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Und wieder dieses Lächeln

Die verstörende Villa, in der „America Latina“ abgeht

Letzten Samstag stand in Farhadis Film ein Lächelnder im Vordergrund. Diesmal lächelt sich eine ganze Familie durch „America Latina“.

von Renate Mumelter

Das Lächeln wirft Fragen auf. Bei „A Hero“ war es die Frage, ob der Held ein Held ist und wer Helden braucht. Diesmal lächelt eine ganze Familie, und Vieles bleibt in der Schwebe. 

Die Brüder D’Innocenzo haben mit „America Latina“ einen Film vorgelegt, der mich zunächst fast aus dem Kinosaal treiben wollte. Ich bin dann doch geblieben und habe es nicht bereut. Schon allein Elio Germano zuzusehen, war ein Vergnügen. Außerdem gab es da ein paar Dinge, die ich besser verstehen wollte, das Lächeln zum Beispiel. 

„America Latina“

Zu Beginn der Vorstellung tauchte bei mir die Frage auf, ob es in der Vorführkabine mit dem Scharfstellen grad nicht ganz klappt. Unwahrscheinlich. Dann zeigte sich, die Unschärfen sind gewollt genau so wie die Unschärfen in der Story. Auch der ganze Rest des Films irritiert, weil er einen irritierten Blick auf eine vermeintliche Realität wirft. 

Eine anscheinend elegante Villa irgendwo im Umland von Latina, ein verstörender Treppenaufgang, Massimo und Simone, zwei Freunde, die sich beim gemeinsamen Saufen ständig anlächeln, ohne dass trotz Nahaufnahme ein Gefühl von Nähe aufkommt. 

Massimos Frau lächelt auch, die zwei Töchter idem. Alles Friede, Freude, Eierkuchen. Dann verflüchtigen sich die Figuren immer mehr, die Ebenen verschwimmen, verdrehen sich, und immer weniger ist klar, was real ist und was Kopfgeburt. Dem Publikum bleibt es überlassen, zu sehen, wo es bleiben will. Letztgültige Erklärung gibt es keine. Dieser Schwebemodus gefiel nicht allen Rezensentînnen. 

Das Filmplakat gibt aber einen kleinen Tipp. Dort ist der rasierte Schädel von Elio Germano zu sehen, der einem Ei gleicht. Die dünne Schale ist an einer Stelle eingedrückt.  Germano spielt das Changierende hervorragend, auch jenes Lächeln und diese irritierende Freundlichkeit – und die Verzweiflung. Und damit sind wir wieder am Anfang.

„Das Jüdische Südtirol“ 

Kommenden Freitag gibt es den Tag des Gedenkens in Erinnerung an den Holocaust. Am 28. Jänner und am Donnerstag, den 3. Februar bietet der Filmclub einen Film- und Gesprächsabend zum Thema „Das Jüdische Südtirol“. Gezeigt werden filmische Porträts von Menschen, die aus Südtirol oder damit eng verbunden sind, und die als Zeitzeugînnen davon erzählen, wie sie diese Zeit als direkt oder indirekt Betroffene erlebt haben. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit Zeitzeugînnen wie Federico Steinhaus oder Viktoria Zanellato und mit dem Psychiater Andreas Conca. Dabei werden auch „Transgenerationale Übertragungen“ thematisiert, ein Thema, das uns Heutige betrifft. Die Filme sind von Jutta Kußtatscher und Jiří Gasperi. 

„Monte Verità – Der Rausch der Freiheit“ 

des Schweizers Stefan Jaeger macht die Runde durch die Filmclub-Außenstellen. Zu sehen: MO Brixen, DI Neumarkt, MI Schlanders, und am Freitag kommt er in den Filmtreff Kaltern. Im Film geht es um eine interessante „Hippie“-Kommune in Ascona zu Beginn den 20. Jhdts., an der auch Hermann Hesse interessiert war. 

„In Liebe lassen“ 

von Emmanuelle Bercot ist schon seit Freitag im Filmclub zu sehen. Mehr darüber nächste Woche. 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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