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„Müssen die Preise erhöhen“

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Fast zwei Jahre lang mussten die Diskotheken geschlossen bleiben. Ob sich die Branche inzwischen davon erholt hat und was die aktuell hohe Inflation für die Betreiber bedeutet.

Tageszeitung: Herr Taschler, in diesem Sommer durften die Diskotheken erstmals seit zwei Jahren mit voller Auslastung und ohne Einschränkungen arbeiten. Wie zufrieden sind Sie im Hinblick auf die erste Sommerbilanz?

Felix Taschler (Vorsitzender der Diskothekenbetreiber im HGV und Geschäftsführer des Club Max in Brixen): Sehr zufrieden, wir arbeiten gut und sind deshalb sehr happy. Derzeit steht noch ein größerer Beitrag von Seiten des Staates aus, auf den wir warten, da wir ja immer noch einen ganzen Schuldenberg zurückzahlen müssen, welcher sich über die Corona-Pandemie angehäuft hat. Aber mit dem operativen Geschäft an sich sind wir auf jeden Fall zufrieden.

Mussten einige Clubs dauerhaft schließen?

Es gab einige Betreiber, die ihre Geschäfte eingestellt haben, aber glücklicherweise konnten sich inzwischen für die meisten dieser Lokale neue Betreiber finden lassen.

Hat sich das Ausgehverhalten im Vergleich zur Situation vor der Pandemie verändert?

Die Nachfrage unter den Jugendlichen ist meines Erachtens nach gestiegen. Sie haben wieder mehr Lust auszugehen, die Clubs werden mehr besucht als vorher und die Nachfrage ist allgemein größer. Anfangs war ich eher skeptisch und habe mir Sorgen gemacht, die Leute hätten sich daran gewöhnt, zuhause zu bleiben und sich selber im Privaten zu organisieren. Aber das Gegenteil ist eingetreten.

In der Vergangenheit standen Diskotheken unter der Kritik, einer der größten Infektionsbeschleuniger zu sein. Sind größere Corona-Ausbrüche bekannt?

Nein, bei uns eigentlich nicht. Ich habe noch nie vom Sanitätsbetrieb die Meldung bekommen, mehrere Leute hätten sich bei einem Disco-Besuch mit Corona infiziert. Auch die Infektionszahlen der vergangenen zwei Jahre bestätigen das: Es gab keinen signifikanten Anstieg der Corona-Fälle, der mit der Wiedereröffnung der Diskotheken in Verbindung gebracht werden könnte.

Die Preise in den letzten Wochen und Monaten sind enorm angestiegen – die Energiepreise haben sich fast verdoppelt. Was bedeutet das für die Diskotheken?

Eine Disco funktioniert hauptsächlich mit Strom, denken wir bloß an die ganzen Lichter oder Boxen. Deshalb ist dieser enorme Preisanstieg für uns natürlich eine immense Belastung. Aber auch was beispielsweise die Preise für Getränke oder Speditionskosten betrifft, haben wir mit Mehrspesen zu kämpfen. Wir sind bereits vor Corona mit den Preisen etwas in die Höhe gegangen, daher können wir die aktuelle Preissteigerung minimal kompensieren. Die Spesenbelastung ist für uns aber dennoch wesentlich höher als vor Corona.

Wie gehen die Club-Betreiber mit diesen Mehrspesen um?

Mann muss schauen, wie sich das Ganze zukünftig entwickelt. Wenn die Kosten weiterhin in diesem Ausmaß ansteigen, dann wird man dementsprechend auch in den Lokalen mit dem Preis nachfahren müssen. Aber aktuell beobachten wir das Geschehen noch. Ich hoffe, dass mit der Zeit – spätestens im Frühjahr – die Preise wieder zurückgehen und sich die ganze Situation wieder beruhigt. Wenn das nicht der Fall ist, muss man natürlich gegensteuern.

Diskotheken leben in erster Linie von Schülern und Studenten, die häufig nicht so viel Geld haben. Kann man die Preise überhaupt noch mehr erhöhen?

Zwischen der Schließung der Diskotheken im Februar 2020 und heute liegen zweieinhalb Jahre, da ist bereits eine natürliche Preissteigerung gegeben. Unter den aktuellen Umständen wird man die Preise vermutlich noch etwas erhöhen müssen. Wenn die Spesen nämlich so hoch werden, dass man mit den aktuellen Preisen nichts verdient, dann muss man sie erhöhen – da bleibt uns nichts anderes übrig. Wenn kein Geschäft mehr drin ist, lohnt sich die ganze Arbeit nicht.

Wie sind die Aussichten für den kommenden Herbst und Winter?

Ich blicke dem etwas skeptisch entgegen, sollten die Zahlen wieder steigen. Ich hoffe sehr, dass keine Corona-Maßnahmen mehr gesetzt werden, aber ich kann mir schon vorstellen, dass es erneut zu Einschränkungen kommen könnte.

Glauben Sie, dass es zu einer erneuten Schließung der Diskotheken kommen könnte?

Ich kann es nicht ausschließen, aber ich hoffe und gehe davon aus, dass es nicht mehr zu solch strengen Maßnahmen kommen wird, wie wir sie gehabt haben.

Interview: Sylvie Debelyak

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