„Sind nicht im Gotteshaus“
Julia Unterberger sorgt mit ihrer kritischen Würdigung des verstorbenen Silvio Berlusconi national für Schlagzeilen. Die Rede im VIDEO.
Julia Unterberger erntet im Netz viel Beifall für ihre Rede, die sie am Dienstag bei der Gedenkfeier für den verstorbenen Silvio Berlusconi im Senat gehalten hat.
„Wir sind nicht in einem Gotteshaus, sondern im Parlament, und das erfordert, dass wir vom Grundsatz ,Von den Toten nichts als das Gute‘ abweichen, um aufrichtige politische Überlegungen anzustellen“, eröffnete Unterberger ihren Beitrag. Man könne nicht darüber schweigen, wie sehr Berlusconi, den sie persönlich nie kennengelernt habe, dem Image der italienischen Frauen geschadet habe. Im deutschsprachigen Raum sei es unverständlich, dass es eine Figur wie Berlusconi viermal geschafft habe, Regierungschef zu werden.
„Das Privileg, ein Land zu führen, geht nach unserem Verständnis mit der unbedingten Notwendigkeit einher, sich von den eigenen wirtschaftlichen Interessen zu lösen, um nur das Gemeinwohl zu verfolgen: etwas, was man von Berlusconi nicht behaupten kann. Von hochrangigen Politikern wird erwartet, dass sie sich vorbildlich an die Regeln halten: Berlusconi tat das nicht. Er sagte von sich selbst, er sei ein Liberaler, was für ihn bedeutete, sich nicht an die Regeln zu halten. Seine Politik hatte wenig Liberales an sich. Heute kann sich niemand mehr an eine große Reform aus seiner Regierungszeit erinnern“, so die Autonomiegruppen-Chefin.
Ihre Rede wurde mehrmals durch laute Proteste von den Mitte-Rechts-Bänke unterbrochen. Doch sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und stellte fest, „dass uns Berlusconi zwar nicht die Autonomie weggenommen hat – er hat uns aber auch nie etwas gegeben“. Die Senatorin brachte in ihrer fünfminutigen Rede, der sich stark vom Lobgesang der Rechten unterschied, einen lobenden Satz unter: Der FI-Gründer sei Proeuropäer und Tierliebhaber gewesen. (mat)
Kommentare (53)
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