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„Sein Leben stand auf dem Spiel“

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Die Geschehnisse bei der Weinverkostung in der Fachschule Laimburg, bei der zwei Schüler ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, waren weitaus dramatischer, als sie die Schule darstellte. Der Vater eines der Schüler macht die Vorfälle nun öffentlich.

von Markus Rufin

Die Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laimburg hat in den vergangenen Jahren bereits des Öfteren wegen unrühmlicher Vorfälle für Schlagzeilen gesorgt.

Die jüngste Eskapade ereignete sich Anfang Mai bei einer Weinverkostung (TAGESZEITUNG berichtete). Laut Darstellung der Schule haben bei einer Weinverkostung, an der auch Austauschschüler aus Österreich teilnahmen, zwei Schüler wohl zu viel getrunken und mussten anschließend in das Krankenhaus gebracht werden.

Wie sich nun herausstellt, war die Situation weitaus dramatischer, als sie die Schule darstellte. Selbst Direktor Paul Mair, der – wie jetzt bekannt wurde – ausführlich darüber informiert wurde, was sich am Tag der Weinverkostung abspielte, relativierte den Vorfall gegenüber der TAGESZEITUNG. Laut Mair handelte es sich also um einen Fall jugendlichen Leichtsinns.

Die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus: Die beiden Schüler mussten nicht eingeliefert werden, weil sie zu viel getrunken hatten, sondern weil ihnen K.O.-Tropfen verabreicht wurden. Einer der Schüler schwebte sogar in Lebensgefahr, musste reanimiert werden und wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen.

Es ist der Vater des betroffenen Schülers, der den Vorfall nun vollumfänglich öffentlich machen will. Roman Platter, so der Name des Vaters, fühlt sich von der Schule und den Behörden belogen und im Stich gelassen: „Obwohl der Direktor alles bis ins Detail wusste, was vorgefallen war, hat er im TAGESZEITUNG-Artikel gelogen. Mein Sohn hatte nicht zu viel getrunken und wurde auch nicht eingeliefert, um auf Nummer sicher zu gehen. Sein Leben stand auf dem Spiel.“

Platters Sohn brach auf dem Schulhof zusammen und konnte nur durch den Notarzt mittels Defibrillators gerettet werden.

Dabei handelt es sich nicht nur um einfache Behauptungen von Platter, der Vater des Schülers hat auch handfeste Beweise, die der Schule ebenso bestens bekannt waren. Bereits einer der Helfer im Notarzthubschrauber machte Andeutungen, dass dem Sohn wohl Substanzen verabreicht worden seien. Auch Schüler äußerten diesen Verdacht.

Im Rettungshubschrauber und im Krankenhaus spielten sich dramatische Szenen ab: Sein Sohn sei nicht ansprechbar gewesen, wachte später aber immer wieder auf und hatte große Angst, berichtet Roman Platter. Mit einer Tachykardie von 150 bis 160 Pulsschlägen pro Minute und einem Venenzugang im Arm wurde der Sohn aber bald entlassen.

Nach der Behandlung im Krankenhaus forderte Roman Platter einen Drogentest an, um der Sache nachzugehen.

In Italien kann dieser nur dann durchgeführt werden, wenn zuvor Anzeige erstattet wurde. Platter kontaktierte daher die Behörden und bat diese darum, Anzeige zu erstatten. Diese verzichteten allerdings darauf, da der Verdacht alleine nicht ausreichte.

Platter organisierte daher für seinem Sohn und einer weiteren betroffenen Schülerin am Freitag, 12. Mai, eine Blut- und Urinprobe, die in einem Speziallabor in Innsbruck ausgewertet wurde. Dieser lieferte dann die Bestätigung: Seinem Sohn wurden K.O.-Tropfen verabreicht. Die TAGESZEITUNG hat Einsicht in das Dokument erhalten. Auch die zweite Schülerin, die eingeliefert wurde, machte den Drogentest und auch bei ihr gab es einen leichten Nachweis auf K.O.-Tropfen.

Beide ließen sich auch auf andere Substanzen testen, um auf Nummer sicher zu gehen, doch es wurden lediglich die K.O.-Tropfen nachgewiesen. Somit hatten beide die Gewissheit, dass dies der Grund für die Einlieferung war.

Höchstwahrscheinlich wurden die beiden aber gezielt als Opfer ausgewählt, denn infolge der Einlieferungen wurde bei sämtlichen Schülern ein Alkoholtest durchgeführt. Nur wenige Schüler hätten einen Wert von mehr als 0,5 Promilleaufgewiesen, berichtet Roman Platter.

Wer den beiden Schülern die Tropfen verabreicht hat, ist aktuell schwer festzustellen, beide Eltern haben aber zahlreiche Gespräche mit Mitschülern, Eltern und Lehrern geführt.

Allerdings wollten beide auch eine Anzeige erstatten. Während die Eltern des Mädchens dies bereits getan haben, hatPlatter vorerst davon abgesehen.

Er möchte nun aber die Öffentlichkeit über die wahren Geschehnisse an der Laimburg informieren und wird im Nachgang Anzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft einreichen. Wegen Mordversuchs.

Dabei hatte auch er mit den Behörden über eine Anzeige gesprochen. Diese unterstützten ihn aber nicht, sondern baten den Vater darum abzuwarten.

Direktor Mair wusste offenbar genauestens über den Vorfall Bescheid. Der Verdacht, dass den Schülern K.O.-Tropfen verabreicht wurden, wurde in einem Gespräch mit der Heimleitung und den betroffenen Eltern zuerst geäußert. In einer Mail, die der TAGESZEITUNG vorliegt, bestätigt sogar der Direktor selbst, dass „im Urin der Schülerin und des Schülers fremde Substanzen“ nachgewiesen wurden.

Was sagt der Direktor selbst zu den neuen Erkenntnissen? „Ich will mich zu dem Vorfall nicht mehr äußern, sollte aber ein Artikel veröffentlicht werden, werde ich mir rechtliche Schritte vorbehalten“, sagte der Direktor gestern auf Nachfrage der TAGESZEITUNG. Er habe keine Befunde gesehen, die beweisen, dass den Schülern K.O.-Tropfen verabreicht wurden.

Paul Mair, der Direktor der Laimburg, hat uns folgende Richtigstellund im Sinne des Pressegesetzes zukommen lassen, die wir an dieser Stelle veröffentlichen:

„Ich stelle fest, dass wesentliche Inhalte des besagten Artikels falsch sind und zudem verleumderische Anschuldigungen angeführt sind. Korrekt ist, dass wir nach der zitierten Weinverkostung im Mai diesen Jahres, die Rettungskräfte alarmiert und die Behörden verständigt haben. Es wurden zwei Notrufe abgesetzt, die Ordnungskräfte sind umfassend informiert worden. Von den Rettungskräften kam schnelle Hilfe und die Ordnungshüter haben professionelle Unterstützung geleistet und dafür wird diesen gedankt.

Wir waren in stetem Austausch mit den betroffenen Jugendlichen und deren Eltern. An der Schule wurden die Ereignisse aufgearbeitet, Maßnahmen beschlossen und umgesetzt. Zum Schutz der Betroffenen und aus Datenschutzgründen waren und sind keine weiteren Auskünfte oder Stellungnahmen zu dem bedauerlichen Vorfall selbst möglich.

Die Ermittlung der Umstände, die zu dem Vorfall geführt haben, obliegt den Ordnungshütern. Diesbezüglich halte ich fest, dass ich zu keinem Zeitpunkt Kenntnis über eventuelle Ermittlungsergebnisse hatte bzw. auch jetzt nicht habe. Ebenso wenig hatte bzw. habe ich Einsicht in Befunde, Laboranalysen, medizinische Gutachten oder Ähnliches. Sofern wir Anfragen von den Behörden erhalten, werden ich und die Mitarbeiter der Schule selbstverständlich mit den Behörden kooperieren.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

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  • brutus

    „Im Wein liegt die Wahrheit!“
    …bei diesem Artikel ist diese aber sehr nebulös.

    • gorgo

      Warum ein Alkoholtest bei den restlichen Schülern irgendwas beweisen sollte habe ich nicht verstanden. Wenn schon hätte man alle auf liquid extasy testen sollen.

      • na12

        Jmd. hat sich wohl einen besonderen Spaß mit diesen Austsuschschülern erlaubt. Selbst verabreicht sich keiner K.O. Tropfen. Zum Glück hat keiner das Zeitliche sesegnen müssen.
        Der Direktor wird keine Freude über die Negativ Werbung haben und kehrt alles unter den Tisch. Finde dieses Verhalten menschenverachtend. Er hat die Aufgabe der Sache auf den Grund zu gehen und nicht mit dem Vater des Opfers mit dem Anwalt zu drohen. Echt unterletzte Schublade so etwas. Dem Direktor scheint es nur um die Einschreibungen zu gehen, denn jede Einschreibung bringt ihm Geld.
        Dem Vater des Opfers und den drei Jugendlichen wünsche ich Alles gute. Lasst euch nicht unterkriegen. Die Wahrheit soll auf den Tisch kommen, das ist das Mindeste.

  • hallihallo

    die k.o.tropfen wurde wohl kaum von den verantwortlichen der laimburg oder von den lehrern verabreicht. eher müßten wohl der sohn und das mädchen wissen, wer das getan hat.

  • enjoy

    Jugendlicher Leichtsinn mit Drogen. Papi sucht den Verantwortlichen aus Druck. Che falsità Südtirol halt…

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