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„Telefonat hätte genügt“

Wie geht es in Schlanders nach dem Teilabbruch der ehemaligen Drusus-Kaserne weiter? Die für den Denkmalschutz zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer über die Nacht- und Nebelaktion, die weiterhin für Aufruhr sorgt.

Tageszeitung: Frau Landesrätin, was sagen Sie zum Blitzabriss von Teilen der ehemaligen Drusus-Kaserne?

Maria Hochgruber Kuenzer: Diese Aktion wäre in dieser Form nicht notwendig gewesen. Wir standen im Dialog mit der Gemeinde. Es gab vor einem Jahr einen Lokalaugenschein, an dem neben mir Bürgermeister Dieter Pinggera, Vertreter des Gründerzentrums BASIS und Landeskonservatorin Karin Dalla Torre teilgenommen haben. Bürgermeister Pinggera hat uns damals sein Projekt für den Wohnbau vorgestellt, das auf dem Kasernenareal realisiert werden soll. Die BASIS-Vertreter haben uns ihre Räumlichkeiten gezeigt und ihre sehr innovative und kreative Art zu arbeiten. Damals haben wir vereinbart, dass vor weiteren Schritten eine Bauerforschung stattfinden soll. Diese war bekanntlich noch nicht abgeschlossen.

Bürgermeister Pinggera argumentiert mit Sicherheitsbedenken und strukturellen Mängeln am Bau. Weder er noch der Gemeindesekretär wollten weiter die Haftung übernehmen. Können Sie das nachvollziehen? 

Wenn es diese Sicherheitsbedenken gab, dann hätte ein Telefonat genügt. Der Bürgermeister hätte uns vorab mitteilen können, dass diese Dringlichkeit besteht. Man hätte es dann vielleicht auch nachvollziehen können. Was mir nicht gefällt, ist diese Unterbrechung des laufenden Dialogs zwischen ihm und uns.

Die Kaserne stand nicht unter Denkmalschutz. Inwieweit hätte das Denkmalamt die Wohnbaupläne durch eine Unterschutzstellung beeinflussen können?

Selbst wenn die Kaserne unter Denkmalschutz gestellt worden wäre, hätte die Gemeinde dort Wohnbau realisieren können. Es ist ja nicht so, dass wir a priori dagegen sind. Ich nenne Ihnen ein Beispiel aus Latsch: Dort sollte der ensemble- bzw. denkmalgeschützte Hallerhof abgerissen und als Wohngebäude neu errichtet werden. Im Dialog mit der Gemeinde ist es gelungen einen Kompromiss zu finden, mit dem letztlich alle zufrieden waren. In Schlanders hätte es ähnlich laufen können. 

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Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (28)

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  • tiroler

    Denkmalschutz für eine faschistische Kaserne? Lachhaft

    • heracleummantegazziani

      Beim Denkmalschutz geht es eigentlich ideologiefrei zu. Dort zählt nur der historische und/oder architektonische Wert von Bausubstanz. Der architektonische Wert wäre in Teilen durchaus vorhanden und der Erhalt hätte die Pläne der Gemeinde auch keinesfalls durchkreuzt. Was ein No go ist, ist die Dorfkaisermentalität, einfach zu glauben, man könne über bestehende Bestimmungen hinweg Tatsachen schaffen. Es ist interessant, dass man in diesem Fall nicht „SVP-Skandal“ schreit!

  • andreas

    Rechtlich scheint der Bürgermeister ja in Ordnung zu sein und irgendwie hat er die Lethargie des Landesapparates aufgezeigt, welcher a bissl schaug, a bissl redet, dann wieder a bissl schaug, um dann wieder a bissl darüber zu reden, sie müssen ja irgendwie auch ihre 8 Stunden täglich rumbringen und eine Daseinsberechtigung haben.

    Dass der BM niemanden vom Land kontaktiert hat, liegt wohl daran, dass er keine Lust mehr hatte, wieder nur a bissl zu schaugn und a bissl zu reden.

    • gorgo

      Klingst wie der Oberrauch. Als ob das Denkmalamt in diesem Land von Ignoranten nicht sonst genug zu tun hätte.
      Vielleicht ist in diesem Fall auch Pingeras Position verständlich, er wollte halt das etwas weitergeht. Aber wenn man zuvor Vereinbarungen trifft und dann einfach über Nacht die Bagger auffahren lässt, wirkt so ein Verhalten einfach wie die übliche Impertinenz unserer Dorfkaiser.

    • ostern

      @andreas
      ………….und weil er keine Lust hatte, ist er in Ordnung?
      Na, bitte!!!

  • criticus

    Sicherlich war das Vorgehen des Bürgermeisters etwas krass, doch auf der anderen Seite muss auch gesagt werden, dass Südtirol bezahlbaren Wohnraum braucht. Es geht nicht an, dass Kasernen erhalten bleiben und Grünland dafür geopfert wird. Ich hoffe, dass auch die Gemeinde Meran endlich das Kasernenareal für bezahlbaren Wohnbau nützt. Wie lange steht schon die verlotterte Kaserne in Eppan ungenützt da? Zugegeben, auch Kunst ist wichtig, doch dafür braucht es nicht eine ganze Kaserne. Die heutige Generation Eltern, sind die Eltern, die ihre „Kinder“ mit 30 Jahren noch zu Hause haben. Danke der unfähigen Wohnbaupolitik unserer PolitikerInnen. Wenn junge Leute wegen Wohnungsnot auswandern, wandert auch unsere Zukunft aus. Und wenn dann einmal die SVP hofft, dass sie von Ausländern gewählt wird, dann ist dieser Partei nicht zu helfen.

    • gorgo

      Ich glaube, da geht es nicht nur um Kunst, sondern auch um die Frage, ob so eine grosse Bausubstanz nicht adaptiert und integriert werden kann, statt einfach platt zu machen, den Schutt zu entsorgen und alles an private Investoren zu verkaufen und gänzlich neu zu bauen.
      Die casa servizi war anscheinend gut genug erhalten, um dort vollmundig ein Gründerzentrum unterzubringen, dass dort jetzt jahrelang neben einer riesigen Baustelle, kreativ, innovativ über Nachhaltigkeit und Gemeinwesen nachdenken kann.

    • heracleummantegazziani

      Sie denken doch nicht im Ernst, dass der Abriss der Gebäude zu „bezahlbarem Wohnraum“ führen wird?

  • brutus

    Dass aber in Latsch beim Hallerhof immer noch ein Käufer gesucht wird, und die Wohnungen weit vom „leistbaren Wohnen“ entfernt sind wird geflissentlich verschwiegen!

  • tiroler73

    Bravo Hr. Pinggera.
    Gegen solche Bürokraten wie Dalla Torre und LR Kunenzer, die sich überall einmischen, war das der absolut richtige Weg. Zuerst mal Nachdenken was den ursprünglichen Eigentümern mit der Enteignung angetan wurde. Das ist schon schlimm genug, auch wenn es schon lange her ist. Dann den Faschistentempel noch schützen wollen, bzw. in die neue Bausubstanz mit den bestehenden alten Steinmauern integieren wollen. Da fehlt bei der Kompetenz von Dalla Torre doch einiges (lt. Südtirol Heute Bericht vom 06.10.2022. Von Kompetenz keine Rede, da sind wir Meilenweit enfernt.

  • olle3xgscheid

    Glauben Sie @criticus im Ernst es würden , ich sage mal einigermassen, bezahlbare Wohnungen gebaut?!
    Träumen darf man ja , aber von bezahlbar sind eir Lichtjahre entfernt , leider…

  • morgenstern

    Die „Zettelwirtschaft“ wollte halt auch ihren Senf dazugeben um ihre Daseinsberechtigung zu untermauern. Dass es nichts zu schützen wissen inzwischen alle.

  • dn

    Welche Ausbildung hat eigentlich die DallaTorre? Ist sie Architektin, Expertin für Kunstgeschichte? Wieso soll ausgerechnet eine baufällige Kaserne geschützt und mit Steuergeld erhalten werden? Genügt es nicht, dass solche „ExpertInnen“ auf unsere Kosten leben?

  • tiroler73

    Und bitte zum beeindruckenden Lebenslauf @karalara
    Was bitte hat der Lebenslauf und die Fachrichtung mit des von DallaTorre ausgeübten Amt? Die Leute, die entschieden haben eine Person (TallaTorre) ohne jegliche Vorraussetzungen auf so einen Sessel in so ein Ant zu hieven, gehören ebenfalls fristlos entlassen.
    Solche Postenschachereien sind in der heutigen Zeit eine Sauerei. Das SVP System wird bis zum Perfektionismus ausgereizt. Ausschreibungen für die Stellen werden zurecht gestuzt bis es passt. Genau so ist der Fall DallaTorre zu erklären.

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