Du befindest dich hier: Home » News » Gestoppte Trendwende

Gestoppte Trendwende

Viele Transport-Unternehmen wollten ihren Fuhrpark auf Lkw mit Flüssiggas umstellen. Nun sind diese fast nicht mehr finanzierbar.

von Markus Rufin

Noch vor wenigen Monaten lagen die Treibstoffpreise auf teilweise über zwei Euro pro Liter. Der Aufschrei war damals hoch. Durch verschiedene staatliche Maßnahmen ist es aber letztendlich gelungen, dass sich die Preise normalisiert haben, auch wenn sie letzthin wieder angestiegen sind.

Das gilt allerdings nur für Benzin und Diesel. Wer ein Fahrzeug besitzt, das mit Methan betrieben wird, der muss ordentlich in die Tasche greifen. In Europa gibt es kaum Pkw die ausschließlich mit Methan Betrieben werden.

Anders schaut es dagegen bei den Lkw aus. Da Nachhaltigkeit in den letzten Jahren großgeschrieben wurde, haben viele Unternehmen vor Corona damit begonnen ihren Fuhrpark umzustellen und die Dieselfahrzeuge mit Flüssiggas-Lkw zu ersetzen. Damals bedeutete das auch einen finanziellen Vorteil. Lange Zeit lag der Preis bei unter einem Euro pro Kilogramm. Nun hat sich die Lage drastisch verändert.

„Die Unternehmer, die bisher in die Nachhaltigkeit investiert haben, wurde – und das muss man so sagen – eins ausgewischt. Zurzeit kostet das Flüssiggas rund 2,80 Euro pro Kilo“, berichtet Alex Gasser, Mitinhaber von Gasser Iveco. Auch vom Staat kam keine Hilfe, weshalb viele Unternehmen ihre Fahrzeuge abbestellt haben.

Es sei traurig, dass nun Unternehmen, die eigentlich auf Nachhaltigkeit setzen wollten, sogar dafür bestraft werden, dass sie diesen „mutigen Schritt“ gegangen sind.

Eines der Unternehmen, die dabei waren, ihren Fuhrpark umzurüsten, ist die Firma TransBozen aus Lajen. Zwölf von insgesamt 80 Fahrzeugen werden mit Methan betrieben, wie Geschäftsführer Rudolf Hofer erklärt: „Leider sind diese Lkw nur schwer austauschbar. Wir haben zwar versucht, diese länger stehen zu lassen, da jede Fahrt für uns mit Mehrkosten verbunden ist, aber mittlerweile sind die Fahrzeuge wieder im Einsatz, weil wir sie auch brauchen.“

Die Mehrkosten zahlt teilweise der Kunde, teilweise bleibt aber auch der Betrieb darauf sitzen sagt Hofer. Insgesamt sei die Situation schwierig. Auch Hofer hat beabsichtigt, einen noch größeren Teil seiner Flotte mit Methan-Fahrzeugen zu ersetzen. Momentan sei das aber nicht tragbar.

Alex Gasser spricht sogar von einer „Trendwende“, die durch den plötzlichen und enormen Preisanstieg aber komplett zum Erliegen kam. Das sei insbesondere deshalb schade, weil es aktuell keine wirkliche Alternative gibt. Wasserstoffahrzeuge seien zu teuer und Elektro-Lkw gebe es auch nicht. Somit gebe es keine Möglichkeit einen CO2-neutralen Transport zu gewährleisten.

Die Zukunft seien seiner Ansicht nach die Lkw mit Biogas, das unter anderem in der biwi in Pfitsch (siehe eigenen Bericht auf Seite xx) produziert wird: „Das Unternehmen Shell hat beispielsweise viel Biogas angekauft und arbeitet derzeit an einer eigenen Verflüssigungsanlage. Allerdings stehen genügend Mengen erst im kommenden Jahr zur Verfügung. Bis dahin könnte es für manche Unternehmen schon zu spät sein. Die Transportunternehmer brauchen jetzt eine Hilfe.“

Selbiges bestätigt auch Rudolf Hofer: „Unternehmen, die nur Flüssiggas-Lkw in ihrem Fuhrpark haben, können eigentlich gleich zusperren, weil man im Moment mehr als doppelt so viel wie für Diesel ausgibt. Wenn man plötzlich 2.000 bis 3.000 Euro pro Monat mehr bezahlt als üblich, ist das ein harter Schlag.“

Zwar habe sich die Situation im Oktober gebessert, das Gas sei aber nach wie vor zu teuer. Man müsse einfach darauf hoffen, dass der Staat konkrete Hilfen anbietet, andernfalls werde man in den nächsten Jahrzehnten wohl weiterhin Lkw sehen, die CO2 ausstoßen und damit der Umwelt schaden.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • steve

    Gas war ohnehin nur eine Zwischenlösung, langfristig müssen wir ohnehin auf Batteriebetrieb umstellen und wo nur möglich PV Anlagen installieren! Auch weils am billigsten ist!
    Warum nicht auf der Autobahn über den Brenner eine Oberleitung installieren?!

    • besserwisser

      warum nicht lokal kaufen und die autobahn entlasten? warum nicht die autobahnkosten real rechnen? dann würden einige die idealroute und nicht die umwegroute fahren …

      • steve

        Ich glaub nicht, dass die Brennerroute letzthin gar so attraktiv war. Von einer brummenden Wirtschaft profitieren wir alle und lokal kaufen auch die meisten, auch wenn die Preise der lokalen Produkte oft nicht konkurrenzfähig sind.

        • besserwisser

          mehr als die hälfte ist umwegvekehr für den norditalienischen raum. wenn die brennerautobahn die realtkosten berechnen würde (also inkl. umweltbelastung für die bevölkerung) würde was anderes rauskommen.
          dann wären die preise dieselben wie in der schweiz und niemand würde den umweg z.b. nach mailand über den brenner nehmen …
          aber das will ja niemand … warum auch immer …

      • gerhard

        Oberleitung am Brenner mit Stromversorgung wäre da schon eine deutlich bessere Lösung. Und das ständige Überholen der LKW würde dann auch wegfallen.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen