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In Sicherheit geboren

Foto: Marina Wallnöfer

Kataryna Perekucha ist nach ihrer Flucht aus der Ukraine nach Taufers im Münstertal gekommen. Vor wenigen Tagen hat sie im Krankenhaus Schlanders einen gesunden Buben zur Welt gebracht.

von Karin Gamper

Der kleine Yegor ist erst wenige Tage alt. 4305 Gramm brachte der stramme Bub bei seiner Geburt am vergangenen Donnerstagabend im Krankenhaus Schlanders auf die Waage. Zufrieden schlummert er in den Armen seiner Eltern Kataryna und Pavel Perekucha, die ihn gestern Vormittag mit nach Hause nehmen durften.

Das Zuhause der jungen Familie aus der Ukraine ist bis auf Weiteres Taufers im Münstertal. Dort haben Kataryna, ihr Mann und die vierjährige Tochter im Juni nach einer langen Flucht vor dem Krieg in einer Gemeindewohnung Unterschlupf gefunden.

„Die junge Frau war hochschwanger, als sie zu uns kam“, erzählt Bürgermeisterin Roselinde Gunsch, „als sie in die von uns bereitgestellte Wohnung einziehen konnte, war sie sehr erleichtert, ihr Kind in einer sicheren Umgebung zur Welt bringen zu können“. Die frischgebackene Mutter sei diesbezüglich sehr in Sorge gewesen, was die Bürgermeisterin sehr gut verstehen kann. „Es ist nicht angenehm, als Schwangere auf der Flucht zu sein“, sagt sie. Neben anderen Helfer:innen hat auch Roselinde Gunsch die junge Frau mehrmals zu den Vorsorgeuntersuchungen ins Krankenhaus begleitet. Die Familie besitzt kein Auto und konnte sich auch sprachlich nicht verständigen.

Betreut wird die Familie von Martina Wallnöfer, die für die Caritas und die Bezirksgemeinschaft in Schlanders tätig ist. Sie springt bei Behördengängen und als Übersetzerin ein. Auch sie ist überglücklich, dass alles reibungslos gelaufen ist: „Mutter und Kind geht es gut, der Bub ist gesund und gedeiht bereits prächtig“.

Wallnöfer hat Kataryna während der Schwangerschaft begleitet. „Ich war auch bei der Geburt anwesend, da es eine Übersetzerin brauchte“, schmunzelt sie. Es sei ein sehr schönes und aufregendes Erlebnis gewesen. Die junge Mutter aus Cherson in der Süd-Ost-Ukraine habe bewegte Monate hinter sich: „Kataryna ist mit ihrer kleinen Tochter im März per Bus aus der Ukraine geflohen. Sie gelangte über Rumänien, Bulgarien und Serbien nach Kroatien, wo sie mit ihrem Mann zusammengetroffen ist. Dieser hat zuvor in den USA gearbeitet und ist wegen des Kriegs zurückgekommen.“ Gemeinsam sei die junge Familie dann nach Italien eingereist. In Bozen seien die drei Kriegsflüchtlinge der Gemeinde Taufers zugewiesen worden, wo sie sich sehr wohl fühlen und froh um die Aufnahme sind.

Nur einen Wermutstropfen gebe es in dieser Geschichte, weiß Martina Wallnöfer: „Es sind alle sehr traurig, dass die Verwandten in der Ukraine das Neugeborene nicht sehen können“.

Ist der kleine Yegor das erste Neugeborene ukrainischer Flüchtlinge in Südtirol? „Das weiß ich nicht“, antwortet Martina Wallnöfer, „mit Sicherheit ist es das erste, das im Krankenhaus in Schlanders zur Welt gekommen ist“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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