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„Nicht nur ein Slogan“

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Die Regierung in Rom will Steuererleichterungen für Familien mit Kindern. In Südtirol findet diese Idee Zustimmung – allerdings ist man sich einig, dass monetäre Anreize allein nicht reichen.

von Lisi Lang

In Italien kommen immer weniger Kinder zur Welt: Schon seit Jahren ist die Geburtenrate rückläufig, für das vergangene Jahr verzeichnete Italien einen neuen Negativrekord.

Die Regierung in Rom will diesen Trend nun unterbrechen und mit umfangreichen Maßnahmen die Geburtenrate in Italien wieder steigern – Finanzminister Giancarlo Giorgetti schlägt dafür Steuererleichterungen für Familien mit Kindern vor.

Die Regierung in Rom will demzufolge die Steuern für Familien mit Kindern massiv senken. Eltern, die mindestens zwei Kinder haben, könnten vielleicht sogar ganz von Steuern befreit werden, hat Finanzminister Giorgetti angekündigt. Damit sollen junge Paare ermutigt werden, mehr Kinder zu bekommen und die niedrige Geburtenrate soll steigen.

In Südtirol befürwortet man die Idee zu den Steuererleichterungen für Familien – allerdings sind sich PolitikerInnen und Familienvertreter einig, dass es mit monetären Maßnahmen alleine nicht getan ist. „Alle Maßnahmen, die Familien finanziell unterstützen, sind zu begrüßen“, sagt Christa Ladurner von der Allianz für Familie. Aber Familienpolitik bestehe aus mehreren Säulen. „Es braucht eine Kombination aus Leistungen, auch was den Ausbau und die Neuorganisation der Kinderbetreuung betrifft, die Rentenabsicherung der Betreuungszeiten usw.“, sagt Ladurner. Man dürfe sich nicht der Illusion hingeben, dass nur finanzielle Anreize einen riesigen Unterschied bilden – das würden Beispiele aus anderen Ländern deutlich zeigen.

Davon ist auch Renate Gebhard, SVP-Abgeordnete in Rom und Landesfrauenreferentin der Volkspartei überzeugt. „Es besteht wirklich Handlungsbedarf, weil die Geburtenrate in Italien immer weiter sinkt“, sagt Renate Gebhard, „und ich freue mich, dass Familienpolitik mittlerweile nicht mehr nur ein Slogan ist, wie ich es zu Beginn meiner Tätigkeit in Rom gesehen habe, sondern dass jetzt auch Geld für die Familien in die Hand genommen wird.“

Allerdings unterstreicht auch die SVP-Abgeordnete, dass finanzielle Anreize allein das Problem der sinkenden Geburtenrate nicht lösen werden. „Wenn man Vergleiche auf europäischer Ebene anstellt, dann sieht man, dass die Geburtenrate dort höher ist, wo auch in die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf investiert wird“, unterstreicht die SVP-Abgeordnete. „Ich glaube, dass monetäre Anreize wichtig sind, aber es soll nicht nur dabei bleiben.“

Dass Eltern mit zwei Kindern künftig gar keine Steuern mehr zahlen, hält Renate Gebhard dennoch für unrealistisch, eine deutliche Erhöhung der Steuerfreibeträge würde allerdings sicher eine wichtige Maßnahme für Familien darstellen. „Es geht hier ganz klar um die Frage, welche Prioritäten man setzen will“, ergänzt SVP-Senator Dieter Steger. Man werde eine derartige Maßnahme sicher nicht zusätzlich finanzieren können, sondern anderswo Gelder streichen müssen. Aber wo ein Wille, da ein Weg. „Ich teile die Auffassung des Ministers, wenn er sagt, dass es nicht sein kann, dass ein einzelner Mensch und eine Familie mit mehreren Kindern steuerlich gleich stark belastet werden“, so Steger.

Der SVP-Senator geht davon aus, dass man daran arbeiten könne und müsse. „Ich glaube, dass es auf der steuerlichen Seite Spielräume gibt“, meint Steger, der sich grundsätzlich sehr froh darüber zeigt, dass dieses Thema jetzt im Fokus steht. „Ich finde es gut, dass die Regierung sagt, dass wir Lösungen suchen müssen und monetäre Unterstützungen sind sicher ein Faktor, aber es braucht auch Investitionen in Strukturen und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, meint Dieter Steger.

Die Steuersenkungen sind bisher nur eine Idee des Finanzministers, Giorgetti will aber schon bald einen entsprechenden Gesetzentwurf ausarbeiten und vorlegen, wo dann auch die Details dieser Reform enthalten sein sollen.

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