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Frage des Geschmacks

Lega-Landesrat Massimo Bessone schreibt auf Facebook, dass die neue PD-Chefin Elly Schlein „nicht mein Frauentyp“ sei. Ist das schon Sexismus oder nur ungeschickt?

von Matthias Kofler

Ein Facebook-Post von Lega-Landesrat Massimo Bessone sorgt für Furore. Hintergrund sind Fotomontagen, die der Bürgermeister von Grosseto, Antonfrancesco Vivarelli Colonna, in den sozialen Netzwerken veröffentlicht hat. Darauf zu sehen ist die neue PD-Chefin Elly Schlein, die von einem Dromedar angegriffen wird. Darunter steht der Kommentar: „Was wolltet ihr für zwei Euro, die ihr für die Teilnahme an den PD-Vorwahlen ausgegeben habt? Belen (gemeint ist das argentinisch-italienische Fernsehmodell Belen Rodriguez)?“ Der Kommentar des Bürgermeisters hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Parlamentarier der Linken sprachen von einem „sexistischen und frauenfeindlichen Kommentar“. Auch die SVP-Parlamentarier Manfred Schullian und Julia Unterberger verurteilen die „inakzeptablen rassistischen und sexistischen Beleidigungen“, die die „niedrigsten Instinkte“ entfesselten, und erklären sich mit Elly Schlein solidarisch.

Mit seinem Posting wollte Bessone zu den Polemiken Stellung nehmen. Wörtlich schrieb der Lega-Politiker:

„Elly Schlein ist nicht gerade mein Ideal von Frau und sie ist nicht die politische Führerin, die ich wählen würde. Dennoch schmerzt es mich zu sehen, dass sie immer wieder, auch heftig, wegen ihres Aussehens verspottet wird. Elly Schlein wurde demokratisch gewählt und hat das Recht zu arbeiten. Sie darf nicht nach ihrem Aussehen oder ihrer sexuellen Orientierung beurteilt werden, sondern danach, was sie sagen wird und vor allem, was sie mit den Fakten machen wird oder nicht. Wir brauchen Respekt, vor allem für Frauen, nicht nur den 8. März!“

Für dieses Posting und das dazugehörige Foto, auf dem sich Schlein nicht von ihrer Schokoladenseite zeigt,  wird der Leghista jetzt medial angegriffen. „Scivolone di Bessone“, titelt der Alto Adige. Bessone selbst wittert eine Verschwörung. Wie beim „Freunde-im-Edelweiß“-Skandal würde ein Posting „aufgebläht, um mich lächerlich zu machen und mich zu verunglimpfen“.  „Über meine Netz-Beiträge kann man urteilen, auch wenn sie die Frauen verteidigen, über meinen Menschengeschmack nicht“, so Bessone.

Doch ist der Sager („Nicht mein Frauentyp“) wirklich sexistisch – oder nur etwas ungeschickt formuliert? Senatorin Julia Unterberger tendiert zu Letzterem: Seine Botschaft sei „ok“ gewesen, vor allem im Vergleich zu dem, was andere Leghisti von sich geben würden. „Die Aussage ,non è il mio ideale di donna‘ hätte er sich allerdings sparen können. Wenn ich bei jedem Politiker sagen würde, ob er mein Typ ist…“, meint die SVP-Politikerin.

„Gut gemeint, aber schlecht formuliert“, meint Ulrike Oberhammer, Präsidentin des Beirats für Chancengleichheit. Den Satz erachte sie nicht als sexistisch, wenngleich er typische Rollenklischees bediene. „Zum Glück gibt es nicht die ideale Frau, weil wir alle unterschiedlich sind“, so Oberhammer.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (6)

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  • andreas

    Keine Ahnung was sich der PD mit dieser stark polarisierenden Vorsitzenden gedacht hat, jedenfalls ist sie zu weit links und „modern“, um der Partei zum Erfolg zu verhelfen.

  • artimar

    Im Gegenteil. Elly Schlein ist ein wahrer Glücksfall. Der PD, der immer mehr als Glaubwürdigkeit und Zuspruch verlor, hat jetzt die Chance sich wieder als fortschrittliche, europäische Partei zu positionieren. Es ist gut für die it. Zivilgesellschaft und Demokratie, wenn es eine Partei gibt, in der sich Bürger-innen wieder vertreten fühlen.
    Da hätte sich auch die SVP einiges vom PD bei ihren Neustart abschauen können und sich als Alleinvertreterin der gesamten Minderheitenbevölkerung beispielsweise auch Nichtparteimitgliedern bei den parteiinternen Wählen öffnen können.

    • andreas

      Um Wahlen zu gewinnen, braucht es politischen Pragmatismus und weniger ideologische Gallionsfiguren, mit deren Ansichten die gesellschaftliche Mitte wenig anfangen kann.
      Mit Minderheiten wird es schwer, Wahlen zu gewinnen, man kann sich höchstens als moralischer Sieger sehen, bringt schlußendlich aber im politischen Geschäft nicht wirklich viel.

      Wobei ich auch nicht ganz verstehe, was du mit Fortschritt meinst?
      Aktuell haben wir in Europa einen militärischen Krieg und weltweit einen Wirtschaftskrieg, in welchem sich Europa behaupten und für die nächste Jahrzehnte positionieren muss.
      Ob das mit 2 oder 63 Geschlechter und Geschlechterinnen geschieht, hat genau 0 Relevanz, entscheidend ist wie sich Landwirtschaft und Industrie in den nächsten Jahren entwickelt und wie sehr sich Europa von der Anhängigkeit von Rohstoffen und Energie von anderen Ländern lösen kann.

      Auf Gemeinde oder Provinzebene kann ja durchaus über alles diskutieret werden, auf Staatsebene braucht es aber Pragmatismus.

  • romy1988

    Vielleicht sind Sie, Herr Bessone, ja auch nicht ihr Männertyp. Aber kurze Frage: worum geht es hier eigentlich?

  • klum

    Der Bessone ist nicht unbedingt mein Typ, aber immer noch besser als andere Legisti oder dieser hinausgeworfene Ex-Parlamentarier. Hieß der Maturi?
    Elly ist jetzt gerade RICHTIG! Neben den ganzen aufgetakelten FI- und sonstigen Centro Destra -Gören. Selbst eine Meloni ist mir da schon sympathischer. Aber halt nicht so sexy wie ein Conte.

  • gulli

    Und ich dachte immer es gibt eine Meinungsfreiheit? Er beleidigt ja niemanden, oder?

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