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Nerven liegen blank


Wutausbrüche, Dementi und Bekehrungsversuche: Wie die Opposition im Chaos versinkt.

Brigitte Foppa gilt als eher besonnene Politikerin. Gestern platzte der Grünen aber der Kragen. Der Grund: Bei der Behandlung eines Beschlussantrags am Vormittag war die Regierungsbank größtenteils verwaist. Es saßen dort kurzzeitig nur Waltraud Deeg und der Agenden-lose Thomas Widmann. Dabei müssen laut Geschäftsordnung mindestens die Hälfte der Landesräte anwesend sein. „Ich möchte gerne wissen, wie es mit der Landesregierung ausschaut“, sagte Foppa, bekam dafür aber sofort einen Rüffel von Landesrätin Deeg: Sie wies die Grüne darauf hin, dass zum Zeitpunkt ihrer Rede vier Landesräte anwesend waren. „Das ist nicht Thema. Wir behandeln einen Beschlussantrag“, stellte die SVP-Politikerin mit Kopfschütteln fest und ersuchte Foppa, mit der inhaltlichen Arbeit zum Beschlussantrag fortzufahren „was ja eigentlich unser gemeinsamer Auftrag wäre“.

Die Grüne blieb bei ihrem Standpunkt: Es sei ihr Recht darauf hinzuweisen, dass mehr als die Hälfte der Landesräte fehlten. „Deshalb verstehe ich nicht, warum Sie sich jetzt aufregen“, giftete die Grüne in Richtung Deeg.

Die Szene steht sinnbildlich dafür, wie die Nerven bei den allermeisten Abgeordneten blank liegen. Die Opposition verspürt einen enormen Druck, weil deren Untätigkeit bei der Basis nicht gut ankommt.

Gestern hatte der Grillino Diego Nicolini den Verdacht geäußert, seine Kollegen spielten das Polit-Theater nur deshalb mit, weil sie Angst vor der übermächtigen Athesia hätten. Immerhin könnte man mit einem Misstrauensantrag die absurde Situation eines Landesrates ohne Kompetenzen bereinigen und mit Widmann einen SVP-Politiker entlassen, dessen Rücktritt man seit der Masken-Affäre forderte.

Diesen Seitenhieb wollte Oppositionsführer Paul Köllensperger nicht auf sich sitzen lassen. Bereits um 7 Uhr morgens schickte er Nicolini eine WhatsApp-Nachricht: „Was soll das?“ Auch Widmann und die Chefreporterin der Dolomiten versuchten gestern vergeblich, den Grillino auf Linie zu bringen. Das heißt: Keinen Misstrauensantrag der Opposition, sich mit der Rolle der neutralen Beobachterin zufriedengeben.

Eigentlich müssten der Minderheit die Aussagen von Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner in der Sendung „Am Runden Tisch“ zu denken geben. Ebner lobte die Nicht-Performance der Opposition: „Ich habe mit der Opposition geredet. Diese verhält sich aus Sorge ums Land richtig.” Auf ihren Facebook-Profilen ernten die Oppositionsvertreter hingegen fast ausschließlich Kritik.

Ulli Mair stellte in den Dolomiten klar, dass man „nicht die Drecksarbeit für die SVP“ machen wolle. Gegenüber der Tageszeitung distanzierte sich die Freiheitliche aber von der Aussage: Dieser Satz sei ihr in den Mund gelegt worden. (mat)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (39)

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  • andreas

    Der absolute Supergau dieser Krise wäre wohl die Deeg als Landeshauptfrau, wie der Titel der TZ heute suggeriert.
    Ihr monotones Gerede ohne Punkt und Beistrich kann man sich ja keine Minute anhören und inhaltlich eine mittlere Katastrophe.

    Ihre Aussage im Tagblatt der Südtiroler, dass sie aus dem Umkreis von Zeller gehört hat, dass dieser die SVP übernehmen oder zerstören will, hat der Chefredakteur des Tagblattes der Südtiroler ja als absolute Wahrheit, beim runden Tisch, hingestellt, so als wäre sie über jeden Zweifel erhaben, die Hobbybäuerin mit Urlaub auf dem Bauernhof.
    Lob aus berufenem Munde scheint sie aber animiert zu haben, uns nicht Pusterer in Südtirol zu ärgern und Angst zu machen, dass sie ev. Landeshauptmännin werden kann, schlimmer geht anscheinend immer.

    • gorgo

      Haha.. die Deeg, keine Chance, bin schon gespannt was in der print Ausgabe hierzu zusammen fabuliert wird.
      Oberhofer war ja der Einzige in der Runde der auf Ebners skurrile Einlage, dass eine VIZELANDESHAUPTFRAU quasi DER Quell der Wahrheit müsse, nix sagen könnte, da die TZ hauptsächlich auf Tratsch und irgendwelchen Interpretationen und einseitigen Presseausendungen beruht.
      Neuwahlen wären fast schön, hauptsächlich damit einige der Opposition endlich versenkt werden, aber könnte auch leider zu schön für Kölle und Leitner Rebner ausgehen.

      • andreas

        Tribus wars, aber die ganze Diskussion hat mir nicht sonderlich gefallen, da klar formulierte und provokative Fragen gefehlt haben.

        Dass Deeg im Sinne des Weinbergswegs agiert, ist mir aber neu.

        • gorgo

          Sorry. Natürlich Tribus.
          Mir hat’s gefallen. Hauptsächlich der Georg Mair.
          Welche Frage hat dir am meisten gefehlt?

          • andreas

            Zusammengefasst hat Zeller gefehlt, anscheinend der Ursprung allen Übels, der hätte dem Chefredakteur des Tagblattes durchaus Paroli bieten können.
            Mair war gut, seine Argumente lächelte der Angesprochenen aber weg, das wäre beim Zeller umgekehrt gewesen.
            Und die Rolle und der Einfluß des Tagblattes der Südtiroler in der Südtiroler Politik und Gesellschaft hätte mehr hinterfragt werden sollen.

          • gorgo

            Eigentlich hat der Oberhofer gefehlt, das wär’s gewesen..^^
            Am widerlichsten war Ebners gewichtige Betonung des Spiegel Artikels um den LH nochmals einzutunken. Womöglich schickte sogar das Tagblatt ein paar Zeilen in diese Richtung.

        • tiroler

          andreas versteht alles, nur besser

    • george

      Da muss ich allerdings ‚andreas‘ völlig zustimmen. Schlimmer und unfähiger als Deeg kann kaum jemand von den Abgeordneten sein.

      • george

        Muss zudem noch betonen, dass auch Journalisten der Tageszeitung, welche solche Berichte wie dieser hier verfassen, häufig eine unzutreffende Ausdrucksweise („Nerven liegen blank“) verwenden und sich sprachlich sowie kommunikativ der Opposition gegenüber total abwertend äußern, auch dort, wo eher etwas als positiv hervor zu heben wäre.

        • gorgo

          @george
          Ja, wenigstens dieser ‚mat‘ sollte sich bemühen endlich irgendein journalistisches Niveau zu erreichen. Sogar ein Praktikum bei der Bild wäre in seinem Fall hilfreich.
          Die Glossen vom Tribus lese ich immer gern. Aber hinter seinen blumigen Bildern und Ausschweifungen steht im Gegensatz zum gegifte von ‚mat‘ ja ein transportierter Sinn.

    • helgavisintin

      Warum sollte sich Deeg für das Amt des LH in Stellung bringen wollen? Nur weil sie gesagt hat, dass aus dem Zeller-Umfeld verlaubtbart wurde, man wolle entweder die Macht in der Partei übernehmen oder die Partei zerstören? Ich glaube kaum, dass Deeg hier lügt. Ob das Gehörte auch stimmt ist natürlich was anderes. Aber, dass sie es nun auf den Posten des LH abgesehen hätte, scheint mir wohl unter die Rubrik „Verschwörungstheorie“ zu fallen – die Lieblingsrubrik der Tageszeitung.

  • criticus

    Na, bitte nicht die Hobbybäuerin Deeg als Landeshauptfrau!!
    Ich kann mich noch gut erinnern, wie Frau Deeg nach einer Feier von einer Frau um eine Auskunft gebeten wurde. Ihre Antwort: „Das steht heute nicht zur Debatte“. Frau Deeg hätte auch sagen können, ich werde mich um ihr Problem kümmern und gebe ihnen dann Auskunft. Frau Deeg, haben Sie es geschafft die 700 leerstehenden WOBI-Wohnungen wieder zur Verfügung zu stellen?

    • pingoballino1955

      Die Deeg soll sich einen Schurz anziehen und „Bäuerin“ sein,da wäre sie besser aufgehoben,als mit ihren mässgen Leistungen als SVP Arroganzlerin im Landtag.Würde wahrscheinlich als „Bäuerin“ auch keine Bäume ausreissen.

  • besserwisser

    die schwächste opposition aller zeiten. ach waren das noch zeiten als intellektuelle vom format eines heiss, eines benedikter die mehrheit vor sich her trieben weil sie es beser wussten …
    heute gibt fast nur selbstinszenierer auf fb, instagramm & co….

    • leser

      Besserwisser
      Naja heiss ist letzendlich auch dem ruf der mehrheit erlegen und hat beim rentwnskandal mitunterschrieben
      Man man nimmt es ihm nicht übel
      Gesuchtslose gestalten sind letztendluch der politische alltag
      Deshalb wird due SVP auch diese krise schadlos überstehen und die ebners werden als sieger hervorgehen

  • bettina75

    Armes Land, das mit solch einer Opposition gesegnet ist und nicht den Mut aufbringt einen Misstrauensantrag einzubringen.
    Euer Gehalt solltet ihr spenden!!!

  • artimar

    Ein beredetes Beispiel, wie derzeit Landespolitik tickt und die Tageszeitung berichtet.
    Bei so viel Emotionalisierung haben wir bald eine Emokratie statt eine Demokratie.
    Welche Opposition, die zumindest morgen ja Regierungsverantwortung übernehmen möchte, will sich hier nur auf die Rolle der Fundamentalopposition beschränken?

  • vinsch

    Liebe Landesräte, nicht anwesend zu sein, heißt nicht zu arbeiten und trotzdem zu kassieren. Also wirklich eine Frechheit gegenüber uns, dem Volk.

    • asoet

      Diese SVP ist mit sich selber so beschäftigt, dass sie gar nicht Zeit haben zu arbeiten…es ist total zum Schämen…Öffentliche Gelder kassieren für den internen Streit. Warum gibt es eigentlich niemand im Landtag, der diese Abwesenheit vom Politikergehalt streicht? Ich kann auch nicht Geld kassieren für’s Nichtstun!

  • asoet

    …und in dieser Abwesenheit wird die SVP sehr erfinderisch werden und weiterlügen und alles wieder fein unter den Tisch kehren…und das Volk wird diese Partei wieder wahlen, wetten!

  • kirchhoff

    Zitat: „Ulli Mair stellte in den Dolomiten klar, dass man „nicht die Drecksarbeit für die SVP“ machen wolle. Gegenüber der Tageszeitung distanzierte sich die Freiheitliche aber von der Aussage: Dieser Satz sei ihr in den Mund gelegt worden. (mat)

    Bemerkenswert, dass hier der Name der selbsternannten „Meinungs–Monopolisten“ genannt wird

  • brutus

    Wir haben nicht nur die schlechteste Landesregierung aller Zeiten,
    sondern auch die schlechteste Oppostion aller Zeiten!
    Neuwahlen verlangen, um ein gutes Bild abzugeben, aber nichts unternehmen, dass es dazu kommt, damit ich meinen Sessel ja nicht räumen muss!

  • hoi_du

    … lange dürfte es nicht mehr duaern und es kommen die ersten Verschwörungstheorien, vielleicht in der Form „Opposition durch jahrelang geplanter Infiltration von subversiven Kräften handlungsunfähig“ … tja wer könnte das geplant haben … ach ja, hatten wir nicht erst vor kurzen so was in der Richtung ?

  • dn

    Gäbe es in Südtirol eine brauchbare Opposition, müsste die SVP nicht mit sich selbst streiten. Es fehlt zudem eine sozialdemokratische Partei, und zu allem Überfluss regiert eine Partei, die den Ebners gehört. Kompatscher wird derart befetzt, weil er den Ebners nicht gehorcht. Dafür gehorcht die deutsche Opposition, wahrscheinlich auch ein Großteil der italienischen. Wer die Ebners nicht wählen will, müsste wohl die Fratelli d’Italia wählen. Was das mit Demokratie zu tun hat möchte ich gerne wissen.

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