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„Schluss mit der Gehirnwäsche“

Julian Nikolaus Rensi und Matthias von Wenzl

Die Südtiroler HochschülerInnenschaft fordert mehr Tempo im Kampf gegen das Virus – und ein „Ende der Anbiederung an die Impfverweigerer“.

„Ich kann mich noch erinnern, wie hoffnungsvoll wir vor einem Jahr, im Lockdown, alle auf die Impfungen gewartet haben. Jetzt betteln wir, dass sich doch mehr Leute schützen sollen“, klagt der Vorsitzende der Südtiroler HochschülerInnenschaft (sh.asus), Matthias von Wenzl.

„Inzwischen galoppiert die Seuche weiter und weite Teile des deutschen Sprachraumes sind einer sanitären Katastrophe nahe“, so von Wenzl weiter.

Droht das auch unserem Land?

Während die Freiheitsklatscher sich immer offener von der Wirklichkeit verabschieden, Kinder in „freien Lernorten“ eine wissenschaftsfeindliche Gehirnwäsche erfahren und sich Gewissenlose auf perverse Coronapartys begeben, spitze sich die Lage in den Krankenhäusern wieder zu.

Man mag resignieren oder verzweifeln. „Doch die Konsequenzen von wiederholten Lockdowns, ewiger sozialer Distanzierung oder wiederholter Umstellung auf Fernlehrangebote treffen vor allem uns junge Menschen. Wir können nicht mehr!“, sagt Julian Nikolaus Rensi, Vizevorsitzender der sh.asus.

Die psychische Belastung unter den jungen Menschen sei bereits enorm, und mit jedem Lockdown verschlechtern sich auch noch die ökonomischen Aussichten einer ganzen Generation, so Rensi.

„Wir haben immer versucht, unsere Kollegen zur Solidarität zu bewegen und die Maßnahmen mitzutragen, aber wenn das Ergebnis so oder so immer Lockdown lautet, geht auch den Studierenden die Geduld aus“, mahnen Rensi und von Wenzl.

Man habe doch mit niederschwellig und überall verfügbaren Impfstoffen einen klaren Ausweg aus der Coronakrise vor sich, der noch dazu kostenlos ist. Dafür, dass so viele Südtiroler dies ignorieren und damit wissentlich das Virus weiter grassieren lassen, hat die HochschülerInnenschaft „null Verständnis.“

Schluss mit Appeasement-Politik gegenüber dogmatischen Impfgegnern!

„Wir können die Inhalte der neuen Dringlichkeitsverordnung des Landeshauptmanns dennoch nachvollziehen und unterstützen weiterhin dessen Kurs, den autonomen Spielraum des Landes auch hinsichtlich der Bekämpfung der Pandemie zu erweitern“, merkt von Wenzl an.

In der öffentlichen Debatte müsse man aber endlich benennen, wo die Ursachen für die ewige Verschleppung der Pandemie liegen, so der SH-Chef weiter:

Neben der weitgehenden Missachtung der Green-Pass-Regeln in manchen Sektoren besonders die hohe Rate an Ungeimpften in Südtirol. Im Angesicht der dramatischen Entwicklungen der letzten Wochen fordert die sh.asus von der Politik entschlossenes Handeln und den Mut, auch unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen, wenn sie dem Kampf gegen das Virus dienen.

Mit der Anbiederung an Impfverweigerer müsse endlich Schluss sein. Mit Bedauern stelle die sh.asus fest, dass man das Konzept der „Eigenverantwortung“ in der Bekämpfung des Coronavirus zumindest überdenken müsse, eben „weil offenbar viele Menschen Freiheit mit Egoismus vertauschen und sich einen Dreck scheren um das Wohl ihrer Mitbürger“, so die frustrierte Studierendenvertretung: „Es hieß, aus der Pandemie komme man nur gemeinsam raus, doch wie oft noch müssen wir uns einschränken, damit einige Starrköpfe querdenken können?“

In der Demokratie sollte Politik von der Mehrheit ausgehen!

EntscheidungsträgerInnen sollten sich nicht einschüchtern lassen von den immer unverhohleneren Drohungen des „No-Vax“-Lagers, sondern der rationalen und verantwortungsbewussten Mehrheit zeigen, dass die Gesellschaft sich nicht von einer radikalen Minderheit diktieren lässt, wie lange die Pandemie noch dauert.

„Wir fordern, dass die Politik Farbe bekennt: Ja zur Wissenschaft, nein zum Rückzug ins Irrationale. Die epochalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts kann man nicht mit Gurus, Homöopathie und Bauchgefühl angehen, sondern mit Vernunft, Ernst und Gemeinschaftssinn. Die Impfung ist Sinnbild hierfür. Wenn die Gesellschaft jetzt vor den reaktionären Angriffen der Verschwörungsgläubigen einknickt, steht es schlecht um unsere Zukunft“, unterstreicht SH-Vize Rensi bitter.

Wenn man es nicht schaffe, eine sanitäre Maßnahme durchzusetzen, die bloß vor einer Seuche schützt, wie solle man dann die weitaus schwierigere, aber nötige sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft voranbringen?

Impfpflicht oder „Super Green Pass“ – heikel, aber notwendig?

Während in Österreich ab Februar 2022 eine Corona-Impfpflicht greifen soll, diskutiert Italien (auf Druck der Regionen) über eine Neugestaltung des Green Pass, den man demnach nur noch nach einer Impfung oder überstandener Krankheit erhalten könnte (sog. „2G“).

Beide Optionen betrachtet die Studierendenvertretung als das kleinere Übel im Vergleich zu ständigen Neuauflagen restriktiver Maßnahmen, die sich gleich gegen alle richten. Man könne außerdem eine mäßige Ungleichbehandlung von Geimpften und Ungeimpften akzeptieren, wenn dadurch die Aufrechterhaltung der Präsenzlehre, die Bewegungsfreiheit und das soziale bzw. wirtschaftliche Leben gesichert wird.

Anschließend wirft die Südtiroler HochschülerInnenschaft auch die Frage auf, ob es den Meinungsführer im Lande – in Politik und Verbänden – bewusst sei, dass die zu niedrige Impfrate auch die Außenwahrnehmung Südtirols äußerst negativ beeinflusst:

„Da wir doch sonst so sehr darauf bedacht sind, dass potenzielle Touristen ein gutes Bild von unserem Land haben, wundert es uns, dass die verschiedenen Interessenverbände sich nicht für entschiedeneres Handeln der Politik in puncto Impfung stark machen.“

Die sh.asus würde sich einem solchen Vorgehen, das heißt selbst einer Impfpflicht, jedenfalls nicht in den Weg stellen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (70)

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  • unglaublich

    Die SH ist alt geworden!

  • erich

    Ein Kompliment an die junge Intelligenz, da können sich die Oppositionsparteien ein Beispiel nehmen, bei dem „herumgeeire“, geht es nur darum, wie kann ich Wählerstimmen einsammeln und niemals um den Weg, was Wissenschaftler oder Studenten fordern. Dann fragen sich alle, wieso die Nichtwählerschaft zunimmt? Wer ist schuld wenn die Zeitung nicht gelesen wird, der Leser oder der Schreiber. Wer in Südtirol nicht SVP wählen will, findet leider keine Alternative, eine solche ideenlose, schwache Opposition hat es noch nie gegeben.

  • sigo70

    „In der Demokratie sollte Politik von der Mehrheit ausgehen!“
    Und wie ist da die Toleranz zu Minderheiten? Haben jene in so einer Demokratie keinen Platz mehr?
    Auch in den 30er und 40er Jahren gab es eine klare Mehrheit.

    • heracleummantegazziani

      Sie haben das mit dem Minderheitenschutz nicht verstanden, stimmt’s? Hier geht es nicht um den Schutz ethnischer, sprachlicher oder kultureller Besonderheiten. Wir sprechen hier von einer Splittergruppe, die sich den gesellschaftlichen Normen verschließt und nicht bereit ist sich an den Maßnahmen zur Eindämmung einer Pandemie, die alle Aspekte der Gesellschaft bedroht, zu beteiligen. Was soll daran schützenswert sein?

      • sigo70

        Das Problem ist, man legt die Impfquote so wie ein Wahlergebnis aus und vergisst dabei, dass der Großteil davon zur Impfung mit Druck und einseitiger Berichterstattung dazu genötigt wurde.
        Gilt Minderheitenschutz für Andersdenkende? Für solche, welche hinterfragen und nicht alles blind glauben?

        • heracleummantegazziani

          Schon wieder Quatsch. Ihre Behauptungen sind, wie 99% aus der Schwurbler-Ecke vollkommen aus der Luft gegriffen. Die einzigen, die sich von einseitiger Berichterstattung ins Bockshorn jagen lassen und blind glauben, sind die Mitglieder der Splittergruppe, der Sie offenbar auch angehören. Sonst hätten sie schon lange erkannt, welchem Bullshit sie dauernd aufsitzen.
          Nein, für Andersdenkende gilt kein Minderheitenschutz. Man kann und soll deren Meinung respektieren, aber das war es auch schon. Auch eine Meinung zu vertreten hat aber Konsequenzen und die muss der Andersdenkende auch akzeptieren. Genau hier liegt der Haken. Ihr wollt alle Vorteile der Gesellschaft ausnutzen aber nichts dazu beitragen.

  • nochasupergscheiter

    Liebe Hochschüler oder ewige Studenten…
    Das sollte es eigentlich in einer demokratischen Welt nicht geben…immerhin handelt es sich hier um fast ein Drittel der Bevölkerung… Dieser Anteil wird noch grösser werden…
    Für junge geimpfte, ich meine jüngere als euch… brachte es trotz Impfung oder gerade wegen der Impfung???… schwerere Verläufe…
    Das scheint mir jedenfalls so… weil ich viele geimpfte junge Leute kenne, denen es schlecht geht, und die die Welt nicht mehr verstehen…
    Vielleicht die nächsten schwurbler oder gar rechtsextremen wie die radikalen impfbefürworter alle impfzweifler gerne nennen… Ich kenne viele pfleger und Ärzte die sagen nö…. Sind vielleicht auch alles nur schwurbler und idioten???
    Ich finde es schrecklich wie ihr alle die eben einen berechtigten Zweifel haben, in die Ecke der idioten stellt…

    Diese Impfstoffe wurden als Rettung aus dem Ärmel gezogen, und wo sind wir jetzt?? Jeden dritten Menschen der neben euch steht als irgendwas zu bezeichnen, davor sollte sich eine Hochschülerschaft klar distanzieren, zur Diskussion anregen… Aber naja, ihr solltet vielleicht besser auf eine Arbeit gehen, im Moment wird ja ‚gesundes‘ Personal händeringend gesucht

    • heracleummantegazziani

      Aber über zwei Drittel der Bevölkerung sehen das eben genau umgekehrt. Dass ein Drittel beansprucht zwei Dritteln die Agenda zu diktieren, sollte es in einer demokratischen Welt nicht geben.
      Der Anteil wird gerade immer kleiner, Sie Genie.Entweder, weil man sich doch impfen lässt oder weil man stirbt.

    • esmeralda

      @nochsupergscheiter, Sie kennen viele junge Geimpfte? Wo sind die? Und wissen Sie genau, dass eventuelle Probleme mit der Impfung zusammenhängen? Jedes Wehwehchen ist bei Ihnen wohl plötzlich Folge der Impfung, Ja glauben Sie wirklich, dass vor der Impfung die jungen niemals krank wurden?

    • devils_son

      Sie könenn halt no selbständig denken, nicht so wie die meistne mittlerweile, nur no betreutes Denken. weil dort die Mehrheit sich sammen konnte, glaubt man Beweis zu haben, das Recht und die Wahrheit gepachtet zu haben… es kommt öfter mal alles anders, also „be pacient“

  • asoet

    Als ehemaliger Student bin ich sehr enttäuscht von den Aussagen der sh. Ich habe die sh noch anders in Erinnerung: weltoffen – freie Meinungsäußerung etc. Aber wenn ich das da lese, dann ist das wie eine „abgespeckte“ SVP-Jugend. Das klingt wie wenn man sagen würde, Oppositionelle dürfen nicht studieren!

  • sougeatsnet

    Als ehemaliger Student bin ich sehr glücklich über die rationalen Aussagen der SH-lerr. Offensichtlich gelingt es auch manchen jungen Leuten klare Gedanken zu fassen und sich nicht von unwissenschaftlichen Vermutungen treiben zu lassen. Mich erschüttert, dass gerade viele Leute aus dem Pflegebereich und auch manche Ärzte nicht der Wissenschaft vetrauen, sondern irgend welchen esoterischen Sektierern vertrauen. Viele haben damit gute Geschäfte gemacht. Wenn es aber ernst wird, gibt es keine Alternative zur Wissenschaft, nur diese hat uns dorthin gebracht, wo wir heute sind. Oder gibt es Leute, welche gerne ins Mittelalter zurückversetzt werden möchten?

  • seta

    Endlich mal klare Worte, die nicht darauf abzielen, (zitiere) “ sich anzubiedern“ und die Einstellung und Haltung der No – Vaxler nicht beschönigen oder abmildern, aus Angst, Sympathien zu verlieren. Etwaigen zukünftigen Wählern nach dem (leider teilweise komplett falsch gewachsenem) Maul zu reden und noch Honig drum herum zu schmieren bringt uns genauso wenig aus der Pandemie wie halbherzige „Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen“. Die Vertreter der Hochschülerschaft haben meinen vollen Respekt. Intellektuelle und „ewig Studierende“? Von mir aus. Aber mit diesem Statement zeigen sie, dass sie genug pa…e in der Hose haben, konkrete Maßnahmen zu fordern, wo Laissez Faire und Appell an die Eigenverantwortung augenscheinlich nicht greifen!

  • noando

    bravo an die sh – klare worte!

    ergänzend: es geht nicht nur darum, dass die politik mit dem anbiedern aufhört, sondern dass wir alle den fakenews die stirn bieten. das „stillsein“ um des friedens willen hat keine zukunft. die erfahrungen und erkenntnisse sprechen eine klare sprache: die impfen wirkt und ist in diesem winter der game-changer. freie meinungsäußerung ist kein freifahrtschein blödsinn zu verbreiten. fakenews zu widersprechen ist keine diskreditierung. die no-vax-fraktion wird nicht müde und lässt keine gelegenheit aus, ihre „vermutungen“ unters volk zu bringen. so viele „ufo-sichtungen“ wurden bereits widerlegt, und die wirksamkeit der impfung wird tag für tag deutlicher. also: klare worte sind gefragt – bravo sh!

  • foerschtna

    Die mediale Hetze gegen Ungeimpfte wird immer dreister. Wer glaubt, dass dieser Spuk mit einer Impfquote von 100% vorbei ist glaubt wohl auch an den Weihnachtsmann. Siehe Gibraltar, welches mit 100% Impfquote kurz vor dem Lockdown steht. Oder Schweden, wo es nie Zwangsmaßnahmen gab und gibt, und das mit einer ähnlichen Impfquote wie Deutschland derzeit die niedrigste Inzidenz in Europa hat.

    • esmeralda

      @foerschtna, die ganze Welt impft und es gab nur Probleme in Gibraltar? Das ist ein doch nur ein kleines Stück Land, wenn das alle deine Argumente sind, dann ist das recht dürftig. Da wird schon was bei der Impfung schiefgegangen sein oder viele haben sich gefälschte Impfpässe besorgt, solls auch geben, du Opfer

    • heracleummantegazziani

      Wieder einer, der Statistiken nicht versteht und aus dem Kontext reißt.

  • esmeralda

    Impfen hilft!
    „Acht Bezirke mit Inzidenz von über 2.000
    Wo weniger geimpft wird, sind die CoV-Infektionszahlen derzeit besonders hoch: Das zeigt sich bei einem Blick auf die am stärksten betroffenen Bezirke Österreichs. Derzeit gibt es acht Bezirke, deren 7-Tage-Inzidenz – also Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen je 100.000 Einwohner und Einwohnerinnen – über 2.000 liegt. Die betroffenen Bezirke weisen durchwegs schlechte Impfzahlen auf.“
    Quelle: http://www.orf.at

  • kritiker

    Immer die gleichen Eiertreter in diesem Forum.

  • tirolersepp

    Christian Drosten
    @c_drosten
    Ein fast vollständiges Schließen der Impflücken ist durch nichts zu ersetzen. Wer das noch nicht kapiert hat, hat es noch nicht kapiert. Boostern beruhigt die Inzidenz im Winter, aber mit der jetzigen Impflücke kommen wir nicht in die endemische Situation.

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