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Plötzlich ohne Ärztin 

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Nach dem Urlaub blieb die Praxis zu: Eine Hausärztin wurde von der Ärztekammer suspendiert – ohne die Gründe dafür zu kennen. Erst vier Tage später konnte sie wieder arbeiten. 

von Silke Hinterwaldner 

„Ich versuche jemanden von der Ärztekammer zu erreichen, um eine Auskunft zu erhalten. Aber bisher vergeblich.“ Diesen Satz sagt jene Hausärztin aus dem Pustertal, die seit Montag nicht mehr arbeiten durfte – und nicht wusste warum.

Erst nach vier Tagen konnten die Patienten wieder zu ihr in die Praxis kommen. Die Suspendierung war aufgehoben worden. Seit Donnerstag läuft der Betrieb wieder.

Aber der Reihe nach: Alle Mitarbeiter im Gesundheitsdienst müssen geimpft sein. Wer dieser Impfpflicht nicht nachkommt, wird vom Dienst suspendiert. Nach und nach sind deshalb in den vergangenen Monaten immer wieder Altenpflegerinnen, Krankenpfleger, Ärztinnen oder zuletzt auch Verwaltungspersonal nach Hause geschickt worden. Sie wollen sich nicht impfen lassen.

Das aber trifft auf diese Hausärztin nicht zu. Sie soll zwei Mal geimpft sein, innerhalb März sollte die Booster-Impfung fällig werden. Die Ärztin fiel aus allen Wolken, als sie vor wenigen Tagen aus dem Urlaub in die Praxis zurückkehrte. In ihrem Maileingang fand sie das Schreiben der Südtiroler Ärztekammer, aus dem hervorgeht, dass sie vom Dienst suspendiert ist. Die Praxis muss geschlossen bleiben. Das wiederum versetzt all ihre Patienten in eine missliche Lage: Sie brauchen Rezepte, sie wollen sich untersuchen lassen, sie müssen mit ihrer Ärztin sprechen. Aber an der Tür zur Praxis steht: „Während ich im Urlaub war, hat mir die Ärztekammer der Provinz Bozen ohne Vorwarnung die Lizenz entzogen. Für alles andere wenden Sie sich an den Sanitätsbetrieb.“

Obwohl noch unklar ist, ob dies auch auf diese Hausärztin zutrifft, scheint es in der Tat ein Problem mit den Suspendierungen zu geben. Die Südtiroler Ärztekammer hat um Einsicht in die Datenbanken gebeten, um so kontrollieren zu können, ob manch einer tatsächlich zu Unrecht vom Dienst suspendiert wurde. Der Verdacht: Die nationale Datenbank zum Impfstatus von Ärzten könnte fehlerhaft sein. Dies müsse richtiggestellt werden, so die Forderung. Aber auf ein Ansuchen beim Südtiroler Sanitätsbetrieb hin bekam der Präsident der Ärztekammer einen negativen Bescheid: Die Impfdaten könnten aus Gründen des Datenschutzes nicht weitergereicht werden.

Weil nun schon seit Tagen die Telefone heißlaufen, hat sich längst auch die zuständige Gemeindeverwaltung im Pustertal in die Causa eingebracht. In einer offiziellen Mitteilung heißt es, man sei mit der betroffenen Hausärztin sowie mit den Zuständigen beim Sanitätsbetrieb in engem Kontakt. Zitat: „Wir haben von Seiten der Sanität die Information bekommen, dass sich das Problem in absehbarer Zeit lösen dürfte, man ersucht aber um etwas Geduld.“ Nach einer Aussprache mit Ärzten im Krankenhaus von Bruneck hat man sich darauf verständigt, dass sich die Patienten in dringenden Angelegenheiten an die Erste Hilfe wenden können. Das kann aber auch nur als Notlösung zu verstehen sein.

Warum aber, Frau Doktor, sind Sie suspendiert worden? Darauf kommt nur die knappe Antwort: „Das weiß ich nicht.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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