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„Skifahren wird teurer“

Skigebiet Helm (Foto: Christian Tschurtschenthaler)

Der Winter geht zu Ende und die Skiwirtschaft blickt auf eine schwierige, aber teilweise gar nicht so schlechte Saison zurück. Wie sich der Tourismus verändert hat. Und: Wer die echten Verlierer sind.

von Silke Hinterwaldner

Im Ahrntal herrschen außergewöhnliche Bedingungen. Denn: Wie in kaum einem anderen Wintersportgebiet treffen dort Schulklassen und Jugendgruppen ein, die ihre Skiwoche verbringen. Diese Art von Tourismus hatte sich im Ahrntal zu einem eigenen Wirtschaftszweig gemausert. Dann aber kam die Pandemie: Im ersten Winter haben die Beherbergungsbetriebe für die Jugendgruppen wie alle anderen Hotels praktisch gar keinen Umsatz gemacht. Im zweiten Winter aber konnten die Betriebe in den Wintersprotorten wieder recht zufriedenstellend arbeiten – aber die Jugendgruppen blieben immer noch aus. Bereits im Herbst hatte es Absagen gehagelt oder es wurden gar keine Aufenthalte mehr gebucht, weil die Pandemielage zu unsicher war. Als die Omikron-Welle im Jänner anstieg, erlosch auch noch der letzte Funken Hoffnung. Erst jetzt, im März, sind einige wenige Jugendgruppen gekommen, um im Ahrntal eine weiße Woche zu verbringen. Dabei dürfte allen klar sein, dass dies für all jene Betriebe, die bisher ausschließlich mit diesen Jugendgruppen gearbeitet haben, nie und nimmer reichen kann.

Aber obwohl das Problem mehrmals auch auf politischer Ebene thematisiert worden war, haben diese Unternehmer bislang keine Aussicht auf Ausgleichszahlung. Sie fallen durch den Rost. „Die Gruppenhäuser schrieben in diesem Winter ein dickes Minus, dort fehlen fast 100 Prozent der Gäste“, sagt Michael Zimmerhofer, Präsident im Tourismusverein Ahrntal, „sie befinden sich in einem luftleeren Raum.“

Reiserestriktionen, Angst sich im Urlaub anstecken und möglicherweise sogar ins Krankenhaus zu müssen, strenge Quarantäne-Regeln: Das alles hat in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass viele Menschen in diesem Winter auf einen Winterurlaub verzichtet haben. In einem sind sich die meisten Gastwirte am Ende dieser schwierigen Wintersaison recht einig: Den Umständen entsprechend, müsse man recht zufrieden sein. Es hätte schlimmer kommen können. Viele waren vor allem froh, endlich wieder unter halbwegs erträglichen Bedingungen arbeiten zu können. Auch, wenn jetzt, am Ende des Winters, klar wird, dass die fetten Jahre zumindest vorerst vorbei sind. Die Losung dieses Winters lautete insofern: Mehr arbeiten, um weniger zu verdienen.

„Dieser Winter war durchwachsen“, fasst Waltraud Watschinger die Lage zusammen. Die Präsidentin des Tourismusvereins Sexten sagt: Der Dezember und das Weihnachtsgeschäft liefen gut, der Jänner lief Omikron-bedingt schlecht, bis sich die Situation im Februar wieder langsam gebessert habe. „Es hat immer Stornierungen, Verschiebungen, Änderungen, positive Fälle, Quarantäne unter Mitarbeitern gegeben“, sagt Watschinger, „insgesamt gut gearbeitet haben Häuser, die weniger auf Flugreisende angewiesen sind.“

Und noch in einem weiteren Punkt sind sich alle einig: Die Preise für den Winterurlaub werden empfindlich steigen, auch wenn nicht wesentlich mehr Leistung geboten wird. Der Grund liegt auf der Hand: Weil die Kosten für Energie und Lebensmittel steigen, werden die Hotels in der kommenden Saison auch ihre Preise anpassen. Wie sich die Preise tatsächlich entwickeln, lässt sich schwer sagen – das hängt wesentlich von den Entwicklungen der kommenden Monate ab. Hier kommt eine weitere Schwierigkeit hinzu: Was kann ein Betrieb für den kommenden Weihnachtsurlaub verlangen, wenn die Gäste heute schon buchen wollen?

„Wir haben Inflation und Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie“, sagt Waltraud Watschinger, das wird sich jetzt auf die Preise niederschlagen. In der abgelaufenen Wintersaison habe man die Preise nicht mehr nach oben korrigieren können, aber wer jetzt Urlaub für die kommende Saison bucht, wird deutlich mehr bezahlen müssen.

Michael Zimmerhofer will in die Zukunft blicken und macht dort noch ein Problem aus, das man nicht unterschätzen sollte: In den schwierigen Jahren der Pandemie haben sich viele Mitarbeiter eine andere Beschäftigung suchen müssen, einige von ihnen kehren nicht mehr in den Tourismus zurück. Zahlreiche Betriebe haben auch in diesem Winter noch auf Personal verzichtet, weil die Lage zu unsicher war, um mit der vollen Mannschaft durcharbeiten zu können. „Die Arbeitgeber“, sagt Zimmerhofer, „hatten oft nicht die Möglichkeit, jemanden anzustellen. Aber damit verliert der Betrieb das Wichtigste, denn auch in der kommenden Saison fehlen diese Leute dann. Das ist langfristig das allergrößte Problem.“

Hier macht er auch der Politik einen Vorwurf: Die habe sich zu wenig um die schwierige Personalsituation im Tourismus gekümmert. Man habe zu wenig nach Lösungen gesucht, um auch für die Zukunft attraktive Arbeitsplätze zu schaffen: „Sind die Mitarbeiter erstmal weg, dann kommen sie in Krisenzeiten nicht mehr so schnell zurück.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (11)

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  • andreas

    Aus welchen Gründen auch immer, stellen die Betriebe ihre Mitarbeiter nicht an und helfen ihnen ev. nicht mal privat aus, wenn diese Hilfe brauchen und fordern nun von der Politik, dass diese sich darum kümmern?

    Die Hoteliere hätten ja das Geld vom Staat und Land an die Mitarbeiter weiitergeben können, habe sie aber wohl größtenteils nicht und sie haben teilweise die wirtschaftlich besten 2 Jahre hinter sich.

    Wie dreist muss man egentlich sein, um solche peinlichen Forderungen zu stellen, ist nun auch den Hotelieren nichts mehr zu blöd?

    • hallihallo

      andreas, wer hat den den betrieben der anderen branchen die lohnausgleichkasse gezahlt? die betriebe oder der staat??
      außerdem hatten die anderen betrieben 2-3 monate lockdown,
      die winterhotels erst 2-3 monate und dann nochmal 8 monate.
      wenn die ein bischen objektiv wärst, würdest du das sehen, aber den neid auf so manchen hotelier ist einfach lächerlich.
      das einzig peinliche hier bist du.

      • griassdi

        Danke für die Klarstellung. Mir scheint, manche würden am liebsten für alles was im Land schlecht läuft einzig den Tourismusbetrieben die Schuld in die Schuhe schieben.
        Die Pusterer Straße ist im Normalbetrieb schon überlastet.
        Es herrscht akuter Handwerkermangel.
        Für Bauernchalets gilt der Bettenstopp nicht.
        Aber ja, hauptsache immer schön auf den bösen Tourismus schimpfen. Davon unabhängig kann man nicht alle in einen Topf werfen. Im Ahrntal gibt es wie beschrieben vorwiegend Jugendgruppenhäuser, wo die Gäste mit einem Bus anreisen. Und die hatten im Gegensatz zu den Chalets wirklich 100 % Ausfall.

  • schwarzesschaf

    Skifahren geh ich schon lang nicht mehr das ist ja unbezahlbar geworden 2 erwachsene 2 kinder und schwup die pup 200 euro sind locker weg und das in einen tag. Und man sieht das die hotelbranche schin länger scheisse baut denn wenn ich den gast zum hotelpreis einen skipass schenken muss das er kommt dann geht was falsch. Aber der erste fing damit an und die anderen mussten nachziehen und so dreht sich das karusell ins verderben

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