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„Krieg der Armen“

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Der Landesverband für Sozialberufe stellt sich in den Verhandlungen zum neuen Vertrag hinter die Gewerkschaften.

von Artur Oberhofer

Valentina Burger, die Vorsitzende des Landesverbandes für Sozialberufe, und ihre Geschäftsführerin Marta von Wohlgemuth nehmen sich kein Blatt vor den Mund: „Das, was wir jetzt erleben, ist ein Krieg der Armen.“

Seit zehn Jahren fordert der Landesverband der Sozialberufe bessere Rahmenbedingungen und Lohngerechtigkeit. Dabei geht es auch um den Personalschlüssel in den Seniorenwohnheimen und in den Einrichtungen der Sozialen Dienste. „Dieser“, so Verbandschefin Valentina Burger, „muss in Zukunft auch Reserven für Krisensituationen beinhalten, und die Arbeitsbedingungen in der Pflege und Betreuung müssen verbindlich festgeschrieben werden.“

Wenn MitarbeiterInnen über Jahre am Limit arbeiten müssten, dann werde man diese verlieren, weil der Arbeitsmarkt viele Chancen biete.

Valentina Burger und Marta von Wohlgemuth prägen dazu die Aussage: „Mit Applaus ins Burn-out und in den Pflegenotstand.“

Der Landesverband für Sozialberufe kritisiert auch den Umstand, dass die Arbeitgeber-Seite es nicht der Mühe wert gefunden habe, die Vorschläge des Verbandes zu diskutieren. „Wir als Verband haben in mehreren Schreiben alle Verhandlungspartnerinnen, d.h. die öffentliche Delegation und die Gewerkschaften, über unsere Vorstellungen und Vorschläge informiert, darauf reagiert haben die Gewerkschaften, von der Arbeitgeber-Seite gab es keine Antwort und keine Reaktion.“

Probleme könne man nur gemeinsam lösen, in Gesprächen und Verhandlungen, nicht durch einseitige Vorgaben, so der Verband.

Die Stoßrichtung für den Verband ist klar: „Die Corona-Pandemie hat uns allen eindrücklich vor Augen geführt, wie dringend wir als Gesellschaft auf die Menschen angewiesen sind, die in den Sozialberufen und in den ambulanten, teilstationären und stationären Diensten arbeiten, und deshalb muss jetzt endlich umfassend reformiert werden, mit genügend Personal und fairen Löhnen.“

50 Millionen Euro seien zwar viel Geld, aber diese 50 Millionen Euro gelten für einen Dreijahreszeitraum ( 2022-2024), so der Landesverband. „Es ist absurd, in diesem Zusammenhang von Gehaltsanpassungen zu reden, denn verhandelt werden ausschließlich Zulagen und eine berufsbegleitende Ausbildung.“

Was tun jetzt?

Der Landesverband für Sozialberufe hat klare Vorstellungen: So müssten die Aufgabenzulagen für die Sozialberufe, bzw. Sozialbetreuerinnen, Behindertenbetreuerinnen, Altenpflegerinnen 25 Prozent betragen, und zwar unabhängig davon, wo diese arbeiten.

Pflegehelferinnen und die sozialen Hilfskräfte sollen 20 Prozent Aufgabenzulage erhalten, auch unabhängig davon, wo sie arbeiten.

Die MitarbeiterInnen in den stationären Einrichtungen müssten mehr Geld durch die Zulage für Turnus-, Feiertag- und Nachtdienst erhalten.

Man könne in diesem Zusammenhang auch nicht – wie Landesrätin Waltraud Deeg dies ständig mache – von Lohnerhöhungen sprechen, denn es würden nur Zulagen verhandelt.

Der Landesverband für Sozialberufe wiederholt seine Forderung, die bereits zehn Jahr alt ist:

  • die 6. Funktionsebene für die Sozialbetreuerinnen und die entsprechenden Auslausberufsbilder
  • und die 5. Funktionsebene für die Pflegehelferinnen und die entsprechenden Auslausberufsbilder.

Valentina Burger und Marta von Wohlgemut sagen abschließend: „Vor diesem Hintergrund kann ein Vertrag nicht unterschrieben werden, nicht, weil etwas verhindert werden soll, sondern weil das der falsche Weg ist.“

 

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Kommentare (4)

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  • unglaublich

    Typisch Kompatscher, typisch SVP. Für alles ist Geld da, für Arbeitnehmer nicht. Die schönsten Hotels, die neuesten Aufstiegsanlagen, die größten Traktoren, aber kein Geld für die, die das mit ihren Steuern zum Großteil bezahlen.
    So wird die Gesellschaft in Reich und Arm gespalten. Die Auswirkungen dieser neoliberalen Politik werden wir alle um die Ohren bekommen.

  • stanislaus

    Pflege wird erst wertgeschätzt wenn man selbst darauf angewiesen ist…
    Lobbies werden großzügig bedient, aber für die Arbeitnehmer ist kein Geld da… Südtirol braucht dringend einen Politikwechsel…

  • zeit

    Bis wir nicht eine landesregierung haben,die nicht nur in die eigene tasche arbeitet wird sich nicht viel ändern.

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