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Der Porphyrabbau

Ein neues Forschungsprojekt des Landesmuseums Bergbau beschäftigt sich mit dem Baustoff Porphyr.

Zahlreiche Burgen und Ruinen, Pfarrkirchen, viele Straßen in der k.u.k. Monarchie, Denkmäler und sogar Teile des Finanzministeriums in Wien zeugen davon: Der unter dem Supervulkan zwischen Meran und Trient entstandene Porphyr war seit dem Mittelalter ein wichtiger Baustoff in Südtirol. Damit beschäftigt sich nun ein neues Forschungsprojekt des Landesmuseum Bergbau.

Vor rund 280 Millionen Jahren beherrschte ein über 2.000 Quadratkilometer großer Supervulkan das Gebiet zwischen Meran und Trient. In über 12 Millionen Jahren und in mindestens neun Eruptionsphasen formte er eine bis zu 2.000 Meter dicke Gesteinsabfolge. Das mächtige Porphyrvorkommen zeugt noch heute von seiner Aktivität, während die Gesteinsschichten dazwischen von langen Ruhephasen erzählen, in denen sich Pflanzen und Tiere ansiedelten.

Dieser Porphyr ist sehr hart und verschleißfest und die meist schichtförmig ausgebildeten Porphyrplattensind technisch gut nutzbar. Dieser Umstand wurde schon früh erkannt und so gehört der Porphyr zu den ältesten Baumaterialien im Raum zwischen Meran und Trient: Seit dem 12. Jahrhundert n. Chr. avancierte er zum fast ausschließlichen Werkstein für den Burgenbau im Untersuchungsgebiet, so für die Burgen und Ruinen Boymont, Burgstall, Casatsch, Castelfeder, Haderburg, Hocheppan, Maretsch, Runkelstein und Treuenstein.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Nutzung zu, nicht zuletzt durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es jedenfalls eine blühende Porphyrindustrie mit einem Schwerpunkt in der Gegend von Leifers und Branzoll, mit diesem Material wurden beispielsweise sehr viele Straßen in den Städten der k.u.k. Monarchie gepflastert.

In Sterzing verarbeiteten Steinmetze den Porphyr zu Grabsteinen, Inschriftentafeln und Denkmalsockeln, wie z.B. das Andreas-Hofer-Denkmal am Berg Iseloder das Eduard-von-Grebner-Denkmal in Bruneck. Aus Andrian wiederum stammen z.B. die Blöcke für das Andreas-Hofer-Denkmal in Meran und für Teile des Finanzministeriums in Wien sowie für den Kirchturm von Terlan. Weitere typische Bauwerke aus und mit „Bozner Quarzporphyr“ sind die Pfarrkirchen von Branzoll, Terlan und Hafling.

Obwohl die Porphyre also eine wichtige Werksteingruppe bildeten, ist über ihren Abbau, ihre Verarbeitung und ihren Vertrieb bisher nur sehr wenig bekannt. Diesem Mangel soll das neue Forschungsprojekt des Landesmuseum Bergbau „Der industrielle Porphyrabbau im Südtiroler Unterland“ abhelfen, das vom Forschungsfonds des Betriebs Landesmuseen mit 98.000 Euro unterstützt wird.

Ziel des Projekts ist es, die Anfänge des industriellen Porphyrabbaues näher zu beleuchten und zu klären, wer die treibenden Unternehmerfamilien waren, welche Wirtschaftsmodelle und Unternehmensformen diese Form des Bergbaus prägten, wie die administrativen und rechtlichen Rahmenbedingungen für diese Form des Abbaus aussahen und wie sie sich vom 19. zum 20. Jahrhundert veränderten, wie der Porphyrabbautechnisch ablief und welche Auswirkungen der Porphyrabbau auf die lokale Wirtschaft, die Sozialstrukturen und die Arbeitsmigration im Unterland hatte.

Beteiligt sind u.a. Armin Torggler, wissenschaftlicher Kurator am Landesmuseum Bergbau und Projektleiter, Evelyn Kustatscher, Paläontologin am Naturmuseum Südtirol, Volkmar Mair und Ulrich Obojes vom Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung, Paolo Ferretti, Geologe und Mineraloge am MUSE und Georg Neuhauser, Historiker an der Universität Innsbruck.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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