftliche Gebet für unsere Verstorbenen, die Feier des Jahrtags und die Feier der Heiligen Messe für unsere Verstorbenen sind Ausdruck eines gläubigen Umgangs mit dem Geheimnis des Todes und mit jenen Menschen, die die Seite des Lebens gewechselt haben.

Aufbahrung und Totenwache sind ein wichtiger Teil einer christlich geprägten Begräbniskultur. Die Tage zwischen dem Sterben und dem Begräbnis schenken Zeit für Erinnerungen, für Liebe, Dankbarkeit und Wertschätzung. Es sollten nicht der Eindruck und die Mentalität entstehen, dass der Leichnam einfach entsorgt wird. Der tote Körper hat seine Würde. Die Versammlung zum Gebet für die Verstorbenen hat eine religiöse, aber auch eine soziale Bedeutung.

Der Begräbnisgottesdienst soll so gestaltet sein, dass zum Ausdruck kommt: Wir feiern nicht unsere Verstorbenen, sondern den Tod und die Auferstehung Christi – als Bitte für die Verstorbenen und als österliche Hoffnung für uns, die wir noch auf dem Weg sind zum großen Ziel. Lieder, Texte und Zeichen sollen sorgfältig ausgewählt werden und dem Geist der liturgischen Feier entsprechen. Eine Begräbnisfeier im „engsten Familienkreis“ oder „in aller Stille“ vergisst, dass jeder Mensch in einem sozialen Umfeld von Menschen gelebt hat, die auch ein Recht haben, sich zu verabschieden. Diese Verabschiedung kann auch ein Akt der Versöhnung sein. Die kirchliche Begräbnisfeier hat Öffentlichkeitscharakter, verkündet die Hoffnung auf ewiges Leben und versteht das Gebet für die Verstorbenen als letzten Liebesdienst der christlichen Gemeinschaft.

Der Name eines Menschen gehört zu seiner Identität, er ist auch Ausdruck der Einzigartigkeit und der Einmaligkeit, mit der Gott jedes Geschöpf auszeichnet. Deswegen sollten die Gräber immer auch die Namen der Toten tragen. Auch der Erinnerungsort an Urnengräbern sollte den Namen und ein christliches Zeichen, z.B. das Kreuz, beinhalten. Das anonyme Verstreuen der Asche eines verstorbenen Menschen entspricht nicht der christlichen Begräbniskultur.

Der Umgang mit unseren Verstorbenen sagt viel aus über unsere Einstellung zum Leben und die Verbundenheit mit ihnen ist Ausdruck unseres Osterglaubens: ‚Ich glaube … die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben‘.

Allerheiligen und Allerseelen: Im Tod ist das Leben. Ich wünsche allen besinnliche, hoffnungsvolle Tage.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • andreas1234567

    Hallo zum Abend

    in dunklen Zeiten und nicht lange her stapelten sich die Särge vor den Kreamtorien und gottlose Idioten machten sich einen Spass daraus diese Bilder für Hetze und Panikmache zu missbrauchen
    Warum sich dort die Särge stapelten?
    Weil die sonst zu 90% übliche Bestattung in Südtiroler Erde verboten war und die Krematorien überlastet waren
    Die Kirche hat dazu geschwiegen und in diesen Zeiten auch ihre Türen vernagelt
    Die Aussendung ist eine Frechheit sondergleichen, die Kirche hat für diese Zeit um Vergebung und Nachsicht zu bitten und erstmal jedwedes Recht verwirkt sich als Sprecher und Dienstleister für einen würdigen Heimgang aufzuschwingen

    Auf Wiedersehen gern bei ehrlich gelebtem Glauben wie einer gescheiten Hirtenmesse aber diese Scheinheiligkeit geht einfach nicht

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