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Mit Krallen und Zähnen

Paolo Mantovan und Michl Ebner (Foto: iltrentinonuovo.it)

Eine Zeitung zusperren, eine neue Zeitung auf den Markt werfen: Wie das Medienhaus Athesia um seinen Monopolstatus im Trentino kämpft.

von Artur Oberhofer

Michl Ebner hat den Spieß einfach umgedreht. „Ein Verleger“, so sagte der Direktor des Medienhauses Athesia bei der Vorstellung der neuen Trentiner Tageszeitung „Il nuovo Trentino“, „will immer neue Zeitungen gründen und nicht Zeitungen zuzusperren.“

Die sich aufdrängende Frage, warum er dann vor anderthalb Jahren die Tageszeitung „Il Trentino“ zugesperrt hat, stellte und beantwortete Ebner selbst.

Ganz einfach, mit der Schließung des „Trentino“ sei in der Nachbarregion eine „große Debatte ausgelöst“ worden, sagte Ebner, „und die Trentiner Gesellschaft hat verstanden, dass die Medien ein Wert sind“, und jetzt sei die Zeit gekommen, ein neues Projekt zu lancieren.

Man muss sich den Ebner-Pensiero im akustischen Zeitraffer noch einmal anhören:

Der regionale Medienmonopolist schließt über Nacht eine Zeitung, weil er damit eine Debatte anstoßen wollte. Und jetzt, anderthalb Jahre später, wirft er eine neue Zeitung auf den Markt, weil die Trentiner Gesellschaft kapiert hat, dass Medien wertvoll sind.

Michl Ebner ist ein Meister im Verdrehen von Wahrheiten.

Denn die Tageszeitung „Il nuovo Trentino“, die das Medienhaus Athesia (über die SIE) gestern auf den Markt geworfen hat, ist nichts anderes als die Trotzreaktion des beleidigten Monopolisten auf die Gründung der Tageszeitung „Il T“, die am 3. November zum ersten Mal erscheint.

Hinter diesem letzteren Zeitungsprojekt stehen die wichtigsten Wirtschaftsverbände und -bosse des Trentino.

Die Gründung des „Il nuovo Trentino“ ist also keineswegs eine medienpolitische Gefälligkeit des Hauses Athesia an die Trentiner Gesellschaft, sondern schlicht und ergreifend ein fieses Störmanöver.

Michl Ebner kann es sich leisten, den Spielverderber zu geben.

Denn mit den sechs Millionen Euro an Fördergeldern, die das Medienhaus für die Tageszeitung „Dolomiten“ alljährlich aus Rom kassiert, hat das Haus Athesia ausreichend Geld in der Kriegskasse, um den Monopolstatus im Trentino mit Krallen und Zähnen verteidigen zu können.

Freilich, das Blättchen, das am vergangenen Dienstag in einer Auflage von 100.000 Stück im Trentino verteilt wurde, gratis, wird die TrentinerInnen nicht nachhaltig berühren.

Zwölf Seiten dünn, davon eine Seite Todesanzeigen, erscheint die neue Zeitung von Dienstag bis Sonntag. So wie das Konkurrenzmedium „Il T“, das in zwei Wochen erstmals erscheint.

Kostenpunkt: 1 Euro. „Il T“ wird 1,50 Euro kosten.

Der Verantwortliche Direktor der neuen Ebner-Zeitung, Paolo Mantovan, verspricht Tiefgang, wobei sich zeigen wird, wie tief das neue Blatt mit der Rumpfmannschaft von fünf RedakteurInnen, davon zwei Praktikanten, gehen kann, denn dieses Quintett soll auch noch den Online-Auftritt managen.

Apropos Online:

Da die Titel „ilnuovotrentino.it“ und „iltrentinonuovo.it“ von einem Rechtsanwalt und von dem ehemaligen Rai-Journalisten Alberto Folgheraiter gehalten werden, musste das neue Ebner-Blatt auf „giornaletrentino.it“ ausweichen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • artimar

    Ein jeder kann die Ebner-Brüder nun persönlich mögen oder auch nicht. Zurecht wird/kann man (als Aktionär-in) auch die vorangegangene Entscheidung der Schließung nun im Nachgang kritisch betrachten (dürfen). Die Brüder haben offenbar erst durch die von den wichtigsten Wirtschaftsverbänden und -bossen des Trentino lancierte „Il T“ ihren strategischen Fehler erkannt. Besser spät als gar nicht – oder? Wieso sollten die Ebner-Brüder nicht auch das Recht haben, mit ihrer neuen Zeitung in Trient auf den Markt zu gehen?
    Mehr Wettbewerb im Trientner Zeitungsmarkt schadet doch nicht. Im Gegenteil.

  • sougeatsnet

    Das Ziel ist die staatliche Förderung. Besitzt jemand in einer Region mehr als 50% der Medien, dann sind alle Förderungen zu kürzen. Diese Kürzungen versuchen die christlichen Brüder mit allen Mitteln zu verhindern, ist aber für eine Demokratie unabdingbar und stellt für Südtirol ein großes Problem dar. Die Trentiner, ursprünglich glücklich über den externen Investor, haben nun verstanden wie da die Geschäfte laufen und werden versuchen den lieben Investor wieder los zu werden.

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