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Schlupfwespe wird freigesetzt

Ab Mittwoch wird die Schlupfwespe wieder im Kampf gegen dei marmorierte Baumwanze eingesetzt. Die Hoffnungen, dass das Insekt bei der Bekämpfung hilft, ist groß.

Sie sieht unscheinbar und fast niedlich aus: wie eine kleine, dünne Ameise mit Flügeln. Und ihr Name – heimische Schlupfwespe – lässt manche Menschen an ein gefährliches Stechinsekt denken. Ein Irrtum! Denn die Schlupfwespe wird nur für die Marmorierte Baumwanze zur Gefahr; einem Schädling, der den Obstbauern seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet. Zum dritten Mal wird die heimische Schlupfwespe heuer freigesetzt – eine gemeinsame Initiative des Südtiroler Apfelkonsortiums, der Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau (AGRIOS) und des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau.

Seit mehr als 30 Jahren bemüht sich die AGRIOS um naturnahen, nachhaltigen Anbau – in vielen Bereichen ist die Vorgehensweise dem biologischen Anbau sehr ähnlich. Dazu gehört in der Schädlingsbekämpfung die Suche nach natürlichen Gegenspielern, betont AGRIOS-Obmann Harald Weis. Seit die Marmorierte Baumwanze ihren Weg aus Asien nach Südtirol gefunden hat und sich nach 2016 stabil hier angesiedelt hat, wird nach Möglichkeiten gesucht, diesem Schädling Herr zu werden. „Die Marmorierte Baumwanze ist für die Apfelbauern ein großes Problem; sie beschädigt die Früchte derart, dass die Ernte gefährdet ist“, berichtet Weis. Wobei auch die nichtbäuerliche Bevölkerung keine große Freude mit der Wanze hat, weil sie bis in Kleiderschränke vordringt und hier ihre Duftnoten hinterlässt.

Gemeinsam mit dem Versuchszentrum Laimburg und dem Südtiroler Beratungsring stieß man auf die Schlupfwespe. Während die Laimburg in Abstimmung mit dem Umweltministerium mit der sehr viel effektiveren japanischen Schlupfwespe, der so genannten Samuraiwespe, experimentiert, setzt das Südtiroler Apfelkonsortium gemeinsam mit der AGRIOS und dem Südtiroler Beratungsring noch zusätzlich auf die heimische Schlupfwespe Anastatus bifasciatus.

Georg Kössler, Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums: „Wir haben nun zum dritten Mal die heimische Schlupfwespe von unserem Partnerunternehmen Bioplanet aus Cesena in großer Zahl züchten lassen – das Experiment ist vom Umfang her einzigartig in Europa: Von etwa 600.000 insgesamt gezüchteten Tieren werden 180.000 in Südtirol freigesetzt.“ Geplant ist ihre Freisetzung – so wie in den vergangenen beiden Jahren – in Apfelwiesen an fünf Standorten: in Kaltern, Leifers, Nals, Meran und Naturns. Weil es sich um ein autochtones Insekt handelt, welches hierzulande auch natürlich vorkommt, bedarf es keinerlei spezifischer ministerieller Genehmigungen. „Wir müssen einzig berücksichtigen, dass unsere Standorte nicht zu nah an jenen sind, wo die japanische Schlupfwespe zum Einsatz kommt.“

Doch was macht die kleine Schlupfwespe, um der großen Baumwanze gefährlich zu werden? „Die heimische Schlupfwespe legt ihre Eier in die Gelege der Marmorierten Baumwanze. Die schlüpfenden Larven ernähren sich von den Eiern der Baumwanze, weshalb sich daraus keine Wanzen mehr entwickeln können“, erklärt Robert Wiedmer, Koordinator des Südtiroler Beratungsrings und Bereichsleiter für Obstbau. Insofern wird die Marmorierte Baumwanze bereits in ihrer Vermehrung gestoppt. Die Ergebnisse in den vergangenen beiden Jahren waren vielversprechend – „es wurden beim Monitoring an den Freilassungsstandorten zwar insgesamt weniger Eiablagen der Wanze gefunden als in den Jahren zuvor, doch knapp die Hälfte davon waren parasitiert, etwa 25% von der heimischen Schlupfwespe“.

Erste Freisetzung am 8. Juni

Die Freisetzung der heimischen Schlupfwespe erfolgt über mehrere Wochen ab der ersten Junihälfte, weil die überwinternde Generation der Marmorierten Baumwanze in dieser Zeit ihre Eier ablegt. Die erste Freisetzung erfolgt am Mittwoch, 8. Juni, in Nals.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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