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„Kein Problem für uns“

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Mit der Wassernotstandsverordnung dürfen Grünflächen unter Tags nicht mehr bewässert werden. Betroffen davon sind vor allem Bauern. Warum sich der Bauernbund keine Sorgen macht.

von Markus Rufin

Es war nur eine Frage der Zeit, bis es passiert: Am Mittwoch unterzeichnete Landeshauptmann Arno Kompatscher eine Verordnung, mit der der Wassernotstand entlang des Einzugsgebietes der Etsch ausgerufen wurde.

Damit einher gehen diverse Maßnahmen, um Wasser zu sparen. Neben dem Aufruf, prinzipiell sparsam damit umzugehen ist die wichtigste Maßnahme das Bewässerungsverbot von Grünflächen von 9.00 Uhr bis 20.00 Uhr. Das Verbot gilt sowohl für öffentliche und touristische als auch für privat genutzte Grünflächen.

Ein Bewässerungsverbot gilt aber auch für die Landwirtschaft. Bauern sollen bis auf Widerruf zwischen 10 und 18.00 Uhr auf die sogenannte Oberkronenberegnung verzichten. Eine Ausnahme gilt für Topfanlagen und Anlagen, die nicht an einen Beregnungsturnus gebunden sind.

Die Notstandsverordnung schränkt dementsprechend vor allem Landwirte und Bauern – zumindest in der Theorie. Denn wie der Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Leo Tiefenthaler erklärt, stelle die Verordnung für die meisten Bauern kein Problem dar: „Die meisten Bauern achten ohnehin darauf, ihre Flächen morgens oder nachts zu bewässern, da es in diesen Stunden windstill ist. Bei Wind besteht nämlich die Gefahr, dass nicht optimal bewässert wird.“

Im Obstbau setze ein Großteil der Bauern ohnehin auf die Tropfberegnung. Diese sei bereits wassersparend, meint Tiefenthaler: „In den letzten Jahren haben viele Landwirte in ihre Beregnungsanlagen investiert. Im Weinbau werden rund 90 Prozent der Flächen mit Tropfberegnung bewässert.“

Insgesamt, so der Bauernbundobmann, seien Südtirols Bauern recht gut auf einen sparsamen Umgang mit Wasser vorbereitet. Das ist aber nicht allein der Verdienst, der Landwirtschaft. So sei die Erneuerung der Hauptleitungen, die in vielen Gemeinden in den vergangenen Jahren von Statten ging, von enormer Wichtigkeit.

„Viele dieser Leitungen stammen aus den 50er- oder 60er-Jahren. Während sie bei uns ausgetauscht wurden, war das im restlichen Italien nicht so“, führt Tiefenthaler aus. „Teilweise verlieren andere Regionen 30 bis 50 Prozent des Wassers in den Kanälen und Leitungen, weil diese undicht sind. Man muss also auch den Gemeinden ein großes Kompliment aussprechen.“

Ein weiterer Vorteil, weshalb die Bauern sich trotz des Notstands aktuell weniger Gedanken machen müssen: Die Speicherbecken in Südtirol. Weil auch diese ständig ausgebaut wurden, sei man gut vorbereitet.

Selbst bei einer ähnlichen Dürre wie im Rekordjahr 2003 rechnet Tiefenthaler damit, dass die Bauern aber auch alle anderen Bürger in Südtirol die Trockenheit gut meistern werden.

Nichtsdestotrotz müsse man die Verordnung ernst nehmen und sich auf härtere Zeiten einstellen, denn obwohl die Infrastruktur in Südtirol gut aufgestellt ist, gebe es auch Zonen, in denen das Wasser tatsächlich langsam knapp wird. Als Beispiel nennt Tiefenthaler den oberen Vinschgau.

Dort mussten Obstbauern für die Frostberegnung bereits Wasser aus dem Haidersee beziehen, weil es im Winter kaum Niederschlag gab.  Tiefenthaler ruft deshalb dazu auf, weiterhin Rückhaltebecken zu bauen, um in niederschlagsreichen Zeiten Reserven anzureichen: „Wir werden künftig laufend wassersparend arbeiten müssen.“

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