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„Idiotisch und populistisch“

Immer mehr Menschen fordern, dass auch der Tourismus zum Wassersparen verpflichtet wird. Warum der Hotelier Heinrich Dorfer glaubt, dass die Diskussion um die Schwimmbäder überflüssig ist.

Tageszeitung: Herr Dorfer, der Landeshauptmann hat am Mittwoch eine Verordnung unterzeichnet, mit der die Südtiroler zum Wassersparen aufgerufen werden. Von der Hotellerie wird erwartet, dass die Schwimmbäder gestaffelt befüllt werden. Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Heinrich Dorfer: In erster Linie betrifft das natürlich Gemeinden, in denen in kurzer Zeit mehrere Betriebe öffnen. Beispielsweise öffnen in Schenna oder Dorf Tirol in dieser und in der nächsten Woche die meisten Betriebe und sie würden allesamt gerne eine Woche davor die Schwimmbäder befüllen. Wenn aber auch nur drei Betriebe zur gleichen Zeit ihre Schwimmbäder befüllen, kann das ein Problem für die Wasserversorgung im Dorf darstellen. Zwar gibt es dann noch Reserven, allerdings werden die Limits in den Speichern, die für eventuelle Notfälle garantiert werden müssen, unterschritten. In St. Leonhard gibt es diese Gefahr nicht, da es auch nur wenige Schwimmbäder gibt. In Schenna oder Dorf Tirol ist die Gefahr hingegen größer, dort mussten die Betriebe aber bereits in den vergangenen Jahren eine Mitteilung an die Gemeinde machen, wenn sie ihr Schwimmbad befüllen wollten. Sie haben dann einen Slot zugewiesen bekommen.

Die Aufforderung, die Schwimmbäder gestaffelt zu füllen, stellt für die Wellness-Hotels also kein Problem dar?

Nein, denn in einigen Gemeinden ist das bereits der Fall, einige werden es nun ebenso handhaben müssen. Aber für sowohl für die Betriebe als auch für die Gemeinden entstehen keine Probleme, wenn man das gestaffelt organisiert.

Insbesondere den Grünen ging die Verordnung des Landeshauptmannes zu wenig weit. Viele schließen sich dieser Meinung an und fordern, dass auch die Wellnesshotellerie zum Wassersparen verpflichtet wird…

Das ist gut und richtig, auch wir sind dazu verpflichtet, Wasser zu sparen. In vielen Betrieben wird das bereits gemacht, indem man Wassersparer an Duschen und Wasserhähnen anbringt. Auch die kleine Klospülung ist in fast allen Betrieben Standard. Der Wasserverbrauch wird dadurch effizient reduziert, was wichtig und gut ist.

Kritisiert wird vor allem der Wasserbrauch durch die Schwimmbäder und Saunen in den Hotels. Wie groß ist der Verbrauch?

Der Wasserverbrauch bei den Schwimmbädern entsteht nur beim Befüllen. Wenn das Schwimmbecken voll ist, gibt es keinen Verbrauch mehr. Es handelt sich um aufbereitetes Wasser, das durch Filteranlagen fließt und immer wieder gefiltert wird. Das heißt, es wird kein neues Wasser nachgefüllt. Ich verstehe aber, dass man eine große Wasserfläche sieht und denkt, dass dementsprechend auch viel Wasser verbraucht wird, dem ist aber nicht so.

Dennoch gibt es Forderungen nicht alle Becken in den Hotelanlagen zu füllen. Erkennen Sie darin einen Sinn?

Nein, das ergibt für mich keinen Sinn. Man muss nur ausrechnen, wie viel die Schwimmbäder in einem Dorf verbrauchen. Wenn in einer Gemeinde wie Schenna mit rund 50 Schwimmbecken diese mit rund 200 Kubikmeter Wasser gefüllt werden, entspricht das anteilsmäßig einem Verbrauch von einigen wenigen Stunden. Die Schwimmbäder sind also nicht das Problem. Außerdem gibt es aktuell keine akute Gefahr, die Trinkwasserversorgung ist gesichert. Gäbe es kein Trinkwasser mehr, könnte man über eine solche Maßnahme diskutieren, aktuell ist aber genügend Wasser da, weshalb die Schwimmbäder auch gefüllt werden sollen. Es ist richtig, dass man mit Wasser sparsam umgeht, aber der Vorschlag, die Becken nicht zu füllen, ist populistisch und idiotisch. Das ist ein Witz.

Insbesondere Mega-Projekte wie ihr Malediven-Dorf werden wegen des Wasserverbrauchs kritisiert. Sollte es solche Projekte künftig noch geben?

Letztendlich muss das jede Gemeinde für sich selbst abwiegen. Zu einem Wellnesshotel gehören Schwimmbäder dazu, genauso wie zu einem Industriebetrieb Parkplätze dazugehören. Ob das nun ein Problem darstellt, muss jede Gemeinde selbst entscheidet. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass die Therme Meran oder andere große Schwimmbäder ebenso geschlossen werden sollten. Diese Entscheidung müssen die jeweiligen Verantwortlichen treffen.

Sehen Sie in der Hotellerie großes Potenzial, Wasser einzusparen?

Die Hotellerie ist nur für einen kleinen Teil des Wasserverbrauchs verantwortlich. In der Landwirtschaft wird mit der Oberkronenbewässerung das x-fache verbraucht. Ich will damit nicht sagen, dass es das nicht braucht, schließlich wollen wir ja Äpfel. Aber wir haben im Moment keinen Notstand, sodass die Bewässerung noch möglich ist. Man muss aber darauf achten, das Wasser nicht unnütz zu verbrauchen. Das auch die Hotellerie sich den Kopf zerbricht, wo man Einsparungen machen kann, ist richtig, doch das gilt für alle anderen genauso. Wir alle müssen verstehen, dass Wasser ein kostbares Gut ist. Die aktuelle Situation hilft, die Leute wachzurütteln. Das ist auch gut So. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt. Im Winter 2020/21 sind wir im Schnee fast erstickt. In Meran fiel damals über ein Meter Schnee. Das ist jetzt zwei Jahre her. Wir haben im Moment eine außerordentlich trockene Phase, aber irgendwann wird es wieder Niederschläge geben.

Thomas Senoner, Direktor des Amtes für nachhaltige Gewässernutzung, sagte bei der Pressekonferenz am Mittwoch, dass nicht jeder rasen grüner als grün sein muss. Gilt das auch für den Tourismus?

Wenn es problematisch wird, müssen wir an erster Stelle zurückdrehen und in Kauf nehmen, unsere Rasen braun werden zu lassen. Bevor die Trinkwasserversorgung gefährdet ist, sollten wir die Bewässerung einstellen. Im Moment ist das aber nicht der Fall, man kann auch nicht sagen, ob es so kommen wird. Sobald das Trinkwasser in Gefahr ist, sollten die Rasen aber nicht mehr gewässert werden. Auch das gilt aber für alle – für die Hotels, die Pensionen aber auch für die privaten Gärten und Rasen.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (36)

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  • criticus

    Herr Dorfer, in einigen Punkten haben Sie sicher Recht. Was die Schwimmbäder in den Tourismushochburgen betrifft, da kann ich nur sagen, die sind ALLE schon gefüllt. Ob sich da wohl jemand angemeldet hat? Und sonst ist ja ein Hydrant in der Nähe. Der Landeshauptmann kann sich das Theaterle mit der Schwimmbadfüllung sparen, der wusste das auch schon. Was soll der Quatsch mit den Regeln, wenn schon alles erledigt ist? Dafür kontrolliert man jetzt den kleinen Gartenbesitzer, so ein Volksverblödung!

  • pingoballino1955

    Herr Dorfer wie wollen sie wissen,dass momentan noch keine Wasserknappheit in Südtirol herrscht? Sind sie Experte? Wenn ja,erklären Sie uns das näher!

    • hallihallo

      pingo, herrscht in südtirol derzeit wasserknappheit? sind sie experte? wenn ja, erklären sie uns das näher.

      • esmeralda

        @hallihallo,
        es gibt keinen Klimawandel, es gibt keine Wasserknappheit, ganz klar! Alles linke Propaganda. Ja, ja aber HalliHallo,

        • hallihallo

          tja esmeralda, unsere gemeinde hat die quellfassung erneuert, die leitungen erneuert und so haben wir keinen wasserverlust und wasser im überfluß. wenn die in der poebene lieber ihr geld in zweitwohnsitze und teure flugurlaube investieren, so ist das ihr käse. sie könnten ja wasserspeicher bauen, wie unsere liftunternehmer. aber nein. lieber gut leben und dann jammern.

          • hallihallo

            und ja esmeralda, die luft ist bei uns auch super. feinstaubwerte gleich 0. wenn ihr eure stadt verpestet habt, dann müßt ihr halt bei euch was ändern.

  • franz19

    Der Herr Dorfer hat ja immer eine Ausrede wenn es um seine Brieftasche geht….das letzte Projekt bei ihm hätte nie genehmigt werden dürfen ,aber unseren grossen Hotelliere macht die SVP alle Türen auf…und der private muss logisch Wasser sparen!!

  • brutus

    Ich wusste gar nicht, dass die Landwirte mit Trinkwasser beregnen, Herr Dorfer!

    • meintag

      Trinkbar ist das Wasser(fast)immer. Das „fast“ schließt das Aufbereiten in den Speicherbecken mit ein. Nur die „Aufbereitung“ der Landwirtschaft mit verschiedenen Giftstoffen gibt zu Bedenken.

  • tirolersepp

    Aufpassen Herr Dorfer es geht nicht ums Wasser, es geht um den Neid gegenüber dem Tourismus!!

    Aufpassen das der normale Bürger miteinbezogen wird und nicht auf der Strecke bleibt !!!

    Auch sie Herr Dorfer können da einen gewaltigen Teil dazu beitragen um zu deeskalieren !!!

  • gulli

    Etwas Herr Dorfer haben Sie noch vergessen anzuführen: das Volk sollte froh sein über die zahlreichen Schwimmbäder, dies sind ja Wasserspeicher…

  • eiersock

    Golfplotz Psaier braucht kua Wosser ? Dai dai Dorfer, Peregnerwosser werd sicher fu der Passer ausergepumpt !

  • cosifantutte

    Dorfer: „Die Hotellerie ist nur für einen kleinen Teil des Wasserverbrauchs verantwortlich“

    Bei 24 Mio Übernachtungen im Tourismussektor pro Jahr, entspricht das ca. 65.000 zusätzlichen Einwohnern, die neben der ortsansässigen Bevölkerung TÄGLICH in Südtirol residieren. Diese verbrauchen im Schnitt 2x soviel Wasser wie die ortsansässigen (500l/ Tag für Wellness, Luxus, etc), entsprechen also einer zusätzlichen Bevölkerung von 130.000 Personen, die zwar durch Austausch kommen und gehen, aber Wasser verbrauchen und verschmutzen, wie wenn sie permanent da wären. Das ist 1/4 der ansässigen Bevölkerung. Wenig? Kein Impakt? Landwirtschaft ist ein anderes Thema.

  • cosifantutte

    In anderen Worten, durch den Tourismus leben, was den Wasserverbrauch anbelangt, ein Eonwohneräquivalent von 650.000 Personen, von denen 130.000 auf das Konto des Hoteltourismus gehen. Dabei habe ich die Zweitwohnungen aussen vor gelassen.

  • rubhel

    Wenn man bedenkt, dass eine 4 köpfige Familie im Jahr ca.65 m3 Wasser im Haushalt verbraucht, nebenbei Sparsamkeit lebt bzw. leben muss, dann bitte ich den LH endlich den Mut aufzubringen, diese Verordnung so zu formulieren, dass Wasserverschwendung ganz gezielt beim Namen genannt werden kann bzw. soll.
    Das sogenannte Verursacherprinzip hat den längsten Atem.
    Die Hotellerie mit deren Spa und Wellness wird grinsen und das Volk belächeln, wenn alle Bürger, also der Private seine Geranien am Balkon und den Salat nicht mehr gießen darf, während halb Europa seinen Arsch in den Spa Anlagen bewegt und sich keinesfalls bemüht, seinen Lebensstil zu ändern.
    Mir reicht’s!

  • gerhard

    Ich weiss nicht recht, wenn ich die Kommentare so durchlese, kann ich mir beim besten Willen nicht verkneifen, festzustellen, dass Neid auf die Touristikbranche und insbesondere gegenüber Touristen der eigentliche Grund für diese hoffnungslose Debatte sind.
    Also nicht Umweltschutz oder Sorge um das Wasser im Vordergrund stehen, sondern vielmehr eine durchaus primitive Neidhammel-Debatte.
    Wenn ich über das Vinschgau nach Kaltern fahre und sehe, das selbst bei Regenschauern noch die Wiesen entlang des Reschenpasses bewässert werden, dann erschließt sich für mich keine wirklicher Wille zum Wasser sparen.
    Wasser ist unser höchstes Gut.
    Da sollte für jeden Menschen, also für den Touri gleichermassen, das unnötige Verschwenden von Wasser selbstverständlich sein.
    An unserem Campingplatz ist in den Duschen ein Sparknopf installiert.
    Das Waschen der Fahrzeuge wurde (berechtigt) verboten und das Frischwasser muss man sich an einer zentralen Stelle mit Kanistern holen.
    Da ergibt sich ein gewisser Spareffekt von ganz allein.
    Und das ist gut so.

  • george

    ‚gerhard‘, du willst dich wohl mit deiner „Neidvorgabe“ herausreden. Dabei sind gerade solche wie du, die nie der Sache auf den Grund gehen und immer durch ihr schwammiges Gerede alles vernebeln wollen, die Schlimmsten.

    • gerhard

      ich kann, lieber george, zwar in meinem Text weder schwammiges Gerede noch „vernebeln“ erkennen, aber, wenn es Dir gut tut, sei das so.
      Das ist eben das hohe Gut der Meinungsfreiheit.
      Bleib gesund und fröhlich.

  • pat

    Einfach den Wasserpreis ab einer gewissen Menge verzehnfachen. Dann wird der Schwimmbadirrsinn auch sehr schnell nachlassen.

  • na12

    Ja, ja Herr Dorfer..populistisch sei das, wenn man die Hoteliere zum Wassersparen auffordere?
    Wasserhahn zu, mein Lieber! Die Natur gibt Nichts mehr her.

  • na12

    Er und sein Malediven Freund von nebenan kennen kein Stopp. Wasser verpassen bis dorthinaus..Man denke an das Wasser, das zudem für die Wäsche der Gäste verschwendet wird. Und guckt mal rein in die Flüsse. Fast ausgetrocknet sind sie! Das Urlaubskonzept muss sich in Südtirol ändern. So geht es nicht mehr weiter. Die Natur ist am Kollaps.
    Für die Landwirtschaft gilt dasselbe.

    • gerhard

      ich weiss nicht, geht das nicht etwas zu weit, das Wäschewaschen für die Gäste als, mit ursächlich, für das Problem der Wasserknappheit anzuführen.
      Wie soll den das Urlaubskonzept aussehen?
      Sollen sich alle Gäste im Kalterer See waschen (natürlich ohne Seife)
      Sollen die Gäste jeweils 200 Liter Frischwasser im Kanister von zu Hause mitbringen?
      Sollen sie vielleicht zu Hause bleiben und Ihr Urlaubsbudget einfach nach Südtirol überweisen?
      Oder, noch besser, sollen Sie billigeren Urlaub in der Türkei machen?

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