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Es ist Licht

Einige der Künstler*innen des Brixen Water Light Festival © 2022 (v.l. erste Reihe): Pepe Heijnen, Alessandro Lupi, Philipp Messner, Martin Ersted; zweite Reihe: Kari Kola, Petra Polli, Stefano Cagol, David Ruben Karpantschof,; (dritte Reihe): Ivo Schoofs, Detlef Hartung (Foto: Brixen Tourismus)

Nicht nur erhellt, sondern erleuchtet: Das Brixen Water Light Festival © powered by Durst geht in seine vierte Auflage. Vom 29. April bis 22. Mai zeigen 34 LichtkünstlerInnen ihre Installationen in Brixen und über die ehemalige Bischofsstadt hinaus.

(sh) Licht, darin sind sich die katholische Religion, die Aufklärung und die Kunst ausnahmsweise einmal einig, ist das Gute, die Hoffnung und das Leben, während das Böse seit dem biblischen Schöpfungsbericht immer mit dem Dunklen identifiziert wird. In Zeiten von Energie- und Klimakrise ist das zwar nicht mehr ganz so sicher, aber metaphorisch gesprochen wird es noch eine Weile so bleiben. „Licht ist nicht etwas, das offenbart, sondern es ist selbst Offenbarung“, sagte der große amerikanische Lichtmagier James Turrell einst.

Nicht zufällig  möchte Peter Brunner, Bürgermeister von Brixen, das Brixen Water Light Festival © powered by Durst als „ein Licht in der Dunkelheit, buchstäblich und im übertragenen Sinne“ sehen. „Vor dem Hintergrund des heutigen Zeitgeschehens besteht ein großer Bedarf an Positivität. Ich lade alle Einwohner*innen und Besucher*innen ein, sich die Gelegenheit nicht entgehen zu lassen, Brixen und Umgebung in einem anderen Licht zu sehen.“, sagte bei der gestrigen Präsentation.

Nicht nur erhellen, sondern erleuchten will das Festival in seiner vierten Auflage. Und das auch im kritischen Sinn, zumal es nicht nur leuchtende Spektakelkunst bietet, sondern Themen wie Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Diversität und die Vision einer intakten, vielfältigen Natur aufgreift. „Lichtkunst und zeitgenössische Kunst treffen in diesem Festival aufeinander und ergänzen sich gegenseitig. Neben dem Unterhaltungsaspekt sollen auch Reflexionen über die Kostbarkeit des Wassers Raum finden“, so der Geschäftsführer der Brixen Tourismus Genossenschaft Werner Zanotti.

Unter dem Motto „Wasser ist Leben – Licht ist Kunst“ gestalten 34 lokale und internationale Lichtkünstlerinnen und Lichtkünstler einen Kunstparcours, der von den Stadtwerken Brixen mittels einer 3,2 km langen blauen Linie verknüpft wird. Das Spektrum reicht von skulpturalen Objekten, über Videoprojektionen und Kunstwerken bis hin zu Audio-visuellen Installationen. Mit der Durst Group hat das Festival einen Titelsponsor im Rücken, dessen Betriebsphilosophie in idealer Symbiose mit dem Festival steht.

Erstmals greift das Festival über die Gemeindegrenzen hinaus und bezieht auch die nähere und weitere Umgebung ein. So werden auch die Engelsburg des Chorherrenstift Kloster Neustift, die Festung Franzensfeste sowie die Gilfenklamm bei Ratschings Teil des Water Light Festivals sein. Für diese neue Ausgabe wurde auch eine Zusammenarbeit mit dem Copenhagen Light Festival vereinbart. Im Februar leuchtete ein Südtiroler Kunstwerk in der dänischen Hauptstadt, so sind die Dänen Båll & Brand beim Weißen Turm mit ihrer Arbeit „The Ice is Melting at the Pøules“, die von den 13 Millionen Litern Eis, die jede Sekunde schmelzen, erzählt.

Ein besonderes Werk ist die Installation „The Right to Choose“ der Südtiroler Künstlerin Petra Polli in der Hofburg. Die Künstlerin denkt über die Umweltauswirkungen des Färbeprozesses nach, der oft umweltschädlich ist, weil die Abwässer der Industrie nicht richtig gefiltert werden. Die Folge: Millionen Menschen haben kein sauberes Trinkwasser und sind von Krankheit gezeichnet. So projiziert ein Video auf natürliche Baumwollstreifen die Bilder eines Flusses, der zur Modefarbe der kommenden Saison geworden ist. Jahrelang haben Schlagworte wie “Geiz ist geil” und „Fast Fashion“ unser Kaufverhalten bestimmt. Die Kollektionen wechseln schnell und verführen uns mit niedrigen Preisen. Welchen Beitrag ist jeder Einzelne bereit zu leisten?

Der finnische Lichtkünstler Kari Kola hat den Malpinsel durch Licht ersetzt und erschafft dank modernster Technik Gemälde, welche seinesgleichen suchen. Die blauen Lichter des finnischen Künstlers werden die Festung von Franzensfeste, den Zusammenfluss von Eisack und Rienz und die Gilfenklamm bei Ratschings einfärben.

Detlef Hartung und Georg Trenz umspülen mit Fluss-Wörter und -Zitate die Fassade von der St. Erhardskirche und verwandeln die statische Architektur mit typografischen Mitteln in ein bewegtes Zeichen. Trenz und Detlef Hartung, die seit mehr als 20 Jahren als Duo zusammenarbeiten, haben schon einiges an Erfahrung mit der künstlerischen Beleuchtung von Kirchenfassaden gesammelt. Durch die Bewegung der projizierten Worte entlang der Fassade, bekommt die Installation eine zusätzliche Dynamik.

Alessandro Lupi bereichert Brixen mit zwei Installationen, die beide auf Subjektivität von Raum und Zeit verweisen und darauf, dass alles miteinander verbunden ist und somit auch die Fantasie der Besucher*innen regt.

Dieses Jahr wird das Festival durch eine Zusammenarbeit mit der Firma Zumtobel durch eine Ausstellung mit Werken von drei der wichtigsten zeitgenössischen Künstler*innen bereichert: James TurrellBrigitte Kowanz und Keith Sonnier in der Engelsburg des Kloster Neustifts. Circular Glass Series von Amerikaner Turrell, Delight von der kürzlich verstorbenen Kowanz und Expanded Willow Blatt von Keith Sonnier können im Gegensatz zu allen anderen Installationen auch tagsüber bewundert werden.

Viel Neues zum Staunen, Träumen, Mitmachen und Nachdenken also beim Water Light Festival in Brixen. Um noch einmal Turrell zu zitieren: „Es geht nicht um Licht oder eine Abbildung davon, es ist Licht.“

Termine:  Die Eröffnungsfeier findet am Freitag, 29. April um 20 Uhr auf dem Brixner Domplatz statt. Am Samstag, 30.April um 20 Uhr werden bei der Festung Franzensfeste die Werke des italienischen Künstler Vincenzo Marsiglia und des finnischen Lichtkünstler Kari Kola eröffnet.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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