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Heiße Eisen

Georg Oberrauch ist erneut mit der Leitung der Katholischen Männerbewegung in Südtirol beauftragt worden.

Konstruktiv und diskursiv gestaltete sich der Dialog zwischen den neu gewählten Vertretern der Katholischen Männerbewegung (kmb) und Bischof Ivo Muser. Vor wenigen Tagen beauftragte der Bischof den wiedergewählten Georg Oberrauch mit dem erneuten Vorstandsvorsitz der Katholischen Männerbewegung und dankte ihm und den anderen Mitgliedern für ihren Einsatz.

Auch „heiße Eisen“ wie die notwendige Änderung des Systems Kirche samt der Öffnung der Weiheämter für Frauen kamen zur Sprache, genauso wie Jakobspilgerwege, Glaubenswerkstätten, der weltweite synodale Weg und die Öffnung von Pfarrhäusern zur Unterbringung von Flüchtlingen.

Georg Oberrauch führt die Katholische Männerbewegung (kmb) in Südtirol seit 2019 an und jetzt auch durch seine zweite Periode bis 2025. Als Stellvertreter steht ihm Roland Feichter zur Seite. Geistlicher Assistent ist Herbert Peintner, als weitere Vorstandsmitglieder fungieren Günther Beghella, Hans Viertler, Hubert Oberhammer, Helmut Eisendle, Werner Hunglinger, Hans Steger und Herbert Öhrig. Der pädagogische Mitarbeiter Hannes Rechenmacher ist Schriftführer und in beratender Funktion dabei.

Der Bischof diskutierte mit den Vorstandsmitgliedern ausführlich über das Programm der kommenden drei Jahre und sagte seine Unterstützung unter anderem bei den kmb-Glaubenswerkstätten, beim Einsatz für die Jakobspilgerwege und für lebendiger gestaltete Gottesdienste zu. Auch der Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ist Bischof Ivo Muser ein großes Anliegen.

Der Vorsitzende der kmb Georg Oberrauch unterstrich, dass allen kirchlich engagierten Menschen die prekäre Lage der Kirche bewusst sei, aber dass die Katholische Männerbewegung teilweise andere Antworten auf offene Fragen finde als die Amtskirche. Roland Feichter betonte, dass viele Menschen aus dem „System“ Kirche ausgestiegen seien, auch aufgrund der dortigen Doppelmoral. Verschiedene Kräfte und Werte drängten in unterschiedliche Richtungen und führten zu abweichenden Maßnahmen. „Wir müssen das Misstrauen der Menschen ernst nehmen, ihnen auf Augenhöhe begegnen und ihr Vertrauen zurückzugewinnen“, betonte Roland Feichter. Ein überhöhtes Kleriker-Denken sei unter anderem ein Grund für mangelnde Wertschätzung, sagte Georg Oberrauch.

Georg Oberrauch

Günther Beghella richtete die dringende Bitte an Bischof Ivo, Priester zu ermutigen, Neues zu wagen und den Menschen in den Mittelpunkt der Feier zu stellen und nicht auf Struktur und Gesetze zu pochen. „Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie sind und uns immer wieder neu um sie bemühen“, betonte Günther Beghella. Liturgische Orte auch außerhalb des klassischen Raumes der Kirche sollten vermehrt angeboten werden.

Werner Hunglinger unterstrich den dringend notwendigen Einsatz der Kirche für Natur und Umwelt. Bischof Ivo Muser bat die Mitglieder der Katholischen Männerbewegung zur effizienten Vernetzung mit bestehenden und inhaltlich kompetenten Gruppen. Angesichts der Komplexität des Themas könne nur eine breite Allianz nachhaltig wirken.

Der Vorstand der kmb berichtete außerdem von der Frühjahrstagung vor wenigen Wochen und gab den Tenor der Männer wieder, die Frauen in der Kirche gleichberechtigt wahrnehmen. Bei der kmb sei die Überzeugung da, dass sich diese Gleichberechtigung künftig in allen gesellschaftlichen Bereichen, auch im kirchlichen, durchsetzen werde. Die Nostalgie verleite die Kirche dazu, an Männerpriestern festzuhalten, betonten die Vorstandsmitglieder der kmb. In der westlichen Welt gebe es nur noch eine große Organisation, die Frauen ausschließe, und das sei die Kirche. Dass der Wert zölibatären Lebens durch eine freiwillige Entscheidung besser zur Geltung komme, dem stimmte auch Bischof Ivo Muser zu.

Hubert Oberhammer verwies darauf, dass mehrere Pfarrhäuser verwaist und unbewohnt sind. Oft sei es mit wenig Geldeinsatz möglich, diese Häuser für Flüchtlinge – unter anderem aus der Ukraine – herzurichten. Ivo Muser betonte, dass diese Frage in den jeweiligen Pfarrgemeinderäten entschieden werden müsse. Georg Oberrauch bat den Bischof, einen Brief mit dem Aufruf an die Pfarreien zu senden, leerstehende Gebäude angesichts der Flüchtlingskrise im Sinn der Frohbotschaft zur Verfügung zu stellen.

Hannes Rechenmacher berichtete vom punktuellen Interesse an den Glaubenswerkstätten, die der pädagogische Mitarbeiter der kmb begleitet. Der Bischof zeigte sich dankbar für diesen Einsatz. Leider nehme das Glaubenswissen immer mehr ab, sagte er. Männer bräuchten Sprache und Austausch, dann fänden sie auch Unterstützung im Glauben.

Hans Steger berichtete vom zunehmenden Trend des Pilgerns. Inzwischen gibt es in jedem Bezirk Südtirols einen Ansprechpartner für die Jakobspilgerwege. Der Pilgerbeauftragte der Männerbewegung ist international vernetzt und unter anderem im Austausch mit dem diözesanen Pilgerbüro und dem Alpenverein. In den nächsten Monaten geht es unter anderem um die Versicherung von Pilger*innen, um Wegmarkierungen, Verteilung von Pilgerausweisen, um die Informationsweitergabe zu Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten und die Begleitung durch Wanderleiter*innen.

Der lebendige Austausch zwischen Bischof Ivo Muser und dem neuen Vorstand der Katholischen Männerbewegung Südtirols war von gegenseitiger Wertschätzung geprägt und schloss mit einem Gebet und einem gemeinsamen Essen ab, heißt es in einer Aussendung.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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