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Ort der Entspannung

Hofburggarten Brixen: 600 Postkarten für den Bürgermeister und den Landeshauptmann. Die Brixner Bürger:innen geben die Hoffnung auf einen frei zugänglichen Stadtpark nicht auf.

Die Post ist da!

Hunderte Brixnerinnen und Brixner wenden sich mit künstlerisch gestalteten Postkarten an den Bürgermeister und an den Landeshauptmann. Sie drücken darin ihren Wunsch aus, den zentral gelegenen Hofburggarten als Stadtpark frei nutzen zu dürfen.

Die Aktion wurde Anfang April 2022 von einer Gruppe junger Brixner Familien initiiert, weil in Brixens Innenstadt ein begehbarer, vielfältig nutzbarer öffentlicher Grünraum fehlt und dieser auch an den Rändern der Stadt schwindet.

Mit den rund 600 Karten, die in kurzer Frist gesammelt wurden, werden die Adressaten gebeten, auf dem seit Jahren ungenutzten Areal im Herzen der Altstadt einen naturnahen Garten zu verwirklichen, der für Familien, ältere Menschen, Kinder, Jugendliche und Gäste gleichermaßen ein Ort der Entspannung, Begegnung und Naherholung sein kann. Die Gestaltung des Hofburggartens soll – im Gegensatz zum Heller-Projekt – nicht auf touristische Vermarktung ausgerichtet werden und Ressourcen schonen.

Was steht denn da drauf?

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister (bzw. Sehr geehrter Herr Landeshauptmann), bitte lassen Sie uns den Hofburggarten als Stadtpark nutzen! Für die Brixner Stadtbevölkerung“:

Dieser Text steht auf der Rückseite jeder Postkarte.

Die Vorderseite gestalteten Brixner:innen allen Alters mit Zeichnungen, Collagen oder Gedichten, in denen sie ihre Sehnsucht nach einem Stadtpark ausdrücken.

Magdalena Fischnaller, eine der Initatorinnen, betont:

„Mit Stadtpark meinen wir einen einfach gestalteten Grünraum mit Wiesenflächen, vielfältiger Bepflanzung und Mobiliar, das dem Spiel- und Erholungsbedürfnis von Menschen allen Alters entgegen kommt. Der Park braucht sicher Öffnungszeiten, Regeln und ein Minimum an Personal, er kann jedoch nur ein wirklich öffentlicher Grünraum sein, wenn er ohne Eingangskontrolle für alle Menschen zugänglich ist.“

Mit ihrer Forderung nach einem Stadtpark sind die Brixner:innen keineswegs allein:

Wissenschaft und internationale Erfolgsbeispiele für zukunftsweisende Stadtplanung pflichten ihnen bei. Denn nutzbare wohnungsnahe Grünräume haben vielfältige positive Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit der Anwohner:innen. Sie verbessern die Luftqualität und wirken einer Überhitzung entgegen, sie erlauben Bewegung und Kontakte und steigern somit das Wohlbefinden der Bevölkerung und die Attraktivität einer Stadt als Lebens- und Arbeitsraum. Nicht zuletzt kann ein gemeinschaftlich genutzter, einladend gestalteter Begegnungsraum Phänomenen wie Vandalismus und Kriminalität entgegenwirken, so die Initiator:innen.

 

 

Damit möglichst viele Menschen die Postkarten zu Gesicht bekommen und sich weiter informieren können, haben die Initiator:innen einen Instagram-Kanal eingerichtet (Name: stadtparcobrixen). Dank der regen Teilnahme an der Postkartenaktion gibt es schon jetzt genug Material um fast zwei Jahre lang jeden Tag eine neue Karte posten zu können.

Hofburggarten – was war da nochmal? Some more facts:

✴ 2015 hat der Stadtrat Brixen nach einem internationalen Wettbewerb ein Gartenprojekt für den Hofburggarten angenommen, das den Wünschen der Bevölkerung sowie den Anforderungen des Amtes für Denkmalschutz angepasst und mit 2,5 bis 3,5 Mio € Kosten erschwinglich gewesen wäre. 2017 aber verwarf der neue Stadtrat das Projekt und betraute den Multimediakünster André Heller mit der Gestaltung einer Art Schaugarten, der möglichst als Tourismusziel vermarktbar sein sollte. Dafür gab es Unterstützung des Landes und die Zustimmung der Diözese Bozen Brixen.

✴ Die Architektenkammer Bozen hat gegen diese Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht Bozen wegen Wettbewerbsverzerrung rekurriert und 2020 Recht erhalten: Die Vergabe der Planung an André Heller wurde annulliert und das Projekt gestoppt.

✴ Gegen dieses Urteil rekurrierte nun wiederum der Brixner Stadtrat. Nun behängt das Verfahren vor dem Staatsrat in Rom, der im Juni 2022 entscheiden soll.

✴ Rund eine Million Euro an Miete für den Garten wurde seit 2008 für den Hofburggarten von der Gemeinde an die Diözese gezahlt, in den 15 Jahren war der Garten aber insgesamt nur knapp ein Jahr für die Bürger:innen zugänglich. Eine Eingabe beim Rechnungshof ist anhängig.

✴ 2019 wurden die Kosten für den Heller-Garten auf gut 10 Mio. € angesetzt, ca. dreimal so viel wie das Vorhaben von 2015. Das sind Steuermittel, die trotz eines zugesagten hohen Landesbeitrags von ca. 80% in anderen Bereichen fehlen würden.

✴ Die Zustimmung der Bürger*innen für das vom Stadtrat angestrebte Heller-Projekt ist nicht ersichtlich: Weder sind die Bürger*innen im Laufe der Jahre über Anpassungen und Stand des Projektes informiert worden, noch wurde ihre Zustimmung in irgendeiner

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