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Stimmen in unserer Zeit – Zukunft

SolistInnen und KomponistInnen des Konzerts „Stimmen in unserer Zeit – Zukunft“

Das heutige Konzerts des 49. Festivals Zeitgenössischer Musik /-Südtiroler Künstlerbund in der Evangelischen Kirche steht unter dem Thema „Zukunft“.Das Ensemble ConTakt bringt am Sonntag, 15. Oktober, vier Werke von Südtiroler Komponisten zur Uraufführung.

„Zukunft“ ist ein Begriff der Projektion ins Unbekannte, sie intendiert Unerhörtes, meint Utopie. Aber Zukunft beginnt in der Gegenwart und enthält postmodern mehr Vergangenheit, als man vom Begriff her annehmen möchte. So wählten einige der fünf jungen Komponist/innen des geistlichen Konzerts in der Evangelischen Kirche am Samstag, 14. Oktober um 18.00 Uhr, das unter Leitung von Gerhard Sammer an der Spitze des „Tiroler Kammerorchester InnStrumenti“ steht und von vier Solisten aus Nord-und Südtirol (Stefanie Steger, Sopran, Eva Schoeler, Alt, Michael Feichter, Bass und Martin Lechleitner, Tenor) bestritten wird, zum Thema „Zukunft“, Texte, die nicht von gegenwärtigen, sondern von historischer Zukunftsvisionen erzählen.

So beim jungen Südtiroler Klaus Telfser, der einen „Zukunfts“-Passus von Nietzsche vertont hat, in dem die Vision von künftiger Sprachlosigkeit thematisiert und eine nonverbale Kommunikation geweissagt wird: „Eines Tages wird man vielleicht nur noch in Zeichen sprechen, und das, was die Macht der Worte ausmacht, wird man für unerlernbar halten. Denn man wird ein tieferes Verständnis davon haben, dass man mit Worten nur oberflächlich spricht.“

So auch Egid Jöchl, dem es das Gedicht „Ende des Herbstes“ von Rainer Maria Rilke angetan hat, in dem die fatale Vergänglichkeit der schönen Dinge Metapher für eine unsichere Zukunft ist – „Von Mal zu Mal sind all die Gärten nicht mehr dieselben; von den gilbenden zu den gelben…“

 Manuela Kerers Zukunft-Begriff – in dem Uraufführungs-Beitrag „Sinfonie Futur III“, ist hingegen programmatisch nicht definiert, sie wird sich aus den Tönen ergeben. So wie das mit „Treibhaus“ titulierte neue Werk des Südtiroler Avantgardisten Simon Öggl zwar futuristisch klingen wird, aber den Begriff „Zukunft“ weder philosophisch noch eschatologisch festmacht.

Schlagzeug-Konzert

Ensemble ConTakt: Huldigung einer spontanen Motilität

Vom Spirituellen zum Motorisch-Mechanischen. Das Schlagzeug-Konzert des Ensembles ConTakt am darauffolgenden Sonntag, 15. Oktober um 18.00 Uhr im Konservatorium, mit weiteren vom Südtiroler Künstlerbund gestifteten Uraufführungen, ist weniger tiefgründig und spekulativ als das Konzert vom Vorabend: Es huldigt einer spontanen Motilität, die dem natürlichen Spieltrieb und der triebhaften Explosion unbewusster Pulsionen entspringt.

Das neue Werk von Michael Lösch „Eine kleine Schlägerei“ klingt in dieser Hinsicht programmatisch: Es bringt diese ästhetisch unabsichtliche Verdinglichung brachialer Impulse bereits im Titel auf den Punkt. Es gilt: Kaum eine instrumentale Gattung klingt so brachial und treffsicher wie Schlagwerk.

Von entwaffnender Direktheit und Spaßhaftigkeit ist auch ein originelles „Trinkspiel mit Weinflaschen“, das der junge Südtiroler Simon Stampfer komponiert hat. Schlagzeug „verkörperlicht“ und sublimiert nicht: Es wirkt kraft der immanenten Materialität auch dann noch impulsiv und triebhaft, wenn der Komponist die Schläge durch außermusikalische Gedankenspiele zu idealisieren sucht, wie es Simon Gamper versucht, der seinem neuen Schlagzeug-Stück den moralisierenden Titel anhängt „Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht“, oder, wenn Luca Sticcotti in seiner „Musica strumentale apolide“ einer staatenlosen Weltmusik das Wort redet.

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