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Warmes Bett

Sabina Bertone, Paul Tschigg und Verena von Aufschnaiter

Die ersten beiden Nächte für 19 obdachlose Menschen im „dormizil“ sind gut verlaufen. 19 Menschen haben dort geschlafen.

Die zweite Nacht im „dormizil“ ist vorbei und reibungslos verlaufen.

Gespannt haben die Nachtdienst-Leistenden am Montag- und am Dienstagabend die obdachlosen Menschen erwartet, die nun bis Mitte April 2022 ein warmes Bett im kalten Winter und ein Frühstück erhalten.

Weil es Politik und Verwaltung auch heuer wieder verabsäumt haben, ausreichend menschenwürdige Schlafplätze bereitzustellen, haben die Mitglieder des vor zwei Jahren gegründeten Vereins „housing first bozen EO“ das Gebäude in der Rittner Straße 25 in Bozen auch für den zweiten Winter aufgesperrt. 25 Schlafplätze für Menschen ohne Dach über dem Kopf stehen insgesamt bereit.

In der ersten beiden Nächten haben 19 Menschen dort geschlafen, morgen ziehen zwei Frauen ein, die restlichen Plätze werden in den nächsten Tagen aufgefüllt.

Es gab mehr als 40 Anfragen:

Die Entscheidung, wer rein darf und wer draußen bleiben muss, sei nicht einfache, betonen die Vereinsmitglieder. Unterstützung durch Spenden, Hygieneartikel, Frühstücksprodukte wie Kekse oder Säfte und Zeit ist willkommen und notwendig. Das Haus wird im kommenden Jahr umgebaut, um wohnungs- und obdachlosen Menschen langfristig Wohnraum in kleinen Einheiten zu ermöglichen.

In den vergangenen Wochen ist das Telefon von Paul Tschigg, Vorstandsmitglied des Vereins „housing first EO“ nicht stillgestanden. Privatpersonen, Sozialdienste, Caritas „Migrantes“ und „Bahngleis 7 “, „La Strada – Der Weg“, Volontarius haben um Schlafplätze für obdachlose Menschen nachgefragt. Die Auswahl fiel schwer. Bei Aufnahmegesprächen wurden den obdachlosen Menschen die Regeln des Hauses erklärt.

Dank der letztjährigen Erfahrung ist der Start problemlos verlaufen. Die obdachlosen Menschen haben die Wärme im Haus, die Willkommens-Atmosphäre und das Frühstück genossen. Pro Stockwerk gibt es ein Gemeinschaftsbad, in jedem Zimmer schlafen zwei oder drei Menschen. So bleibt ihnen Platz, um sich zurückzuziehen und geräuschlos zu schlafen. Verena von Aufschnaiter, Sabina Bertone und Paul Tschigg haben den ersten Nacht- und Frühstücksdienst (17./18.10.) Sigrid Bracchetti, Christian Anderlan, Petra Lemayr und Ulrike Engl haben den zweiten Turnus abgedeckt (18./19.10.).

Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung stellt dem Verein housing first bozen EO das dreistöckige Haus für 30 Jahre bereit. Das Haus soll ab dem kommenden Sommer umgebaut werden, um wohnungs- und obdachlosen Menschen langfristig Wohnraum in kleinen Einheiten zu ermöglichen. dormizil wird ausschließlich von Freiwilligen geführt. Fast 100 Personen haben sich bisher zu Freiwilligendiensten angemeldet. Es gibt jeweils einen zweiköpfig besetzten Nachtdienst und einen ebenfalls mit zwei oder drei Personen besetzten Frühstücksdienst. Die Bewohner*innen können das Haus abends ab 19 Uhr betreten, zwischen 7.30 und 8 Uhr frühstücken und verlassen es spätestens um 8.30 Uhr.

Den Verein „housing first bozen“ haben Magdalena Amonn, Paul Tschigg, Christian Anderlan, Sigrid Bracchetti, Norbert Pescosta, Wolfgang Aumer, Martina Schullian, Verena von Aufschnaiter und Birgit Bragagna Spornberger am 20. Oktober 2020 gegründet.

Sie sind zwar erleichtert, dass sich die Politik inzwischen wieder dazu entschlossen hat, im Alimarket-Gebäude in Bozen Süd weitere Winternotschlaf-Plätze zur Verfügung zu stellen.

Allerdings bemängeln sie, dass die obdachlosen Menschen so aus dem Stadtzentrum hinausgedrängt werden und in großen Hallen schlafen müssen. Jeder Mensch – unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion, Herkunft – habe ein Recht auf würdevolles Schlafen und Wohnen, sagen sie. Notlösungen sind immer teuer und nicht nachhaltig.

Die Führungskosten des „dormizil“ werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Die Vereinsmitglieder haben Spendenpakete für jede Dicke von Brieftasche geschnürt: So kosten Strukturerhalt und Frühstück für eine Übernachtung im dormizil sieben Euro (Nachtpaket).

Das Wochenpaket – sieben Nächte – ist um 49 Euro erhältlich. Ein Frühstückspaket – Frühstück für alle 25 Gäste – kostet 80 Euro.

Wer die Strukturerhaltungskosten wie Heizung, Strom, Reinigung der Bettwäsche und Müll für einen Monat tragen möchte, ist eingeladen, das Wärmepaket um 460 Euro zu übernehmen. Aber auch jede andere Spende ist willkommen.

Die Spendenpakete und Einzelspenden können über die Webseite www.dormizil.org abgewickelt werden. Einzahlungen sind per Banküberweisung, paypal oder Kreditkarte möglich.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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