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Weniger Betriebe, weniger Milch

Arnold Schuler, Manfred Miribung, die Söhne Patrick, Markus und Dominik sowie Ehefrau Erica, Annemarie Kaser, Georg Egger.

Mit seiner Vollversammlung hat der Sennereiverband Südtirol  ein extrem schwieriges Jahr für die Milchwirtschaft abgeschlossen, dabei aber auch positive Entwicklungen aufgezeigt: „Mit sehr viel Einsatz, Verhandlungsgeschick und einer konstant hohen Qualität ihrer Produkte ist es den Milchhöfen 2022 gelungen, die Wertschöpfung für die Bauern weiter zu steigern und so einen Teil der gestiegenen Kosten an den Handel weiterzugeben“, so der Obmann des Sennereiverbandes, Georg Egger.

Egger erinnerte bei der Vollversammlung daran, dass – wie alle Wirtschaftsbereiche – auch die Milchwirtschaft 2022 unter der von der Explosion der Energie- und Rohstoffpreise befeuerten Kostensteigerung zu leiden gehabt habe. „Unsere Bauern sind von dieser gleich dreifach betroffen: im privaten Bereich, bei der Führung ihres Betriebs und als Mitglieder und damit Miteigentümer der Milchhöfe“, so der Verbandsobmann. Deshalb sei klar, dass die gestiegene Kostenbelastung nicht zur Gänze habe abgefedert werden können. Trotzdem unterstreicht Egger, dass die Milchwirtschaft alles unternommen habe, um einen Teil der Steigerungen weitergeben zu können. „Es ist dem Einsatz der Milchhöfe zu verdanken, dass dies auch gelungen ist“, so Egger.

Plus bei Umsatz und Auszahlungspreis

In diesem Zusammenhang verweist der Obmann des Sennereiverbandes auf den erheblich gestiegenen Umsatz der Südtiroler Milchhöfe. Dieser betrug im Jahr 2022 610,25 Millionen Euro und lag damit um 17,8 Prozent höher als noch im Krisenjahr 2021. „Der gesteigerte Umsatz zeigt allerdings nur eine Seite der Medaille, die enorm gestiegenen Kosten sind die andere“, erklärt Egger. „Und diese wirken sich natürlich auf das aus, was unterm Strich übrigbleibt.“

Eine erfreuliche Folge des gesteigerten Umsatzes ist ein im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegener Auszahlungspreis von 58,15 cent pro Kilogramm Rohmilch. Dass die Südtiroler Milchwirtschaft ihre Wertschöpfung habe steigern können, schreibt Egger vor allem dem Verhandlungsgeschick der Milchhöfe zu. „Es ist den harten und unnachgiebigen

Foto: IDM/Marco Parisi

Verhandlungen zu verdanken, dass ein Teil der Kostensteigerungen an den Handel weitergegeben werden konnte“, so der Obmann. Zudem werde die Qualität der Südtiroler Milchprodukte seit Jahrzehnten hochgehalten und auch die Zuverlässigkeit der Südtiroler Milchhöfe als Partner werde vom Lebensmitteleinzelhandel geschätzt.

In diesem Zusammenhang weist Georg Egger auch auf die gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Bedeutung der Milchhöfe hin. So finden in den zehn Betriebsstätten 1111 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Arbeit und Auskommen. „Zudem sind unsere Milchprodukte eine Visitenkarte unseres Landes in mittlerweile mehr als 40 Ländern weltweit“, so der Obmann.

Weniger Betriebe, weniger Milch

Bei der Vollversammlung wies Egger nicht nur auf den leicht gestiegenen Auszahlungspreis hin, sondern zudem auf eine um fast fünf Prozent gesunkene Anlieferungsmenge, die sich 2022 auf etwas mehr als 385 Millionen Kilogramm Kuhmilch belief. „Der Rückgang hat zum einen damit zu tun, dass die Zahl der Milchbetriebe in Südtirol auch 2022 weiter abgenommen hat, und zwar um 160 auf insgesamt 4040“, erklärt Annemarie Kaser, Direktorin des Sennereiverbandes. Damit hält ein langjähriger Trend weiter an.

Neben dem Rückgang der Zahl der Lieferanten hat die geringere Milchmenge allerdings auch natürliche Gründe. So verweist Kaser etwa auf Hitze und Trockenheit, die dafür gesorgt hätten, dass weniger Futter verfügbar gewesen sei. „Ein Ausgleich des Mangels durch den Zukauf von Futter kam für die meisten Produzenten wegen der hohen Preise nicht in Frage“, so die Verbandsdirektorin.

Die Kostenexplosion ist zudem ein Grund dafür, dass das Auskommen aus dem Milchverkauf für die allermeisten Produzenten nicht mehr reiche, um einen Milchbetrieb kostendeckend zu führen. „Unsere Bergbauern sind daneben auf die Beiträge angewiesen, die sie für ihre gesellschaftlichen Leistungen bekommen“, erklärt Kaser. Die Kleinstrukturiertheit sorge darüber hinaus dafür, dass die Mehrzahl der milchliefernden Höfe im Nebenerwerb bewirtschaftet würden.

Auflagen und Bürokratie lasten immer schwerer

Gerade für Nebenerwerbsbauern erweisen sich allerdings stetig steigende Auflagen als immer größere Last. „Nicht nur die öffentliche Hand, sondern auch die Ketten des Lebensmitteleinzelhandels stellen immer höhere Ansprüche, die weit über die Produktqualität hinausgehen und zudem nicht immer zu hundert Prozent honoriert werden“, erklärt Obmann Egger.

Dazu kommt, dass sich die immer weiter reichenden Auflagen in einem enorm gestiegenen bürokratischen Aufwand niederschlagen. „Die Bürokratie ist in unserem Sektor immens“, so Egger, „dabei sind Bauern nicht am Schreibtisch, sondern auf den Wiesen und im Stall zuhause“. Bei der heutigen Vollversammlung des Sennereiverbandes forderte dessen Obmann deshalb, die Bauern bürokratisch zu entlasten und so dafür zu sorgen, dass der Fokus auf dem Kerngeschäft – der Produktion von Milch also – liegen könne.

Geprüfte Qualität von Produkt und Produktion

In diesem Zusammenhang wies der Obmann des Sennereiverbandes heute auch darauf hin, dass ein Abbau von Bürokratie sich keinesfalls negativ auf die Produkt- und Produktionsqualität auswirke. „Wir wissen selbst am besten, dass wir als im internationalen Vergleich kleiner Anbieter nur mit Qualität punkten können und gehen diesen Weg bereits seit Jahrzehnten“, erklärt Egger.

Als Beweis dafür führt er auch die enorme Kontrollarbeit an, die der Sennereiverband Jahr für Jahr für die Milchwirtschaft übernimmt. So wacht das Labor des Sennereiverbandes über die gesamte Lieferkette: von der gentechnikfreien Fütterung der Tiere bis hin zu den Rohmilchproben, der Überprüfung der Milchsammelwagen und der Untersuchung der verarbeiteten Milchprodukte. Insgesamt wurden 2022 im Labor des Verbandes nicht weniger als 754.000 einzelne Milchkontrollen durchgeführt. Dazu kommen noch einmal rund 94.000 Produktkontrollen.

Bester Milchlieferant 2022 kommt aus dem Gadertal

Die Proben im Labor ermitteln nicht zuletzt die Qualitätsparameter der angelieferten Rohmilch jedes einzelnen Lieferanten. Auf der Grundlage dieser Daten kürt der

Sennereiverband Jahr für Jahr den besten Milchlieferanten. Diese Auszeichnung geht für das Jahr 2022 an Manfred und Erica Miribung vom Hof Les Majuns in Wengen im Gadertal.

Les Majuns liegt auf 1300 Metern Meereshöhe, die zu bearbeitenden Wiesen sind allesamt sehr steil, der Viehbestand deshalb überschaubar. So stehen derzeit neun Stück Jungvieh und acht Fleckvieh-Melkkühe im Stall, die die Heumilch geben, die vom Hof an die Mila geliefert wird. Nicht nur die schwierigen Arbeitsbedingungen machen die Auszeichnung für die Milch von Les Majuns allerdings bemerkenswert: Der 38-jährige Manfred und die 33-jährige Erica Miribung haben erst 2019 mit dem Milchstellen angefangen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (11)

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  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    da können sich die Verbände der heimischen Milchbewirtschafter mal etwas für Touristenbetriebe ausdenken welche beharrlich und wider besseres wirtschaftliches Wissen morgens Mila-Produkte auf das Frühstücksbuffet stellen.
    Alternativ sieht man viele hochwertige Fahrzeuge vor Lidl, Eurospin und Co. parken wo palettenweise das um 60% günstigere Produkt eingeladen wird.

    Es sind meist die kleinen Familienbetriebe welche dorfgemeinschaftlich noch mit den kleinen Milchbetrieben oben am Berg familiär oder über Vereine verbandelt sind und die Produkte deswegen kaufen, aus Anstand und Sorge um eine funktionierende lokale Lebensmittelerzeugung.

    Es dürfte keine grosse Sache sein solche Betriebe mit Zertifikaten, Urkunden und Informationsmaterial für die Gäste auszustatten, es schaut sich gewiss gut an so ein Zertifikat „Unterstützer der lokalen Südtiroler Milchbauernwirtschaft“

    Auf Wiedersehen bei einem gescheiten lokalsolidarischem Frühstücksbuffet mit einem Löffel im Mila-Joghurt

    • hallihallo

      besser und günstiger wäre, wenn die milchbetriebe eine seite ihrer packungen mit einem tollen landschaftsbild versieht. vielleicht so viele, wie in jenes tal geliefert werden. diese packungen würden dann in den städten werbung für jene täler machen, welche am meisten heimische milch (dasselbe natürlich auf für die yoghurte) verwenden.

    • summer1

      Andreas…
      Was macht denn der deutsche Urlauber bei Lidl umd Eurospin, wenn er die Bergluft am Berghof so genießen will?
      Und hat er dann wenigsten neben den ganzen SUV auch die vielen Bauern gesehen, die dort ihre eigenen Lebensmittel einkaufen?
      Mal weniger heucheln und ehrlicher sein, würden allen gut anstehen.

      • andreas1234567

        Hallo @summer1,

        die sieht man schon, die Kleinbusse der Sporthotels und Wellnessbuden , sind ja gut beschriftet.
        Und vom Reschen den Vinschgau herunter liegt so mancher Discounter am Strassenrand, die Eurospins, die Lidls und die grossen Sparmärkte.
        Und manchmal stockt der Verkehr, dann ist noch mehr Zeit zum Schauen wer da was palettenweise und deutlich über Eigenbedarf in die Kleinbusse gestopft wird.Aufschnitt Wurst/Käse wird auch gern kartonweise eingeladen..
        Ist ja auch egal, Hauptsache es wird morgens auf dem goldenen Tellerchen präsentiert.

        Es mag natürlich und wird auch so sein wenn Kleinbauern und Familienpensionen dort auch einkaufen oder gleich nach Innsbruck oder Landeck fahren.Deswegen sollten treue Gewerbekunden ja auch irgendwas zum Präsentieren bekommen wenn sie die Unkosten für die heimischen Milchprodukte stemmen.

        Gruss nach Südtirol

  • andreas

    Deutscher, auf Solidarität zu hoffen oder noch so ein Siegel für weiß ich was einführen, ist Unsinn.
    Besser wäre ab einer bestimmten Höhe den Bauern monatlich 100 Euro je Milchkuh zu geben.
    Das würde sie dazu animiern, noch ein paar zu anzuschaffen und ihnen effektiv helfen.
    Dem runer im Tal, würde ich natürlich gar nichts geben, dem Teslabauer würde ich sogar noch was nehmen. 🙂

    • rumer

      @andreas
      das ist aber nett, dass du an mich denkst. Deine Träume sind sogar schon Wirklichkeit: da ich schon vor vielen Jahren alle Kühe zum Metzger gebracht habe, bekomme ich deine 100 Euro eh nicht. Ganz im Sinne der Grünen, Kühe töten, Gemüse herstellen und Bären einpflanzen.

      P.S.: am wenigsten Steuern zahle ich für den Tesla…..E-Autos sind steuerfrei (Grins)

  • romy1988

    Andreas: Du verlangst vom Hotelier das Milajogurt am Frühstücksbuffet, gehst selber aber bei Lidl, Eurospin & Co zum Einkaufen? Muss ja fast so sein, sonst wüsstest Du nicht Bescheid über deren Angebote. Übrigens, die guten Hotels bieten alle hochwertige Produkte aus den Südtiroler Sennereien an, Ahnung hast Du ja keine. Wo urlaubst Du eigentlich? In den Billigjogurtunterkünften?

    • summer1

      Schön, wenn du als Bäuerin bereits in allen guten Südtiroler Hotels bereits Urlaub gemacht hast.
      Ich als einfacher Arbeiter konnte mir noch keinen Urlaub in einem solchen Hotel leisten.

    • andreas1234567

      Hallo @romy1988,

      Urlaub immer auf einem Bergbauernhof, einem „richtigem“ Bergbauernhof.
      Da stehen natürlich auch die heimischen Produkte auf dem Frühstückstisch, das hat viel mit den Verwandtschaftsverhältnissen zu schaffen, in den Tälern sind die allesamt untereinander verschwistert und verschwägert und es sind grundsätzlich auch ein paar Milchkannenbauern in diesem Gefolge, da funktioniert das schon über soziale Kontrolle ob das „Richtige“ eingekauft wird.

      Es braucht keinen Einkauf beim Discounter, es reicht ziemlich regelmässig vom Reschen herunterfahrend in den Untervinschgau die auffällig beschrifteten Hotelkleinbusse auf den Discounterparkplätzen zu sehen und was dort in welchen Mengen eingeladen wird.

      Ist ja auch soweit ok, das Eingekaufte ist nicht von minderer Qualität aber es wäre schon ein wenig fair den nachvollziehbaren Aufpreis zu zahlen weil deren Gäste eben von diesen Milchkannenbauern und deren Almen touristisch profitieren.

      Auf Wiedersehen in Südtirol

      • summer1

        Andreas…
        Deine Beherbergungsfamilie am benannten Bergbauernhof werden sich krumm und dämlich lachen, wenn sie sehen, welchen Unfug sie dir auf die Nase binden können.
        Und noch eins: Inzucht haben wir nicht mal in den abgelegensten Tälern keine.

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