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Die Preislawine rollt

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Die Lebensmittelpreise sind im Vergleich zum Vorjahr massiv gestiegen, teilweise um mehr als 60 Prozent. Diese Teuerungen sind nicht nur mit den hohen Rohstoff- und Energiekosten zu begründen.

von Artur Oberhofer

Walther Andreaus geht davon aus, dass das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht ist und die Preise für Lebensmittel noch weiter steigen werden. Ein Rückgang der hohen Lebensmittelpreise sei nicht zu erwarten, sagt der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin. Erfahrungsgemäß würden einmal durchgesetzte Preiserhöhungen nur selten zurückgenommen. „Wenn einmal die Preislawine rollt, finden sich leicht Nachahmer, die auch zugreifen wollen“, weiß Andreaus aus Erfahrung.

Das Problem: Vor allem Menschen mit einem geringen Einkommen tun sich bei den Preissteigerungen bei Lebensmitteln schwer, da diese einen überdurchschnittlichen Anteil an den Konsumausgaben ausmachen.

Hinzu kommt: Auf der Einnahmenseite der meisten Haushalte seien keine signifikanten Steigerungen zu erwarten, so Andreaus.

Die Ist-Situation ist tatsächlich alarmierend.

Bereits seit geraumer Zeit gehen die Lebensmittelpreise durch die Decke. Die Verbraucherpreise stiegen in Bozen im April 2023 gegenüber April 2022 um 8,5 Prozent. Noch höher ist die Steigerung bei Lebensmitteln, denn die Nahrungsmittel sind – laut den Erhebungen der Gemeinde Bozen – zwischen April 2022 und April 2023 um satte 12,3 Prozent teurer geworden.

Zum Vergleich: Auf nationaler Ebene stiegen die Preise um 8,2%, jene für Lebensmittel um 11,6%.

So lassen sich die Preissteigerungen plakativ darstellen:

Zucker                                  + 62,1 %

Reis                                     + 34,1 %

Butter                                 + 29,7%

H-Milch                             + 28,1%

Joghurt                               + 24,1%

Olivenöl                              + 20,9%

Speiseeis                            + 20,1%

versch. Milchprodukte  + 19,7 %

Für den Preisanstieg spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, darunter gestiegene Energiekosten sowie versteckte und spekulative Preiserhöhungen. „Aber nicht alle Preissteigerungen sind transparent und basieren auf höheren Herstellungskosten“, behauptet Verbraucherschützer Walther Andreaus. Zwar werde an den Börsen vor allem mit Energierohstoffen wie Erdöl und Gas an den Börsen spekuliert, aber auch mit Grundnahrungsmitteln wie etwa Weizen, Butter und Pflanzenölen. „Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar“, sagt Walther Andreaus, der ein Einschreiten der Politik und Kontrollen der zuständigen Aufsichtsbehörden fordert.

Laut Andreaus trage wohl auch der Profit-Hunger der Hersteller zu den exorbitanten Preissteigerungen bei. Experten gehen davon aus, dass mehr als ein Drittel der jüngsten Preissteigerungen bei Lebensmitteln nicht auf Faktoren wie gestiegene Energie- und Lohnkosten zurückzuführen seien. Es seien (auch) die Hersteller, die mit übermäßigen Gewinnmitnahmen die Preise in die Höhe treiben.

Gerade in Krisenzeiten müsse ein Marktmissbrauch vor allem bei überhöhten Preisen von Grundnahrungsmitteln sowie versteckten Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen verhindert werden, so der Verbraucherschützer Andreaus.

Und es ist auch nicht so, dass sich die Preisspirale erst seit einem Jahr unaufhaltsam nach oben dreht. Die im Vorjahresvergleich genannten Preissteigerungen betreffen nur die Preissteigerungen seit April 2022. „Die Preissteigerungen haben jedoch bereits früher eingesetzt“, gibt Walther Andreaus zu bedenken. Wenn man den Vergleichszeitraum dementsprechend auf April 2021 zu April 2023 erweitere, würden sich für manche Produkte zum Teil erheblich höhere Teuerungen ergeben, so der Verbraucherschützer.

Stellt sich die Frage: Was tun und nicht stehlen?

Walther Andreaus gibt den Tipp: „Die Preisfallen erkennen und umgehen!“

Bei allen Produkten zähle nicht der Produktpreis, sondern der Einheitspreis. „Daher“, so rät Andreaus, „vergleichen Sie immer die Kilopreise oder die Literpreise, also die kleingedruckten Preise an den Regalen.“ Nur diese erlauben einen echten Vergleich.

Bei Obst und Gemüse spielen zudem Herkunft und Jahreszeiten eine wichtige Rolle. Gemüse und Früchte, die Saison haben und in der Region wachsen, seien häufig günstiger, weil sie nicht weit transportiert und aufwändig gekühlt werden müssen, erklärt Andreaus.

Der Verbraucherschützer weiter: „Supermärkte und Discounter bieten Lebensmittel, die nur noch kurz haltbar sind, meist reduziert an. Ein Einkauf auf dem Wochenmarkt kann zudem günstiger sein als im Supermarkt. Branchenkenner sehen auch im Regional- und Biohandel geringere Preisanstiege.“

Auch die Preise bei Fleisch sind stark gestiegen. „Fleisch, Wurst und Fisch können auch teilweise oder ganz durch pflanzliche Lebensmittel ersetzt werden“, rät Walther Andreaus.

Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojabohnen und Lupinen seien gute Alternativen. Sie seienb wertvolle Quellen für Eiweiß, Eisen, B-Vitamine und Ballaststoffe und zudem günstig. „Reis, Couscous, Bulgur oder auch Nudeln liefern Kohlenhydrate und somit Energie“, so Andreaus. Als Vollkornvariante seien sie besonders reich an Mineralstoffen, Vitaminen, Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren.

In jedem Fall lohne es sich, einen Wochenplan aufzustellen und damit einzukaufen. „Ein solcher Einkaufszettel reduziert die oft teuren Spontankäufe, vorab sollte man die eigenen Vorräte und die Reste im Kühlschrank checken und von hinten nach vorne räumen“, so Andreaus. Es könne auch helfen, ein Maximalbudget für den Einkauf im Voraus festzulegen.

Laut Walther Andreaus müsse die Politik entschieden einschreiten. Der Verbraucherschützer sagt: „Aktionen von Politik, Handel und Verbraucherschutz für kontrollierte Preise, so wie sie in der Vergangenheit schon durchgeführt wurden, haben sehr gute Ergebnisse erzielt.“

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Kommentare (27)

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  • pingoballino1955

    Die Politiker.innen interessieren sich für solche exorbitanten Preissteigerungen nicht,ihre Supergehälter und Spesenprivilegien erlauben es ihnen solche gestiegenen Preise “ locker“ zu bezahlen.

    • summer1

      Tja Pingo, wenn die Politik eingreifen würde, dann wäre das eindeutige Planwirtschaft.
      Nachdem das TeamKaputt aber eine Unternehmerpartei ist, glaube ich weniger, dass Kölle für Planwirtschaft steht.
      Und Rieder weiß nicht mal, was Planwirtschaft oder soziale Marktwirtschaft ist, weiß sie nämlich nicht, wer in Italien die Kollektivverträge auszuhandeln hat.

      • ich

        Kann es sein dass sie zum Psychiater müssen? Hnter jeder Ecke lugt für sie das Team k hervor. Und das bei jedem Thema.das muss eine schlimme Neurose sein.
        Armes Hascherle

        • summer1

          Ich
          Frag mal Pingo und Alexius und offenbar dich selber auch, warum ihr ständig hinter jeder Ecke die SVP hervorlugen seht, dann wirst du merken, dass ich immer nur darauf reagiere, weil die genannten stets agieren.
          Als sachlicher Leser dürftest du auch mitbekommen haben, dass ich sehr wohl auch Fans von Grünen und STF sachlich kommentiere, weshalb ich bestens belege, dass ich nicht allein das TeamKaputt überall hervorlugen sehe.
          P.S.: Spar dir deine Ferndiagnosen, wer zum Psychiater sollte. Das ist fachwissenschaftlicher Bockmist und in einer Diskussion kein Argument, weil es auf die Person abzielt und nicht auf die Sache.
          Lass dir also etwas Besseres einfallen.

          • sougeatsnet

            summer: der Weltenversteher und Besserwisser verteidigt die SVP und gibt der Opposition die Schuld für ihre unverständlichen Gesetze. So etwas nennt sich Verdrehung der Tatsachen.

  • summer1

    Alles gut und recht, wenn diese Preissteigerungen bei der Milch aber wenigstens bei den Bauern ankommen würden, dann wäre das ja noch ok, aber so sind es einfach nur billigste Bereicherungen des Handels auf Kosten der Erzeuger und Konsumenten.

  • olle3xgscheid

    …neben der Gier , welche hier offensichtlich ist, spielt der Staat eine große Rolle. Denn nicht zuletzt verdient er mit höheren Steuereinnahmen , also wozu was ändern!?

  • olle3xgscheid

    ..ob Absprachen , Wucher, uvm. freie Marktwirtschaft ist bezweifle ich.

    Erklär das Familien , bei deren Löhnen

  • e.k.

    In allen Sektoren (Handwerk, Gastronomie, Landwirtschaft, Handel, öffentliche Verwaltung usw.) sind seit Monaten merkliche Steigerungen spürbar. Laut meiner Beobachtung sind die (Grund) Nahrungsmittel – bis auf wenige Produktgruppen – über all die Jahre zuvor sehr stabil gewesen. Andere Sektoren, wie z.B. die Gastronomie oder der Freizeitbereich, haben mit den Preisen schon sehr viel früher angezogen; dort wird bekanntlich in einer anderen Liga gespielt.

  • placeboeffekt

    Südtirol ist natürlich wieder mal Spitzenreiter

    Ein kurzer Vergleich:
    Milch 3.5%

    Mila 2 Euro (“despar “)
    Latte Verona 1.26 Euro ( Supermarkt Verona)
    Edeka Bergbauernmilch 1.20 Euro ( Supermarkt Garmisch)

    Butter: prozentual gleicher Unterschied

    Despar sollte sich in Despair oder Disperazione umbenennen

    • summer1

      Wenn dir der Preiskampf nach unten so gefällt, dann tust du mir ehrlich gesagt sehr leid, denn du weißt qualitativ hochwertig hergestellte Lebensmittel nicht zu schätzen.
      Und nur weil dieser Landwirtschaftsbereich durch Billigmilchimporte aus Polen dermaßen gestört ist, sollte man nach polnischen Vorbild auch den Import dieser Ware aus Polen blockieren, zumal das christkatholische Polen die Getreideimporte aus der Ukraine blockierte, um seine Bauern diesbezüglich zu schützen und vor dem Preiskampf am Markt zu bewahren.

    • brutus

      …die Aspiag hatte einen Rekordumsatz!
      …an Geld, nicht an Waren!

  • tirolersepp

    1 Liter Milch im Regal kostet 1,50 Euro !

    0,50 Cent bekommt der Bauer !

    Wer hat die Gans gestohlen – wo ist der 1 Euro geblieben ????

    Die großen Lebensmittelketten krallen sich den Euro – wer denn sonst !!!

    • summer1

      Tirolersepp
      Warum immer diese Lügen?
      Der Bauer bekommt 0.58 Cent, für Heumilch etwas mehr. Bei den Tatsachen bleiben, sonst werden wir unglaubwürdig.
      Aber natürlich ist die Frage dringend, wie die Weiterverarbeitung und der Handel ohne Scham satte 90 Cent einstecken können, denn dies bedeutet nichts anderes, als dass deren Arbeit und Gewinnspanne beinahe doppelt so hoch zu Buche schlägt als die Leistung der Kuh, was letztlich ein milchgebendes Lebewesen ist?
      Genau hier sitzen jene, die sich um Tierwohl einen feuchten Dreck kümmern, und genau in diese Sparte fällt auch der Kunde, der für ein Liter Milch möglichst weniger als 1.50 € ausgeben will, für ein Liter Bier aber gerne 3€ und mehr hinlegt.
      Einfach verrückte Welt.

      • waldhexe

        @summer
        Hör endlich auf von „WIR“ zu sprechen.Das was du da unter die Leute bringst ist einzig und allein deine persönliche Meinung.

        • summer1

          Waldhexe
          Ich verstehe schon Waldhexe gibt es nur eine, Bauern sehr viele. Also wir Bauern ist eine persönliche Meinung?
          Ich wette, meinen Kommentar unterschreiben 99% der Bergbauern.
          Schlimm, wenn du nur eine, wir aber viele sind.

          • waldhexe

            Du bist auch nur ein summser,aber glaubst die Meinung von 99% zu kennen.

          • summer1

            Das Summser übergehen ich, die Meinung zu meinem Punkt Milchpreis und dreistem Milchhof und Handel teilen in der Tat 99% der Bergbauern mir Milchwirtschaft.
            Wenn du es nicht glaubst, dann tritt doch du den Gegenbeweis an. Bis dahin bleibt meine Aussage aufrecht und richtig.

    • brutus

      …zu einfache Rechnung!
      Es wird etwas weniger sein, das die Handelsketten verdienen!
      Spesen der Milchhöfe (Verpackung , Logistik usw.) müssen auch verrechnet werden. Trotzdem nutzen die Discounter Anbieter und Endverbraucher gnadenlos aus!

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