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Der Holz-Boom

Foto: lvh

Holzöfen sind wegen der hohen Energiepreise so gefragt wie noch nie in Südtirol. Doch wie nachhaltig ist das Heizen mit Holz wirklich.

von Markus Rufin

In Südtirol gibt es laut einer Schätzung des Amtes für Luft und Lärm rund 90.000 Holzöfen, rund 80 Prozent davon sind Kleinanlagen wie Kachelöfen oder Herde. Diese Schätzung liegt nun schon einige Jahre zurück. Mittlerweile dürfte die Zahl der Öfen in Südtirol deutlich zugenommen haben.

Doch vor allem in den letzten Monaten ist das Heizen mit Holz wieder gefragt geworden. Weil die Preise für Gas und Öl förmlich explodiert sind, wollen viele nun doch lieber einen Holzofen in ihrer Wohnung. Das bestätigt Christian Gross, Obmann der Hafner im Landesverband der Handwerker: „Das Interesse ist enorm. Wir sind ein kleiner Betrieb und waren bereits vor der Krise über ein halbes Jahr ausgebucht. Wir mussten daher allen neuen Anfragen eine Absage erteilen. Nun hat das Interesse aber nochmal zugenommen.“

Die Vorteile liegen auf der Hand: Von den herkömmlichen Brennstoffen ist Holz mit Abstand am billigsten, erst recht in Südtirol, wo es Wald zur Genüge gibt. Man macht sich durch das Heizen mit Holz zudem nicht von internationalen Entwicklungen abhängig.

Doch wie nachhaltig ist das Heizen mit Holz. Speziell in Deutschland warnen Umweltschützer und Verbände davor, künftig verstärkt auf Holz zu setzen. Durch die Verbrennung entstehen nämlich neben CO2 auch viele andere Schadstoffe. Auch auf den Wald sei man angewiesen. Doch wie sieht die Situation in Südtirol aus? Besteht in der gestiegenen Nachfrage nach Holzöfen eine Gefahr für die Umwelt?

„Nein“, meint Georg Pichler, Direktor vom Amt für Luft und Lärm. „Zumindest wenn wir über CO2 sprechen, hat Holz eine deutlich bessere Umweltbilanz als eine Gas- oder Ölheizung, weil es sich um eine erneuerbare Quelle handelt.“

Der CO2-Ausstoß stellt beim Heizen mit Holz also kein Problem dar. Sehr wohl problematisch ist allerdings die Feinstaubbelastung. „Diese ist deutlich höher als bei anderen Brennstoffen“, meint Pichler. „Speziell dort, wo die Grenzwerte bereits überschritten werden – und das ist in einigen norditalienischen Städten der Fall – kann das zu einem Problem werden.“

In Südtirol habe man das Feinstaubproblem in den letzten Jahren in den Griff bekommen können. „Seit einigen Jahren befinden wir uns weit unter den feinstaubgrenzwerten. Das ist ein Glück für uns“, so Pichler. Auch wenn nun deutlich mehr Menschen mit Holz heizen, werde es diesbezüglich also keine Probleme geben. Zu tun habe das unter anderem mit der Tatsache, dass die Heizungen in Südtirol immer besser funktionieren. Das gelte auch für die Holzöfen.

Nichtsdestotrotz müsse man einige Dinge beachten, wenn man mit Holz heizt, unterstreicht der Amtsdirektor. Ein kleiner günstiger Ofen verursache beispielsweise deutlich mehr Feinstaub als eine moderne große Zentralheizung, die mit Holz betrieben wird.

Doch nicht nur auf die Art der Holzheizung, auch beim Anzünden des Holzes gebe es einige Regeln zu beachten. So sollte ständig mit trockenem Holz gearbeitet werden. Hierzu sei es wichtig, sich rechtzeitig um das Holz zu kümmern, sagt Christian Gross. Man brauche im Idealfall einen Raum, in dem man das Holz stapeln könne: „Wer erst jetzt Holz holt, wird Schwierigkeiten bekommen, genügend gutes Holz zu finden.“ Auch eine gute Sauerstoffzufuhr sowie eine hohe Temperatur müssen gewährleistet werden.

Strengstens verboten ist das Verbrennen von Abfall. Laut Gorg Pichler komme dies in Südtirol glücklicherweise nicht allzu häufig vor, der Amtsdirektor bestätigt aber auch, dass Kontrollen nur schwer möglich sind: „Wir müssen uns im Moment auf Anrufe verlassen, die wir oder die Gemeinden von Personen erhalten, denen auffällt, dass in ihrer Nachbarschaft offenbar nicht richtig geheizt wird. Große Heizungen mit über 35 Kilowatt können wir hingegen selbst kontrollieren, davon gibt es in Südtirol aber nur wenige.“ Das heißt, in erster Linie versucht es das Amt mit Aufklärung über Heizen mit Holz.

Pichler ist jedenfalls der Ansicht, dass in Südtirol problemlos weiter mit Holz geheizt werden kann. Vor allem weil es derzeit genügend Schadholz in Südtirols Wälder gebe, das problemlos als Feuerholz benutzt werden kann, sieht er darin eine echte Alternative.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (6)

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  • steve

    Die Zukunft sind Photovoltaikanlagen mit Wärmepumpen.

    Billig und ohne Abgase! Die perfekte Lösung

    • schwarzesschaf

      Sicher aber dies ist mut geoase kosten verbunden denn diese wärmepumpen funktionieren bzw sind erst effektiv in klimagäuswr b und a. Also heisst es das haus auch komplett zu dämmen und beibden preisen für normale Leute unbezahlbar

      • steve

        Sicher ist die Anfangsinvestition nicht unbeträchtlich, es gibt aber ordentliche Förderungen von der öffentlichen Hand.
        Einmal installiert entstehen dann fast keine Kosten mehr und im Sommer kann man sogar kühlen!

        • schwarzesschaf

          Sicher bei den Baupreisen unbezahlbar und danke 110 bonus sind die isolierkosten explidiert. Und soooo grosse förderungen gubtbes auch nicht bei einen neubau machtves sinn bei einen altbau sehr gut zu überlegen.

  • franz19

    Nachhaltig oder nicht es wächst vor der Haustür oder ist besser mit Gas und Öl zu heissen und die ganzen Kriege auf der Welt mit zu finanzieren??

  • exodus

    Leider werden viele Öfen als Abfallverbrenner gebraucht und das sieht und riecht man auch. Die sich auf diese Weise bedienen sind verantwortungslos den Mitmenschen gegenüber, kontrolliert, wie hier auch geschrieben wird, wird auch nicht.

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