„Es war schmerzhaft“

Madè Neumair: Es war schmerzhaft, weil er so einen herausfordernden Ton hatte und über die Wahrheit nicht so viel gesagt hat, obwohl er behauptet hatte, die Wahrheit zu sagen.

Ihr Bruder sagte sehr oft, dass er sich nicht äußern will oder sich nicht mehr erinnern kann. Glauben Sie ihm das? 

Nein. Bei vielen Sachen hat man ja schwarz auf weiß gesehen, dass es eigentlich anders war. Und dann denkt man sich irgendwie jedes Mal, warum man ihm den Rest glauben soll. Und schmerzhaft war auch, dass er über die Gewalttat selbst überhaupt nicht geredet hat – diese nicht einmal beim Namen nennt. Wir sind aber alle genau deswegen da und haben unseren Schmerz deswegen – und er hat das alles wirklich selbst mit seinen eigenen Händen getan. Er sagt aber, dass er darüber nicht reden will und keine Fragen dazu beantworten will.

Er hat auch sehr häufig über sich selbst und seinen eigenen Gesundheitszustand an jenem Tag damals gesprochen…

Wir haben heute (gestern, Anm. d. R.) wahrscheinlich 87 Mal gehört, wie schlecht es ihm damals ging und wie schlecht es ihm heute geht. Aber ich finde, das sollte eigentlich nicht so viel Platz haben an einem Tag wie heute, wo es darum geht, dass zwei Menschen getötet wurden und alles, was damit verbunden ist.

Was wünschen Sie sich für den weiteren Prozessverlauf? 

Ich wünsche mir, dass es so schnell wie möglich vorbei ist und ich wieder mehr mein Leben leben kann und dass so lange wie möglich keine Möglichkeit der Interaktion besteht – für unsere Sicherheit und für meine. Und wünschen würde man sich natürlich immer die Wahrheit – aber die Wahrheit ist nicht etwas, worüber er gerne redet.

Interview: Lisi Lang

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