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Von wegen Freiheit

Georgien: „Instructions for Survival“. Transgender werden verfolgt

Gerade jetzt, wo das Gerede um Freiheit immer schriller wird, hat das Wiener Filmfestival this human world (thw) gezeigt was es bedeutet, wirklich keine Freiheit zu haben.

Von Renate Mumelter

Heute schauen wir nicht auf die heimische Leinwand sondern in die Welt, um auf diesem Umweg wieder heimzukommen. Zunächst ein paar Filmbeispiele vom thw in Wien, die uns Verwöhnten zeigen, was Freiheitsberaubung wirklich bedeutet.

Transgender nein, Leihmütter ja

Georgien ist gar nicht so weit weg. Dort ist es verboten, transgender zu sein. Als ob das verbietbar wäre. Tansgender-Menschen leben dort in ständiger Gefahr, müssen ihre Identität verstecken. Yana Ugrekhelidze begleitete in ihrem Langzeitprojekt ein Ehepaar. Der Mann kam als Mädchen auf die Welt, darf nicht als Mann leben. Um aus der Bedrohung abzuhauen, braucht es Geld. Das beschafft sich das Paar durch eine Leihmutterschaft. Die wiederum ist in Georgien problemlos möglich. 

Haft nach Fehlgeburt 

Freiheitsberaubung gibt es in El Salvador für Frauen, die eine Tot- oder Fehlgeburt hatten. Sie werden zu 30 Jahren Haft verurteilt. Teodora Vasquez erlebte genau das: eine traumatische und nachgewiesene Totgeburt und die Verurteilung. Vielen anderen Mitgefangenen war es gleich ergangen. Aber Teodora und 17 Mitgefangene erhoben ihre Stimme. Ohne weltweite Unterstützung,  unter anderem von Amnesty International, wäre es nie gelungen, freizukommen. Freigesprochen wurde Teodora bezeichnender Weise nicht, nur freigelassen Dass Abtreibung in El Salvador bei Haftstrafe verboten ist, versteht sich in diesem Kontext fast schon von selbst. Die Kirche, vor allem die der Evangelikalen, befeuert die Hetzjagd. Die Wohlhabenderen können ins Ausland. „Fly so Far“ hat Celina Escher ihren Dokumentarfilm genannt, der die Geduld hat, eine langsame Entwicklung mitzuverfolgen und für den Rest der Welt festzuhalten.

Journalistinnen in Indien

Mit dem Kino über unsere engen Grenzen zu schauen vermittelt auch eine Ahnung von dem, was Solidarität bedeutet. Indischen Dalit-Frauen (unterste Kaste) leben diese Solidarität gepaart mit Professionalität, mit viel Durchhaltevermögen und Mut. Sie haben „Khabar Lahariya“ zu einer von Frauen gestalteten Zeitung ausgebaut. Inzwischen ist die Publikation eine gewichtige Stimme mit vielen Klicks wie Rintu Thomas in „Writing with Fire“ erzählt. 

„Flee“ bedeutet fliehen

Mit dem Animationsfilm „Flee“ wurde das thw-Festival in Wien eröffent. Der Film erzählt die abenteuerliche Fluchtgeschichte eines Afghanen, der nicht vor die Kamera treten kann, weil er damit andere gefährden könnte. Inzwischen hat er sich in Europa ein neues Leben aufgebaut. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ein Animationsfilm so unter die Haut geht.  

Europäischer Filmpreis und lokales Kino

„Flee“ von Jonas Poher Rasmussen wurde beim Europäischen Filmpreis als bester Animations- und als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. 

In der Kategorie Dokumentarfilm war auch „Herr Bachmann und seine Klasse“ von Maria Speth nominiert, der gerade in Bozen zu sehen war.  „Flee“ wird bestimmt noch ins Kino kommen. Auch von den anderen beim Europäischen Filmpreis nominierten Filmen waren gar einige hierzulande schon zu sehen. Paolo Sorrentinos „La mano di Dio“ zum Beispiel oder Florian Zellers „The Father“, alle gleich in mehreren Kategorien nominiert. Auch „Quo vadis, Aida?“ gehört dazu, jener Film, der beim Europäischen Filmpreis in drei wichtigen Kategorien abgeräumt hat: bester Film, beste Regie, beste Hauptdarstellerin. 

Kino ist unverzichtbar weil es in der Lage ist, alle Sinne zu erfassen und den Blick über den eigenen Tellerrand hinauslenken.  

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