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„Radikale Umkehr“

Mit dem Projekt „Mut zum Hinsehen“ will die Diözese dem Machtmissbrauch und der sexualisierten Gewalt in den eigenen Reihen begegnen.

Der 24. Jänner ist der Gedenktag des Heiligen Franz von Sales, des Patrons der Journalisten. Zu diesem Anlass hat sich Bischof Ivo Muser mit den Journalistenorganisationen und den Chefredakteurinnen und -redakteuren der Südtiroler Medien getroffen. Vor dem Hintergrund von Krieg und Krisen sagte der Bischof, dass es eine Kommunikation brauche, die Dialog und Abrüstung fördere.

Der Bischof ging auch auf aktuelle Herausforderungen für die Ortskirche ein und nannte als Beispiele den Einsatz für wohnungs- und obdachlosen Menschen sowie den bevorstehenden Start des Projektes „Mut zum Hinsehen“, mit dem sich die Diözese dem Machtmissbrauch und der sexualisierten Gewalt in den eigenen Reihen stellt.

Seit genau 100 Jahren gibt es mit Franz von Sales einen Patron für die Journalisten, genau 400 Jahre sind seit dem 28. Dezember 1622, dem Todestag des Heiligen vergangen.

„Papst Franziskus steht in seiner Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel auf einer Linie mit Franz von Sales, wenn er die Medienschaffenden dazu aufruft, sich keines feindseligen Kommunikationsstils zu bedienen. Angesichts des dramatischen Kontextes globaler Konflikte braucht es Kommunikation, die Dialog und Abrüstung fordert“, sagte Bischof Muser heute beim Treffen mit den Journalistinnen und Journalisten. Für die Berufskammer der Journalisten und die Journalistengewerkschaft sprachen die jeweiligen Vorsitzenden, Lissi Mair und Rocco Cerone, Grußworte.

Obdachlosigkeit und leistbares Wohnen: Schwerpunkt der Caritas

Bischof Muser ist der festen Überzeugung, dass es im Hinblick auf Notunterkünfte in der kalten Jahreszeit eine Hilfe mit Struktur braucht: „Die politisch Verantwortlichen in Stadt, Land und auf staatlicher Ebene müssen dieses Problem in die Hand nehmen, damit die Hilfe nicht immer nur eine Notfallhilfe bleibt.“ Schlafplätze in kalten Nächten bzw. die Obdachlosigkeit sind nur der Anfang des weit größeren Handlungsfeldes Wohnungsnot. Die Caritas der Diözese Bozen-Brixen legt heuer einen Arbeitsschwerpunkt auf das Thema Wohnen.

Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer sagte dazu, dass „man sich bei wohnungs- und obdachlosen Menschen von einer Notstandsperspektive und von einem Paradigma lösen muss, das die Unterbringung am Ende eines Weges ansiedelt. Stattdessen muss die Unterbringung als Menschenrecht für alle anerkannt werden, als Grundlage für den Aufbau von Wegen zur Integration in die Gesellschaft und in die Gemeinschaft“.

Die Caritas der Diözese Bozen-Brixen betreibt in Zusammenarbeit mit Gemeinden, BZG, ASSB in Bozen verschiedene Dienste mit etwa 400 Plätzen mit 100.000 Übernachtungen im Durchschnitt pro Jahr. „In unseren Diensten haben wir die Möglichkeit, eine breite Palette von Dienstleistungen anzubieten: von Notunterkünften bis hin zu Einrichtungen der ersten und zweiten Ebene, Wohnungen: Hier wollen wir nicht nur ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit anbieten, sondern auch mit den Menschen an ihrer Wiedereingliederung arbeiten“, erklärte Mairhofer.

 Thema Missbrauch: Projekt in den Startlöchern

Eine weitere Herausforderung für die Ortskirche ist derzeit der Umgang mit dem Thema Missbrauch. „Als Bischof habe ich mich entschieden, dass wir uns der Wirklichkeit der Missbrauchsfälle in unseren eigenen Reihen stellen. Um hier eine radikale Umkehr einzuleiten, wie dies Papst Franziskus einfordert, müssen wir den Mut aufbringen und das Leid der Betroffenen ernstnehmen. Deshalb habe ich das Institut von P. Hans Zollner in Rom gebeten und beauftragt, für und mit uns ein Projekt auszuarbeiten. Ziel des Projektes ist die Zukunftsvision, in der die Kirche ein sicherer Ort ist, der Schutz für Minderjährige und schutzbedürftige Personen gewährleistet“, sagte Bischof Muser.

In den kommenden Wochen finden die ersten Treffen statt. „Im Vergleich zu anderen bisherigen Ansätzen, zielt dieses Projekt auf einen Veränderungsprozess, der von einer Zukunftsvision ausgeht. Sie erfordert einen ehrlichen Blick in die Vergangenheit kirchlicher und gesellschaftlicher Lebens- und Rahmenbedingungen, die Missbrauch ermöglicht, gefördert und vertuscht haben“, erklärte heute Gottfried Ugolini, der Leiter des Dienstes für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen. Die Diözese stellt sich demnach dem Machtmissbrauch und der sexualisierten Gewalt: Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention. Die Durchführung des Projektes wird zwei bis drei Jahre dauern und geschieht in allen kirchlichen Bereichen. Die vier Bereiche sind: Pastoral, Bildung, Caritas und Verwaltung.

Landtagswahlen: Kein feindseliger Kommunikationsstil

Heuer finden die Landtagswahlen statt. Dazu sagte Bischof Muser, dass gerade in Zeiten von Krieg in Europa die Wahlkampfrhetorik zu keinem „feindseligen Kommunikationsstil“ ausarten dürfe. „Dass es nicht dazu kommt, liegt in erster Linie an den Politikern und an den Parteien, aber auch an Ihnen, die den politischen Diskurs über Ihre Medien in die Gesellschaft tragen“, sagte der Bischof.

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • gerhard

    Ja klar. ein Pfarrer wird mit der Aufarbeitung der Sauereien beauftragt.Der Jesuitenpater Hans Zollner SJ stammt aus Regensburg und ist Theologe, Psychologieprofessor und Psychotherapeut. Er leitet das römische „Centre for Child Protection“ (CCP) und ist Mitglied der 2014 eingerichteten Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen. Seit 2019 ist er auch Ansprechpartner für Betroffene bei Fällen von Missbrauch im Vatikanstaat .
    Keine freie, unabhängige Organisation, kein neutraler Gutachter.
    Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
    Immer unter dem Deckmäntelchen der Verschwiegenheit.
    Und was nicht passt, wird nicht veröffentlicht.
    Totgeschwiegen, verharmlost, bestritten, gelogen, was das Zeug hält.
    Wie sein Kumpel, der Papst der Schande Benedikt 16.
    Ein Morast, ein Dreckloch. Wie sehr ich diese bösen Menschen verachte.
    Kirche als sicherer Ort , der Schutz für Minderjährige und schutzbedürftige Personen gewährleistet – DAS ICH NICHT LACHE !!!

  • dn

    Besonders der letzte Absatz ist wieder deutlich genug. Endlich mal ein kritischer Oberhirte.

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