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Der faire Händler

Rudi Dalvai

Der Südtiroler Ernährungspreis 2022 geht an Rudi Dalvai, „Vater“ des Fairen Handels in Südtirol. Der hat 1985 den ersten Weltladen in Bozen eröffnet.

Wie in vorpandemischen Zeiten beging der Südtiroler Ernährungsrat den Welternährungstag 2022 wieder an der Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie „Marie Curie“ mit Landesschwerpunkt Ernährung in Meran und hat dort den bereits vierten Südtiroler Ernährungspreis verliehen.

Ausgezeichnet wurde Rudi Dalvai, der „Vater“ des Fairen Handels in Südtirol.

Die Vereinten Nationen haben 1979 den 16. Oktober zum Welternährungstag (World Food Day) erklärt, seitdem wird an diesem Tag jährlich daran erinnert, dass viele Menschen auf der Welt an Hunger leiden.

2022 steht der Welternährungstag unter dem Motto „Leave NO ONE behind“ (Niemanden zurücklassen) und übernimmt damit den Leitsatz der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals). Explizit vom Ende des Hungers ist imZiel 2 die Rede: den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.

Die Vision einer gerechten Welt hat auch das Wirken von Rudi Dalvai geprägt. 1958 in Bozen geboren, hat er nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften 1985 den ersten Weltladen in Bozen eröffnet, um durch den Verkauf von fair gehandelten Lebensmitteln und Handwerkserzeugnissen benachteiligten Produzent*innen in den Ländern des globalen Südens ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Über die Jahre hat sich in Südtirol ein Netz an Weltläden mit heute 13 Standorten entwickelt.

Auch an der Gründung der ersten italienischen Importorganisation für Fair-Trade-Produkte war Rudi Dalvai entscheidend beteiligt. Zuletzt war er viele Jahre lang als Präsident des globalen Dachverbandes des Fairen Handels (WFTO – World Fair Trade Organisation) engagiert.

Nicht zuletzt berät er das Land Südtirol zur internationalen Entwicklungszusammenarbeit.

Der Faire Handel garantiert den Produzent*innen sowie Arbeiter*innen in den Ländern des globalen Südens dank festgelegter Mindestpreise ein gerechteres und verlässlicheres Einkommen.

Angestrebt werden faire und partnerschaftliche Beziehungen zwischen Erzeuger*innen und Händler*innen. Die Kriterien des Fairen Handels sehen zudem die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards vor, wie beispielsweise das Verbot der ausbeuterischen Kinderarbeit und der Zwangsarbeit. Durch den Kauf von Produkten aus dem Fairen Handel können die Südtiroler Verbraucher*innen eine weltweite nachhaltige Entwicklung unterstützen und die Situation der Produzent*innen und Arbeiter*innen im globalen Süden verbessern.

Für diesen herausragenden Beitrag zu einem gerechteren Ernährungssystem hat der Südtiroler Ernährungsrat Rudi Dalvai  den Südtiroler Ernährungspreis verliehen. Erstmals ins Leben gerufen wurde dieser Preis im Jahr 2019. Der Südtiroler Ernährungsrat zeichnet damit jährlich am Welternährungstag eine Organisation, Initiative oder Person aus, welche sich um das Südtiroler Ernährungssystem besonders verdient gemacht hat.

Die Preisträger und -trägerinnen der letzten Jahre waren der Bioland-Verband Südtirol (2019), Juliane Gasser Pellegrini (2020) und die „Bröseljäger“ (2021).

Da der 16. Oktober in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, fand die Preisverleihung bereits am Freitag an der Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie (FOS) „Marie Curie“ mit Landesschwerpunkt Ernährung in Meran statt.

Anwesend waren alle 3., 4. und 5. Klassen der Fachrichtung Ernährung und Bewegung.

Im Anschluss an die Laudatio und die Übergabe der Urkunde sprachen und diskutierten Christian Fischer, Silke Raffeiner, Vroni Seiwald, Ulrike Laimer und Heini Grandi – alle Mitglieder im Südtiroler Ernährungsrat – gemeinsam mit Rudi Dalvai und dem ehemaligen Landesrat Richard Theiner über Unterernährung, Überernährung und die Bedeutung des Fairen Handels für Menschen in den Ländern des globalen Südens.

Dass die Schüler*innen der FOS bereits ein Bewusstsein für die globalen Zusammenhänge haben, zeigten ihre reflektierten Fragen und Wortmeldungen, mit denen sie sich an der Podiumsdiskussion beteiligten.

„Wirtschaft ist wichtig, Handel ist wichtig“, betonte Rudi Dalvai. „Aber wir dürfen dabei die Menschen und die Umwelt nicht ausbeuten.“ Richard Theiner ergänzte: „Jede Kaufentscheidung ist hochpolitisch – auch eine vermeintlich banale Entscheidung, wie jene, welchen Kaffee ich kaufe.“ Für Christian Fischer „erfüllt der Faire Handel alle Dimensionen der Nachhaltigkeit: die soziale, die ökonomische und die ökologische Nachhaltigkeit.“

Ulrike Laimer empfahl den Schüler*innen, auf Bauernmärkten und in Hofläden lokal erzeugte bäuerliche Produkte zu kaufen. Und Silke Raffeiner zeigte sich überzeugt, dass die Ernährung der Zukunft in den Industrieländern stärker pflanzenbasiert sein wird als die aktuelle Kost, um die Ressourcen des Planeten – Boden, Wasser, Energie – zu schonen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    wenn ich Lust habe auf Förderung lokaler Kleinbetriebe, faire Entlohnung, Tierwohl und Vermeidung von globalen Lieferketten hocke ich mich in einen bei Heimischen beliebten Berggasthof,Alm oder Hütte und lass mir etwas rund um das heimische Kleinvieh mit hausgemachten Beilagen schmecken.

    Es gibt diese Lokalitäten, meist sind sie fernab von Seilbahnstationen oder Touristenattraktionen.

    Die Kundschaft dort nimmt dann nicht den Bockbraten mit hausgemachtem Salat und Brennesselknödeln um hergeschenkte 15 Euro sondern das TK-Schnitzel mit Pommes und abgepacktem Tütensalat aus Marokko für 16,50, da wird man wahnsinnig.

    Auf Wiedersehen in Südtirol

  • prof

    Bitte verschone uns und bleib einfach dort wo du bist,Gschei-Orsch.

  • dn

    Fairer Handel, das sollte sich überall durchsetzen. Aber weil’s nicht nach ordentlich Kohle riecht, wird wohl leider nix draus.

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