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Der geniale Provokateur

Thomas Widmann

Thomas Widmann treibt die SVP mit seiner Forderung nach dem kleinen Edelweiß weiter vor sich her. Was der Ex-Landesrat bezweckt. Und warum sein Plan nicht aufgehen wird.

von Matthias Kofler

Wenn man im Landtagsfoyer die SVP-Abgeordneten zu Thomas Widmanns neuestem Schachzug befragt, fallen Adjektive der Superlative: Als „absolut genial“ bezeichnet Landesrat Arnold Schuler den Vorschlag des Afingers, mit einem „kleinen Edelweiß“ zu den Landtagswahlen antreten zu dürfen. Auch Landtagsvizepräsident Sepp Noggler überschüttet den Afinger mit Lob: „Widmann ist einfach ein Fuchs, der es liebt, Unruhe zu stiften, und sich dabei schön ins Fäustchen lacht.“

Für das Groß der Edelweiß-Mandatare ist das kleine Edelweiß Teil von Widmanns Spielchen, mit denen er die SVP-Führung um Landeshauptmann Arno Kompatscher und Obmann Philipp Achammer vor sich hertreiben will. Ihm gehe es darum, sein durch das unfreiwillige Ausscheiden aus der Landesregierung ramponiertes Lebenswerk zu retten, vermutet eine Oppositionspolitikerin. Dass es der ehemalige Landesrat auf die Spitze treiben und tatsächlich mit einer eigenen Liste zu den Landtagswahlen am 22. Oktober antreten könnte, glaubt im Hohen Haus aber niemand.

Widmann selbst gefällt sich in seiner Rolle als gewiefter Provokateur, der die Partei vor dem drohenden Untergang rettet. Auf Nachfrage betont der Vollblutpolitiker, dass er nicht gedenke, im Herbst in den politischen Ruhestand zu treten. „Ich habe der Partei ein seriöses Angebot unterbreitet, damit wir unser Potential als Volkspartei voll ausschöpfen können“, erklärt Widmann gegenüber der Tageszeitung. Es gehe ihm nicht darum, die Partei zu spalten. Im Gegenteil: Da sich Kompatscher weigere, ihn – Widmann – mit auf die SVP-Liste zu nehmen, habe er die Partei nicht vor eine Zerreißprobe stellen wollen. Außerdem habe er auf eine Kampfabstimmung im Bezirk Bozen verzichtet, um andere Kandidaten nicht von der Liste zu kicken. Möglicherweise hätte dann der SVP-Arbeitnehmer Helmuth Renzler seinen Fixplatz verloren.

Widmann sagt, er sei mit WhatsApp-Nachrichten überhäuft worden. Sowohl SVP- als auch Nicht-SVP-Mitglieder hätten ihn zur Bereitschaft beglückwunscht, mit einem eigenen Team bei den Landtagswahlen zu kandidieren. Einige davon würden selbst mit in den Ring steigen, andere wollten die Liste von außen unterstützen.

Nicht nachvollziehen kann Widmann, dass man in der Partei und der Fraktion die vielen Probleme in Südtirol – von den langen Wartezeiten in der Sanität über die Raumordnung bis hin zum teuren Wohnen – nicht offen ansprechen dürfe. Auch sei es undemokratisch, dass „ein Einziger“ (gemeint ist der LH) bestimmen könne, wer auf die Liste dürfe und wer nicht.

Der Ex-Landesrat sieht sein Projekt als eine Art Sammelbecken für all diejenigen unterm Edelweiß, die mit dem aktuellen Kurs der Partei nicht glücklich sind. Im Landtag zirkuliert das Gerücht, Widmann habe eine Umfrage durchführen lassen, laut der sein „kleines Edelweiß“ mit drei bis vier Mandaten rechnen könnte. Im Umfeld des ehemaligen SVP-Sekretärs und -Vizeobmanns interpretiert man diese Daten so: Sollte die SVP bei den Landtagswahlen ein, zwei Mandate verlieren, wäre die Widmann-Liste das Zünglein an der Waage. Sie könnte dann mit der Volkspartei eine Koalition eingehen – und so dem Edelweiß die absolute Mehrheit sichern. Gleichzeitig wäre die Widmann-Fraktion auch offen für Neuzugänge: So könnten SVP-Mandatare, die in dieser Legislatur immer wieder mit dem LH aneinandergeraten sind – die Rede ist von Manfred Vallazza, Franz Locher und Waltraud Deeg –, die Fraktion wechseln, blieben aber trotzdem in der Mehrheit. „Wenn man in der Fraktion geheim abstimmen würde, fielen zehn Stimmen auf Widmann und nur drei auf Kompatscher“, behauptet ein Widmann-Vertrauter.

Eine andere Erzählung lautet, dass Widmanns Liste die SVP in die Opposition schicken könnte, wenn sie mit Team K, Freiheitlichen und Co. eine alternative Mehrheit bildet. Dann könnte der Ex-Landesrat seinen großen Traum verwirklichen und Kompatscher („den schlechtesten LH aller Zeiten“) in die Wüste schicken.
Philipp Achammer hat alle Hände voll damit zu tun, die Brandherde in seiner Partei zu löschen. Das neueste Störmanöver aus dem Hause Widmann kommt dem Obmann daher mehr als ungelegen. „Ich kann in diesem Zusammenhang lediglich auf das Parteistatut verweisen, welches sehr klar ist. Ein kleines Edelweiß ist als Möglichkeit ausschließlich für Gemeinderatswahlen und nicht für Landtagswahlen vorgesehen“, sagt Achammer gegenüber der Tageszeitung.

Am Donnerstag suchte der Obmann noch einmal das Gespräch mit Widmann, doch es gelang ihm nicht, den Ex-Landesrat umzustimmen. Laut Widmann liegt der Ball jetzt bei der Partei. Notfalls werde er auch ohne das kleine Edelweiß antreten. Achammer will das Thema in der nächsten Parteileitungssitzung zur Sprache bringen. Aus seinem Umfeld ist zu vernehmen, dass ein kleines Edelweiß absolut kein Thema sei: „Das wäre das Ende der SVP als Volkspartei.“ Mit den kleinen Edelweiß-Listen in den Gemeinden sei das nicht zu vergleichen, weil es sich dort in der Regel um Bündnisse in den Fraktionen handelt. Auch will die Partei keinen Präzedenzfall schaffen: Schließlich könnten dann auch die Wirtschaft, die Arbeitnehmer usw. ein eigenes Edelweiß beantragen. Das dürften auch die meisten Mitglieder der Parteileitung einsehen. Einige könnten allerdings darauf drängen, Widmann doch noch auf die SVP-Liste zu nehmen, um dessen Stimmenpotential nicht zu verschenken. In dem Fall müsste jedoch ein Mann auf die Kandidatur verzichten, da auf der Edelweiß-Liste nur noch zwei Frauen fehlen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (74)

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  • criticus

    „Möglicherweise hätte dann der SVP-Arbeitnehmer Helmuth Renzler seinen Fixplatz verloren.“
    Wer ist der Renzler und was hat er für wem geleistet? Da ist ein Widmann schon mehr wert!
    Und ist die Deeg die Person, die es bis heute nicht geschafft hat anscheinend bis zu 1000 WOBI Wohnungen im ganzen Land zu sanieren? Diese verdammten Streitereien innerhalb der „Selbst-Versorungs-Partei werden nach den Wahlen weitergehen und das Land bleibt, wie in den letzten 2 Jahren, auf seinen Problemen sitzen.,

    • heracleummantegazziani

      Der Grund für die Ablehnung Widmanns ist nicht „mangelnde Leistung“, sondern sein Verhalten. Würden Sie eine Koalition anführen wollen, in dem Sie riskieren, dass ein Mitglied ihrer eigenen Partei täglich gegen Sie intrigiert?

      • leser

        Heracleum
        Widmann ist ganz einfach die letzte Seele eines Südtiroler
        Aber er vertritt halt einen großen Teil Südtiroler die so sind
        Ich halte eben Null von schmarotzern und übervorteilern

        • artimar

          Widmann argumentiert auf Rai-Tagessschau vom 10. Juni 2023 taktisch. Er glaubt offenbar tatsächlich, er könne durch das „Kleine Edelweiß“ die SVP-Mehrheit erhalten und fordert eine Abstimmung im Parteiausschusses. Sagt letztlich aber wohl nur etwas über Widmanns Wirklichkeitsverkennung und sein Nicht-Wahrhaben-Wollen.

    • leser

      Criticus
      Renzler kommt sowieso nicht mehr durch
      Widmann passt doch in den SVP Club gut hinein
      Er steht für südtiroler hinterhältigkeit und schlaumeiermentalität
      Er zählt seine baustellen auf
      Mobilität Raumordnung sanität
      Und genau er hat das alles verbockt
      Vom 7 millionenloch in der SVP nicht gar nicht gesprochen

      Also mehr den Schlaumeier geht doch nicht oder

  • andreas

    Wie armselig der Zustand der SVP ist, sieht man an den Aussagen Schulers und Nogglers.
    Eine Lobbypartei, wo jeder seine Interessen und die seines Kumpels vertritt und bauernschlau, wie sie meinen zu sein annehmen, dass das keiner merkt und System Durnwalder ewig weitergeht.

    Diese Wahl wird zeigen, ob Typen wie Noggler oder Vallazza noch gewollt sind. Wobei, prinzipienlos und geldgierig, wie recht viele Südtiroler sind, werden wohl auch noch solche Komplettausfälle gewählt.

    Der LH kann das ändern, wenn er mehrere seiner Leute durchbringt und die opportunistischen Lobbyisten in den Hintergrund drängt.

    Die Opposition zu wählen ist, mit deren Exponenten, auch keine Alternative.
    Dann gäbe es keine Wurstbrote mehr im Landtag, das Gehalt der Landesangestellten würde mindestens verdoppelt und Österreich würde wohl einmaschieren.

  • criticus

    @heracleummantegazziani
    Sie haben recht, aber da müsste der Landeshauptmann die Hälfte der SVP-Abgeordneten hinausschmeißen. Widmann steht zu seiner Aussage und die anderen sind offiziell zu feige.

    • heracleummantegazziani

      Wäre er nicht abgehört worden und wären die Gespräche nicht veröffentlicht wirden, würde er zu gar nichts stehen und weiterhin intrigieren. Was soll er denn in dieser Situation tun? Leugnen kann er sein Verhalten ja nicht.

  • bettina75

    Der Tommy soll in Pension gehen und mit dem Luis a Karterle mochen.

  • sepp

    Das Ende von der lachnummer rückt näher des werd a freudentag für mio widmann isch a nett a freund fa mir ober des mocht a guitkonn lei sogen super

  • andreas1234567

    Hallo zum Sonntag,

    Widmann und Umfragen bei denen er im Abstimmungsergebnis vom Volk mit überwältigender Mehrheit angefleht wird doch bitte bitte bitte eine führende Volksvertreterrolle einzunehmen?

    Da war doch mal was..

    Ach ja..

    https://www.tageszeitung.it/2022/04/21/thommys-freunde/

    Sonntagsgruss aus den Niederlanden

    • puschtramadl

      Danke für den Hinweis auf die getürkte Umfrage.
      Habe immer noch das spöttische Lachen Widmanns im Telefongespräch mit Gatterer im Ohr. Das reicht mir. Nur noch lächerlich, dem ist nichts zu blöd. Wenn er so unentbehrlich im Landtag ist, sollte er nicht durch Abwesenheit glänzen.

  • pingoballino1955

    SUMSI 1 ,hosch kuane billigere Argumente als Team ( kaputt) iatz hobs in die “ Weschpn“ gstirget mitn Widmann nicht mein Foll,ober er weart enk die “ Sommlpartei“ hinmochn,wenn s nit einlenkts,nor weart er holt a eigene Situation gründen,sel kennt ‚ s enk hinter di Oarn schreibn! Und Argument du Oberlearer?

  • romy1988

    Warum wieder Widmann? Man will ihn nicht, noch braucht man ihn.

  • kongo

    Das beste was diese SVP die letzten 20 Jahre politisch zu bieten hatte waren Alt LH Durnwalder und eben Widmann, alle anderen waren zum Himmelschreien. Und genau diese Unfähigen seggieren jetzt die beiden um von ihrem Versagen abzulenken.Es wird wohl noch eine Legislatur brauchen bis die Leute endlich aufwachen.

  • carlo

    Dass Widmann aus Rücksichtnahme auf Renzler oder andere auf die Kampfabstimmung in BZ verzichtet hat, glaubt doch kein Mensch.

    • pingoballino1955

      Stimmt,weil er weiss dass Renzler ohnehin am absteigenden Ast ist,hat ja NULL geleistet.Widmann kann ihn ja in seine neue Partei aufnehmen,hahaha!

      • carlo

        Renzler ist beliebt bei den Pensionisten, er wird seine Stimmen schon heim bringen. Das weiß auch die Spitze der SVP, ansonsten hätte man ihn wohl höflich gebeten auf eine Kandidatur zu verzichten.
        Widmann hat keinen Augenblick geglaubt, dass ihm das kl. Edelweiß gewährt wird, das war nur ein Manöver, um sich in Position zu bringen für sein weiteres Vorgehen.

        • leser

          Carlo
          Renzler ist beliebt beim Fußvolk die glauben dass der LH das Geld verteilen kann wie der Weihnachtsmann

        • pingoballino1955

          Carlo,wüsste nicht warum Renzler nochmal gewählt werden sollte,die Alten bleiben weg und die Jungen werden ihn gar nicht kennen,den Sesselkleber,der für die Arbeitnehmer Null auf die Reihe gebracht hat,im GEGENTEIL!!! Mit WIdmann,bin ich ihrer Meinung war eine Feigenblattaktion um nach den Wahlen sagen zu können: ICH habe euch ein seriöses Angebot gemacht,ihr habt es als Svp ABGELEHNT.So bringt der schlaue Fux die Svpseines Erachtens,in die Prelude!

  • vinsch

    Widmann hat so oder so gewonnen. Bekommt er seine Liste nimmt er der SVP Stimmen, bekommt er sie nicht, gehen diese an die Opposition. Der Verlierer dieses Spiels ist wieder eimal Kompatscher. Intern hat er schon mehr Feinde als Freunde und jetzt bald noch eine neue Partei gegen ihn, die im selben Teich nach Wählern fischt. Ich gehe davon aus, dass Kompatscher nicht mehr LH wird.

  • sepp

    Bei dri wahlen werden einigeaugen mochen a poor Sitze verliert die SVP noa brauchts eben wieniger kanditaten

    • pingoballino1955

      A gfährlicher Politkkindergortn af Kostn der Bürger.innen. Es scheint lei mehr um di Sessl und Cash zu gian,nimmer um di Probleme von di Bürger.innen! Höchste Zeit für an totalen Wechsl!

      • leser

        Pingo
        Was ist denn der totale Wechsel?
        Den landtag per Dekret den ebners übertragen?

      • hermannh

        irgendein Diktator sprach mal vom „totalen Krieg“, Du vom „totalen Wechsl“ – es schaut so aus als ob Du aus dem extrem rechten Lager kommst? BONGOBONGO1955; Dein Sprachschatz hat Dich verraten … so einer wie Du wählt in Deutschland die AfD

        • pingoballino1955

          hermannh,schließt du von dir auf Andere? Armes Argument wer bist du,dass du dir solche FRECHHEITEN herausnimmst? Bin SOZIALLIBERAL und stehe zu 100% zum Team K. Ob es dir passt oder nicht!!

        • leser

          Hermannh
          Aber den totalen Krieg wollte die Mehrheit der kriecher und nachher wars niemand
          Also ich für mich nehme auf den kriechbürger keine grosse Rücksicht
          Denn
          Steht einer am Pranger schmeissen sie einen Stein haben sie das Gefühl dass sie ein Brosamen ergattern können dann lecken sie die füsse
          Von diesem Fußvolk gibt es tausend Bücher
          Wahlschafe sind halt mehrheitlich nur Pöbel

  • esmeralda

    das Tagblatt möchte ihn wirklich wieder in den Landtag schreiben

    • leser

      Esmeralda
      Der weinbergweg hat auch viel zu verlieren
      Auch diese ähra muss mal zu Ende gehen
      Und das ist gut so
      Aber die wissen sich zu wehren
      Haben ja alles in der Hand von Handelskammer bis zu den kirchenbänken

  • tirolersepp

    Und morgen gibt’s eine Bauernpartei und wir Arbeitnehmer sind wieder am Arsch !!!

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