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„Naive Begründung“

ASGB-Chef Tony Tschenett

Der ASGB übt harsche Kritik an der einheitlichen Gästekarte für Mobilität und Museen und fordert das Land auf, das Projekt abzublasen.

Oberflächlich betrachtet, so Tony Tschenett, Vorsitzender des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), klinge eine einheitliche Gästekarte für Mobilität und Museen, deren Leistungen von den Betrieben gezahlt wird, durchaus gut.

Bei näherer Betrachtung komme man aber nicht drum herum, Kritik an diesem Projekt zu üben.

„Die Argumentation von Land und Tourismusorganisationen, der ‚Südtirol Guest Pass‘, wie die einheitliche Gästekarte genannt wird, würde dazu dienen, den Verkehr einzudämmen, erscheint mir nicht plausibel. Es ist nämlich Fakt, dass im öffentlichen Nahverkehr bereits heute nicht genügend Fahrer zur Verfügung stehen, um die Dienste flächendeckend ohne Ausfälle zu garantieren. Die geplante Einführung touristischer Linien ist eine Augenauswischerei, die objektiv betrachtet gut klingt, in der Realität aber unter den aktuellen Bedingungen nicht umsetzbar ist“, so der ASGB-Chef.

Dem Fass den Boden schlage aber die naive Begründung, wie das alles finanziert werden soll, aus:

„Die Kosten für die einheitliche Gästekarte für Mobilität, Museen und die Einführung touristischer Linien sollen über die Nächtigungsbetriebe pro Nächtigung abgerechnet werden. Man muss kein Mathematikgenie sein, um auszurechnen, dass damit keinesfalls kostendeckend gearbeitet werden kann. Auch wenn der Beherbergungsbetrieb einige Euro pro Gast bezahlt, sind die anfallenden Kosten keineswegs gedeckt und müssen vom Steuerzahler – der den vollen Preis für Museumsbesuche zahlen muss – kompensiert werden. In diesem Zusammenhang orte ich eine grobe Diskriminierung der einheimischen Bevölkerung. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: der Eintritt ins Ötzi-Museum kostet für Erwachsene 13 Euro. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste betrug im Jahr 2019 4,4 Tage. Würde der Nächtigungsbetrieb sogar drei Euro für Nächtigung bezahlen, wäre damit gerade der Eintritt fürs Ötzi-Museum gedeckt. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und der Besuch anderer Museen müsste von der Allgemeinheit bezahlt werden. Diese Rechnung geht niemals auf!“, schreibt Tschenett in einer Aussendung.

Es sei, so der ASGB-Vorsitzende, unverantwortlich, den Bürgern unvorhersehbare Kosten für touristische Träumereien aufzuhalsen, während auf der anderen Seite mit der Argumentation, dies gebe der Landeshaushalt nicht her, jeder Euro zweimal umgedreht wird.

Der ASGB fordert deshalb das Land auf, dieses Projekt zurückzunehmen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (6)

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  • schwarzesschaf

    Herr tschentt diese Karte gibt es ja schon seit 12 jahren nur das sie nun überall gleich heissen wird.

    • andreas

      Den Übertourismus mit Bettenstop zu bekämpfen und dann den Touristen diese Dienstleistungen in der Hauptsaison fast zu schenken, ist eher ein Widerspruch.
      Die Tourismusvereine oder Hotels sollten die Karte für 7-8 Euro nur Busse und 12-15 Euro am Tag mit Museen verkaufen.

      Mich würde interessieren wieviel Reinhold Messner je Eintritt in seine 6 Museen mit der Karte bekommt.

  • unglaublich

    Wir sind ja so reich, gönnen wir doch den armen Touristikern das Geschenk. Dafür zahlen ja die Einheimischen mehr und schon sind die Mehrkosten getilgt.

  • sougeatsnet

    Wenn ich mit dem Bus fahre, möchte ich nur wissen, dass Touristen garantiert nicht weniger bezahlen als ich selbst. Ist dies erfüllt , dann ja sonst nein.
    Das Problem ist, das diese Fahrten letztlich vom Steuerzahler finanziert werden und dies kann es nicht sein. Entweder bezahlt die Tourismusbranche die Fahrtkosten und Eintrittskosten zu 100% oder sonst ist dies zu unterlassen. Die Finanzierung der Museen muss auch kostendeckend sein, andernfalls sind diese zu schließen. Es kann nicht sein, dass die Arbeitnehmer all dies bezahlen. Die Touristker drücken sich durch Abschreibungen beim Steuerzahlen. Ein Blick nach Nordtirol öffnet hoffentlich der arbeitenden Bevölkerung die Augen, wie der steuerzahlende Teil der Bevölkerung bei uns über den Tisch gezogen wird.

  • gerhard

    Nein, ein Mathematik-Genie ist dieser Tschenett wirklich nicht.
    Dieser Gewerkschaftsschreier ist bei dem, was er da, im Schüren von Neid und Missgunst, von sich gibt, an Dummheit nicht mehr zu überbieten.
    Glaubt dieser Schreier denn tatsächlich, das jeder Tourist, der diese Abgabe bezahlt, auch diese Leistungen in Anspruch nimmt?
    Wenn dies 5 oder 10 % all derer tun, die diese Gebühr (wirklich gerne zum Wohl des Landes Südtirol) bezahlen, dann sind das wirklich sehr viele.
    Und wenn dieser Schreier die Rechnung dann erneut aufmacht,
    (Vorausgesetzt, er kann das überhaupt !! ), dann wird er feststellen, das sich das Ganze sehr wohl rechnet.
    Ganz gewaltig sogar.
    Er war von je her Hauptaufgabe der Gewerkschaftler, über Arbeitgeber und Selbstständige zu schimpfen und über das Unrecht der geknechteten und ausgebeuteten Arbeitnehmerschaft zu klagen.
    Das ist gut so und in den Grundrechten verankert.
    Aber Neid, Missgunst und Hass gegenüber den Touristen und den Hoteliers zu sähen ist einfältig und gefährlich.
    Ein Spiel mit dem Feuer!

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