Du befindest dich hier: Home » Gesellschaft » „Wir werden es schaffen“

„Wir werden es schaffen“


Vergangene Woche hat die Grippe-Impfkampagne begonnen. Silvia Spertini vom Hygiene-Dienst erklärt, warum diese heuer besonders wichtig ist.

Tageszeitung: Frau Spertini, am Mittwoch hat die Grippe-Impfkampagne begonnen. Wem wird diese empfohlen?

Silvia Spertini: Den Vorrang erhalten Personen, die über 60 Jahre alt sind, die an Vorerkrankungen wie Diabetes leiden, Personen, die im Ordnungs- oder Sicherheitsdienst arbeiten, wie das Krankenhauspersonal und Schwangere. Sie dürfen sich bereits jetzt impfen lassen, ab dem 2. November dürfen sich dann alle für die Grippe-Impfung anmelden.

Bereits jetzt wird von einer sogenannten „Twindemie“ also einer Doppelwelle mit Corona und Grippe gewarnt. Ist auch in Südtirol mit einer solchen zu rechnen?

Wir befinden uns mittlerweile im dritten Pandemiejahr. Zu sagen, man hätte nicht mit einer erneuten Corona-Welle im Herbst gerechnet, wäre blauäugig gewesen. Es war klar, dass es eine neue Welle geben wird. Viele Schutzmaßnahmen sind gefallen, was wir auf jeden Fall genießen können. Das bedeutet aber auch, dass mehr Viren zirkulieren. Das gilt auch für die Grippe. Auch hier ist eine Welle in Anmarsch. Wie groß diese ist und wie hart sie uns treffen wird, kann man aber nicht vorhersagen.

Auch in den vergangenen Wintern wurde vor der Grippe-Welle gewarnt. Im Nachhinein stellte sich das aber als kein großes Problem heraus. Was hat sich nun geändert?

Es stimmt, im vergangenen Jahr gab es nur eine kleine Welle. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass im letzten Jahr Massenansammlungen reduziert waren und vielerorts die Maskenpflicht galt. Vor zwei Jahren gab es sogar überhaupt keine Grippe aber damals gab es auch einen Lockdown. Alle Schutzmaßnahmen, die Corona eindämmen, helfen auch gegen die Grippe.

Nun wird empfohlen, die Grippe-Impfung gleichzeitig mit der Corona-Impfung beziehungsweise dem zweiten Booster zu machen. Warum?

Das hat einfach praktische Gründe. Wenn die dritte Impfung oder die letzte Erkrankung 120 Tage zurückliegt, kann man beide Impfungen zeitgleich machen. Eine links und eine rechts und dann kann es direkt weitergehen. Medizinisch ist das ohne Probleme machbar.

Erhält man auch in den Corona-Impfzentren die Grippe-Impfung?

Ja, sofern man die Impfung machen kann, kann diese auch in den Impfzentren gemacht werden. Auch wenn man bereits einen Termin vorgemerkt hat, kann man die Grippeimpfung erhalten. Man muss aber nicht bindend beide Impfungen nehmen, man kann sie auch getrennt voneinander machen.

In den Jahren vor Corona wurde die Grippe-Impfung nicht allen Personen empfohlen – auch weil der Impfstoff fehlte…

So stimmt das nicht ganz. Wir hatten nie zu wenig Impfstoff. Wir hatten vielleicht für eine Woche zu wenig Dosen, aber letztendlich hatten wir immer ausreichend Impfstoff. Es ist ja so, dass die Dosen gestaffelt geliefert werden. Wenn es zu Anfang großes Interesse gibt, kann es sein, dass man warten muss, bis neuer Impfstoff nachgeliefert wird. Deshalb haben derzeit Risikopatienten den Vorrang. So wird nämlich sichergestellt, dass diese sofort geimpft werden können. Nach dem 2. November können sich dann alle melden. Auch dann kann es vorkommen, dass man einige Tage warten muss, aber alle, die den Impfstoff wollen, werden ihn auch bekommen. Auch ich muss jetzt warten, obwohl ich mich heute (gestern, Anm. d. Red.) anmelden wollte.

Das wohl größte Risiko haben die Bewohner der Seniorenwohnheime. Wie wird dort geimpft?

In den Heimen werden die ärztlichen Leiter die Impfung vornehmen. Das heißt, sie müssen nicht extra ins Krankenhaus fahren. Eine Grippeimpfung kann aber auch der Hausarzt durchführen. Wenn mein Hausarzt sich nicht an der Kampagne beteiligt, kann ich mich an einen anderen Basismediziner wenden.

Südtirol gilt gemeinhin als impfmüdes Land. Glauben Sie, dass die Grippe-Impfkampagne dennoch fruchtet?

Das Angebot steht bereit. Es stimmt, dass Südtirol bei fast allen Impfungen national gesehen Schlusslicht ist, aber ich bin mir sicher, dass eine bestimmte Anzahl an Personen Wert darauflegen wird, sich vor der Grippe zu schützen.

In den Krankenhäusern werden immer mehr Corona-Patienten behandelt. Kommen die Krankenhäuser überhaupt mit dem Druck zurecht, wenn es auch noch eine Grippe-Welle gibt?

Ich denke schon, auch wenn ich keine Glaskugel habe. Wir sind nicht Weltmeister im Impfen, wir haben aber bereits im letzten Jahr gesehn, dass wir eine relativ gute Durchimpfungsrate haben, die es erlaubt hat, dass wir ohne große Einschränkungen durch den Winter gekommen sind – und das trotz Delta-Welle. In Österreich haben sich die hohen Zahlen dagegen auf die Krankenhäuser ausgewirkt. Daher glaube ich, dass es die Krankenhäuser auch heuer schaffen werden. Es stimmt, dass die Zahl der Patienten in den letzten Tagen gestiegen ist, das hat aber damit zu tun, dass ganz allgemein die Infektionen zunehmen. Sollten wir sehen, dass wir im Krankenhaus wieder Probleme bekommen, werden wir wohl oder übel Maßnahmen einführen müssen.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • sigo70

    „Vor zwei Jahren gab es sogar überhaupt keine Grippe“ gab es keine oder wurde sie nur nicht wahrgenommen? Jemand mit Grippesymptome und positivem Coronatest hatte damals statistisch gesehen keine Grippe. Heuer gibt es dafür den Begriff „Twindemie“. Wie wird dann Grippe mit positivem Coronatest z. B. mit schwerem Grippeverlauf statistisch gehandhabt?

  • foerschtna

    Nachdem ja ca. 80% der Südtiroler gegen Covid vollimunisiert sind, und folglich keinen schweren Verlauf haben können und schon gar nicht daran sterben werden, dürfte sich die Krankenhausbelegung in Grenzen halten. Und was die Patienten betrifft, so haben voriges Jahr alle lokalen Medien tagtäglich berichtet, daß es sich dabei praktisch ausschließlich um Ungespritzte handelt, heuer ist es sicher genau so, auch wenn diesbezüglich ein sonderbares Schweigen in den Medien herrscht, aber das ist sicher nur wegen der Privacy, die hat man voriges Jahr halt ein bisschen großzügiger ausgelegt. Und deshalb kann man es nicht oft genug wiederholen: Lasst euch spritzen, wenn schon nicht für euch selbst, dann wenigstens um die anderen zu schützen !

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    es ist so unfassbar, in D und A wird exakt der gleiche Unsinn erzählt.

    Jetzt stellt man sich tolldreist dahin und erzählt dem staunendem Bürger das „Vermummen aus Nächstenliebe“ hätte leider das Training vom Immunsystem etwas behindert aber kein Problem, das bekommt man mit Spritzendoping wieder hin.Und dann geht es geradewegs ins Narrenheim, man empfiehlt „Maskentragen“ für die schwere Zeit.
    Darf es auch wieder Weihnachten allein sein und ein bisschen Ausgangssperre? Langsam muss man auch Silvester und Ostern verbieten..Oder wenigstens in den Sommer verlegen..

    Würde mich nicht wundern wenn die Fanatiker wieder Millionen Kinder, Alte und dutzende Giraffen und Zebras wegsperren würden.

    Auf Wiedersehen in Südtirol

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen