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„Brauchen mehr Speicherbecken“

Nach Bozen, dem Burggrafenamt, dem Eisack- und Pustertal haben sich die bäuerlichen Kandidaten Franz Locher, Maria Hochgruber Kuenzer, Sepp Noggler und Luis Walcher zum Abschluss mit den erweiterten Bezirksbauernräten des Unterlandes und des Vinschgaus getroffen. Die Themen sind in beiden Bezirken ähnlich.

In Neumarkt und Burgeis haben die bäuerlichen Landtagskandidaten, die als Meistgewählte aus den SBB-Basiswahlen hervorgegangen sind, die Aussprachen mit den erweiterten Bezirksbauernräten abgeschlossen. Ziel war es, dringende Anliegen mitzunehmen und in das Arbeitsprogramm für die nächsten fünf Jahre zu schreiben.

Ein in beiden Bezirken stark gefühltes Thema ist die Raumordnung. „Das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft sollte besser verständlich und leichter umsetzbar sein. Leider sind Regeln unklar oder sie werden unterschiedlich ausgelegt. Zudem sind Sachbereiche noch immer nicht gut geregelt“, fasste der Bezirksobmann des Unterlandes, Reinhard Dissertori, die Stimmung auf dem Treffen zusammen. Auch erschwere das neue Gesetz das Zusammenleben mehrerer Generationen am Hof. Viele Bezirksbauernratsmitglieder wünschten sich darüber hinaus mehr Respekt vor bäuerlichem Eigentum.

Kritik gab es auch an der Bürokratie. „Viele Bäuerinnen und Bauern haben das Gefühl, dass die Auflagen und damit der bürokratische Aufwand zu- anstatt abnehmen. Hier müssen wir Vereinfachungen erreichen, damit die Bäuerinnen und Bauern nicht eines Tages mehr Zeit vor dem Computer statt auf dem Feld oder im Stall verbringen“, sagte Raimund Prugger, der Bezirksobmann des Vinschgaus. Zudem ließen Antworten der Ämter auf Anfragen oft lange auf sich warten.

Zur Sprache kam auch die Mobilität. Während der Vinschger Bezirksbauernrat den zunehmenden Verkehr auf der Vinschger Straße kritisierte und Verbesserungen forderte, ging es im Unterland um den Brenner-Basistunnel. „Aufgrund der langen Bauzeit befürchten wir eine deutliche Zunahme der Belastung für die Bevölkerung. Noch nicht geklärt sind zudem die Materialablagerungen“, sorgte sich Dissertori. Um noch offene Fragen der Bäuerinnen und Bauern zu klären, soll es eine vom SBB-Bezirk Unterland organisierte Informationsveranstaltung geben. Einig waren sich die Teilnehmer auch, dass die Verkehrsflüsse auf der Brennerautobahn verbessert werden müssen, damit die Staus nicht mehr werden.

Ein Thema der Zukunft, auch das wurde in Neumarkt und Burgeis klar, ist die Sicherung der Wasserversorgung. „Die Landwirtschaft braucht in Zukunft mehr Speicherbecken. Dafür müssen aber die Vorschriften vereinfacht werden, die aktuell sehr komplex und aufwändig sind“, sagte Reinhard Dissertori im Namen des Bezirksbauernrates. Im Vinschgau forderten einige Anwesende, bei Trockenheit auf die Wasserspeicher des Energieunternehmens Alperia zugreifen zu dürfen. „Zudem sollten die Wasserkonzessionen eine Entnahme von Wasser aus dem Netz bereits ab März ermöglichen. Aufgrund des immer früheren Vegetationsbeginns wird das Wasser auch früher gebraucht“, so Raimund Prugger. Angesprochen wurde auch die Gebühr für die Wasserkonzession, die vielen als zu hoch erscheint.

Ein klares Nein kam zur geplanten Reduzierung der Pflanzenschutzmittel. Immer neue Schädlinge und gleichzeitig immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung, das könne auf Dauer nicht gutgehen, warnte Dissertori.

Einig war man sich in beiden Bezirken auch, dass der Zu- und Nebenerwerb immer wichtiger wird, um Bauernhöfe zu erhalten. „Neben den bereits bestehenden Möglichkeiten, wie etwa dem Urlaub auf dem Bauernhof oder der Direktvermarktung, soll auch das Agri-Camping zukünftig möglich sein“, sagte Dissertori. Großes Potential böten auch die erneuerbaren Energien. „Hier müssen Politik und Verwaltung offener sein und neue Formen der Energiegewinnung zulassen“, unterstrich Prugger. Zugleich brauche es einen gerechten – sprich höheren – Preis für bäuerliche Lebensmittel. Das sei eine wichtige Motivation, damit junge Menschen in die Landwirtschaft einsteigen und die Höfe der Eltern übernehmen.

Ein im Vinschgau immer wiederkehrendes Thema ist der Nationalpark. „Die Einschränkungen bei der Bewirtschaftung schrecken viele Jungbauern ab. Seit der Park auf das Land übergegangen ist, hat sich die Verwaltung verkompliziert“, fasste Prugger die Rückmeldungen der Bäuerinnen und Bauern zusammen.

Sorgen bereitet den Betrieben das Großraubwild. Hier müsse die Politik in Bozen, Rom und Brüssel endlich die Weichen für ein Wolfsmanagement stellen.

 

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