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Die Fleisch-Wahrheit

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Südtirol importiert jährlich 72.000 Tonnen Schweinefleisch – das sind 723.000 tote Schweine. Die Grünen fordern ein Umdenken.

Woher unsere Lebensmittel stammen, das interessiert immer mehr Menschen. Bewusster Fleischkonsum, Vegetarismus und vegane Ernährung sind zwar auf dem Vormarsch, trotzdem wird in Südtirol immer noch sehr viel Fleisch konsumiert und vor allem verarbeitet.

„Problematisch ist das vor allem aus mehreren Gründen“, sagt Brigitte Foppa. Der Fleischkonsum sei einer der großen Treiber für die Erderwärmung, in der Größenordnung der weltweiten Mobilität. Die Umweltbelastung durch Ausscheidungen, Gase, Futtermittelproduktion etc. sei enorm. Und das Tierleid, das Massentierhaltung und Transporte quer über den Globus mit sich bringen, sei so groß, dass man davor gern die Augen verschließe. „Wir brauchen daher Daten, um eine offene und sachliche Debatte in Südtirol führen zu können“, so die Grüne Landtagsabgeordnete. „Denn nur allzu gern denken wir daran, dass wir eine glückliche Insel sind und dass das Fleisch, das in Südtirol gegessen wird, auch aus Südtirol stammt. Das ist leider eine völlig falsche Vorstellung.“

Aus Landtagsanfragen der Grünen – Referenzjahr 2019 – geht hervor, dass in Südtirol 9.267 Schweine Leben. Davon werden jährlich 6.740 geschlachtet. Das entspricht 674.000 Kilogramm (674 Tonen) verwertbarem Schweinefleisch.

Die Importzahlen aber haben es in sich: Aus dem Ausland werden sage und schreibe 72.295.987 Kilogramm (2019) verwertbares Schweinefleisch importiert. „Das bedeutet, dass jährlich 723.000 Schweine (tot) nach Südtirol kommen. Das ist de facto 1,5 Schwein pro Einwohner:in Südtirols“, rechnet Brigitte Foppa vor. Die Schweine werden hier verarbeitet (z.B. zu 7,5 Millionen Hammen Speck). Wenn man all diese Schweine lebend aneinanderreihen würde, so würde die Kette laut den Grünen vom Brenner bis Bari reichen.

„Es heißt auch, dass 99 Prozent des Schweinefleisches, das in Südtirol gegessen und verarbeitet wird, aus dem Ausland kommt. Der Import aus den anderen italienischen Regionen ist nicht erfassbar, müsste aber zu dieser Zahl noch dazugerechnet werden. Von einheimischem Schweinefleisch kann in Südtirol wirklich kaum geredet werden. Das sollte man einfach wissen, wenn man von Regionalität spricht“, so die Grüne.

Brigitte Foppa abschließend: „Wir müssen ehrlich sein. Hinter dem schönen Bild der freilaufenden Schweine, das wir im Lande sehen, verbirgt sich eine andere Wahrheit, nämlich Hunderttausende von Tieren, die in Massenbetrieben in Deutschland oder den Niederlanden wie Industrieware gehalten und in oft qualvollen Transporten zur Schlachtung gebracht werden. Südtirol ist Teil von diesem Mechanismus.“ (mat)

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Kommentare (28)

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  • andreas

    Wie man aus 723.000 Schweinen 7,5 Millionen Hammen Speck macht, wäre interessant zu wissen.

    Lebensmittel können im großen Stil nun mal nur durch industrielle Produktion zu akzeptablen Preisen hergestellt werden.
    Die sozialromantische Vorstellung der Grünen, dass jeder seine Streuobstwiese, sein Hausschwein und seine Milchkuh zuhause hat, lässt sich leider nicht umsetzen,

    Da sozial Schwächere nicht das Publikum der Grünen sind, interessiert es Foppa anscheinend nicht, dass diese sich nun mal nur niedrigpreisigere Lebensmittel leisten können und „regional“, aus Kostengründen, für sie keine Alternative ist.
    Nebenbei habe ich z.B. wenig Lust, mich von einem einheimischen Bauer für dumm verkaufen zu lassen, da es genügend schwarze Schafe gibt, siehe Marillen, Kastanien, Kirschen, Eier, Geflügel, usw.

    Auch steht es einer Foppa nicht zu, jemanden erklären zu wollen, wie oft und welches Fleisch er essen soll.
    Da die Politik anscheinend unfähig ist dafür zu sorgen, dass sich jeder ev. regional leisten kann, versuchen sie es halt mit Belehrungen.

    • leser

      Anderle
      Um dich vom wunder zu bringen
      Due 7,5 millionen hammen kommen bereits zerlegt übern brenner
      Es ist dir wohl entgangen, dass südtirol hersteller von südtiroler speck ist der südtirol zwar nicht kennt aber dafür die schönste speckkönigin krönt und vom schnellsten speckaufschneider wollen wir gar nicht reden
      Anderle wenn du deine milch vom bauern holst oder deine kastanien vom bauern klaust bist du noch lange nicht ein nachhaltiger konsument
      Und nur weil du minderbemittelte verspottest die lidlfleisch kaufen, verbessetst du die welt auch nicht
      Foppa hat recht in ihrer kernaussage , da kann dein arrogant eingebildetes intellekt nichts daran ändern

  • vinsch

    Einheimische Schweine gibt es nicht. Die paar, die wir auf den Almen sehen, gehen ganz sicher in keine Statistik ein. Die Grünen müssen den Mut haben, endlich ein Umdenken in der Ernährung zu fordern. Dass tierische Proteine die Ursache vieler unserer Zivilisationskrankheiten sind, ist bei „halbwegs Informierten“ schon längst angekommen. Leider verschreiben unser Ärzte immer noch gerne Tabletten, erhöhen einfach die Dosis, als eine Ernährungsumstellung zu empfehlen. Gleichzeitig würde man dann dieser Tierquälerei endlich den Garaus machen. Aber wer hat den Mut gegen die Fleischlobby vorzugehen????

  • erich

    des isch jo a richtiger Blödsinn, bei ins isch koan Plotz für große Mastereien, und wenn, müsste s Futter von außen hergekart werden und die Gülle entsorgt werden, wo wir heint schun zuviel hobn. In Deutschland und Österreich gibs viele große landwirtschaftliche Betriebe de s Futter selber produzieren, bei de werden die Tiere guat gefüttert und gut behandelt. Weiter gibt es in flachen Gebieten viel weniger Geruchsbelästigung.

  • sukram

    Diese Massentierqualerei ist für mich der größte Grund, mich als Südtiroler für Südtirol und die abscheuluchen Taten bestimmter Landsleute zu schämen.

    • rumer

      @sukram
      schalt mal dein Hirn ein: 99% der Schweine kommen aus dem Ausland. WO findet dann wohl die Massentierhaltung statt????
      50 Kühe in einem Stall, so wie in Südtirol üblich, sind noch keine Massentierhaltung. Im Gegenteil, da haben die Kühe wenigstens etwas Gesellschaft.

      • sukram

        @rumer: schalte dein Gehirn ein. Die Schweine werden nach einer un würdigen 6-8 monatigen Zucht (natürliche Lebenserwartung 15 Jahre) qualvoll nach Südtirol transportiert und qualvoll getötet.

  • florianegger

    Wenn wir irgendwann Käfer und Heuschrecken auf unserem Speiseplan haben, werden aufgrund der notwendigen Mengen auch diese nicht artgerecht gezüchtet werden können.

  • heinz

    Das Hauptproblem ist, dass Fleisch immer noch viel zu billig verkauft wird. Würde man Tierwohlstandards gesetzlich nach oben heben und damit der industriellen Massentierhaltung den Riegel vorschieben, würde sich das Preisniveau dem automatisch anpassen und der Fleischkonsum ganz von allein auf ein Drittel sinken. Das Klima und nicht zuletzt die Tiere sowie die Gesundheit der Menschen wären direkte Nutznießer davon.

  • hallihallo

    ja liebe foppa, in wenigen wochen gibt es in deutschland eine neue regierung mit grünen-beteiligung. da wird das problem der massentierhaltung sofort angegangen . sonst müssen sie halt persönlich bitte nachhaken.
    und dann wird wohl jedem deutschen der fleischkonsum pro jahr vorgeschrieben, oder ?

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